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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Mitchell um die Gabe der Heilkunst bringen.
    Kevin merkte, wie sich die Fähigkeiten, die er Paul gestohlen hatte, zu allen anderen gesellte, die seinem Körper bereits innewohnten, und er fühlte sich so stark wie nie zuvor. »Nehmen Sie es ab, Juliette!«
    Hinter ihr schüttelte Mitchell das Haupt, als wollte er einen klaren Kopf bekommen, und schwankte. Kevin hielt ihn fest. Lächelnd beobachtete er, wie Juliette blinzelte und nach dem Armband tastete.
    Doch noch bevor ihre Finger das Gold umschlossen, versank der Bunker im Chaos. Die schwere Metalltür wurde aus den Angeln gerissen und schleuderte mehrere Adarianer gegen die nächste Wand. Die Höhlenwände bebten. Bedrohlich flackerten die Lampen und erloschen.

32
    Neben Juliette erklang ein Knurren, dann ein schmerzliches Ächzen, und sie fiel. Doch bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte, landete sie in einem anderen Paar starker Arme und wurde an eine muskulöse Brust gedrückt. Völlig desorientiert, von Schwindelgefühlen benebelt, kniff sie die Augen zusammen. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie die Geräusche hektischer Aktivitäten und das sich entfernende Geschrei der Adarianer wahr. Sie selbst konnte nichts tun, während der Wind ihr das Haar ins Gesicht peitschte und der Entführer mit ihr durch das Dunkel raste.
    »Alles okay, Jules, ich bin’s«, erklang eine tiefe Stimme an ihrem Ohr. Etwas unglaublich Weiches streifte ihre Wangen, und sie roch den Duft von Gewürzen oder Weihrauch. Diese Stimme kam ihr bekannt vor. Doch es dauerte eine Weile, bis ihr einfiel, woran selbige sie erinnerte: an den Film Ausgleichende Gerechtigkeit.
    Uriel! Vor maßloser Erleichterung seufzte sie auf, obwohl sie nicht wusste, ob sie schon in Sicherheit war.
    Sie wandte sich in seinen Armen ein wenig zur Seite und öffnete die Augen, als der Erzengel mit ihr aus der Höhlenöffnung in die mondhelle Nacht schnellte. Über Juliettes Kopf breiteten sich gigantische Schwingen aus und schimmerten irisierend, schwarz und grün. In stetigem Rhythmus schlugen sie kraftvoll und trugen sie empor.
    Nach einer sanften Landung auf der Klippe hielt Uriel sie immer noch in den Armen. »Sie ist verletzt«, sagte er zu jemandem über ihren Scheitel hinweg, und sie wollte sehen, wer das war. Aber ihr Hals schmerzte zu sehr, und sie konnte ihren Kopf nicht nach hinten drehen.
    »Gut gemacht, Liebes.« Als sie Gabriels schottischen Akzent erkannte, führ ihr Kopf trotz aller Qualen herum. Da stand der einstige Himmelsbote. Seine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt schien Juliette gegen alle Welt abzuschirmen, sein schwarzes Haar wehte im Meereswind. Mit seinem Dreitagebart wirkte er attraktiver denn je. Bei seinem Anblick ließen ihre Schmerzen nach, und seine silbernen Augen zogen sie in den üblichen Bann. »Typisch meine Süße.«
    »Sie trägt das Armband.« Jetzt trat Michael hinzu, und Juliette fühlte sich endgültig sicher.
    Nur widerstrebend machte Gabe ihm Platz, und Michael legte seine Hand auf ihre Brust. Das vertraute Gefühl von Hitze und Licht kehrte zurück, wie bei der ersten Heilung, die Juliette dem einstigen Krieger verdankte. Allmählich verebbten die Schmerzen in ihrem Hals. Die Schwäche jedoch blieb. Was war diesmal anders?
    »Tut mir leid, Jules.« Michael zog seine Hand zurück, die leicht geröteten blauen Augen voller Mitgefühl. »Der Biss eines Vampirs verwandelt ein Opfer nur in seinesgleichen, wenn er es wünscht. Davon wurdest du verschont. Aber den Blutverlust kann ich nicht ersetzen. So weit reicht meine Macht nicht.«
    Juliettes Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Nun freute sie sich erst einmal, weil die Brüder wieder bei ihr waren, von den geschlossenen Wunden an ihrem Hals ganz zu schweigen. »Danke«, sagte sie aus tiefstem Herzen, ehe ihr noch etwas einfiel. »Wie kommt es, dass ihr so schnell hier wart?« Über dreihundert Meilen lagen die Hebriden entfernt.
    »Az hat dich aufgespürt«, antwortete Gabriel.
    »Dann hat er uns informiert«, ergänzte Uriel, »und wir sind durch ein Portal des Herrenhauses hergekommen.«
    Juliette nickte. Da gerade von dem Vampir-Erzengel die Rede war – wo steckte er? Sie schaute sich um und sah Max ein paar Schritte entfernt stehen. Nur Azrael fehlte.
    Plötzlich begann die Klippe unter Uriels Füßen heftig zu beben, und er umfasste Juliette fester. »Es ist so weit«, murmelte er und trug Juliette mit kraftvollen Flügelschlägen in die Luft empor. Sie schaute verwirrt in die Tiefe und sah den Felsen

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