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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Juliettes Aufzeichnungen hatte er herausgefunden, dass sie die Äußeren Hebriden zu Forschungszwecken besuchen würde. Nun wollte er einen Bibliothekar oder Ethnografen mimen, ihr Vertrauen gewinnen und sie in dunkler Nacht an einen einsamen Ort locken. Zudem hoffte er, genug Zeit zu finden, um die gemeinsame Rückkehr in die Vereinigten Staaten vorzubereiten. So einfach war es nicht, eine bewusstlose oder widerstrebende Gefangene über den Atlantik zu transportieren. Zumindest heutzutage nicht mehr.
    Doch das Schicksal hatte sich gegen ihn verschworen, und die Zeit wurde knapp. Da der Erz- und der Sternenengel einander so nahe waren, würden sie sich bald kennenlernen. Und danach würde Daniel keine Chance mehr bekommen, sich an Juliette heranzumachen. Nie mehr.
    Seufzend beugte er sich in seinem Sessel vor. Wenn er nicht sofort die Initiative ergriff, würden die beiden einander womöglich schon bemerken, während sie von Bord gingen. Er beobachtete noch eine kleine Weile, wie der schöne Sternenengel die Treppe zum Unterdeck hinabstieg und das hüftlange Haar im schwachen Licht schimmerte. Dann stand er auf, seinen schwarzen Rucksack in der Hand. Den hatte er nach seiner Flucht aus dem Hauptquartier der Adarianer gekauft. Darin verwahrte er alles, was er brauchte, um Juliette zu betäuben, falls er Gewalt anwenden musste. Und damit rechnete er.
    Er ging zu den Stufen und blickte auf die wachsende Menschenmenge hinab. Als er den Sternenengel nirgendwo entdeckte, unterdrückte er einen Fluch und eilte hinunter. Im Gesichtermeer zwischen den zwei Treppenschächten begegnete er einigen weiblichen Augenpaaren, aber keinem haselnussbraunen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Wie hatte er Juliette so schnell aus den Augen verlieren können? Offenbar war sie einfach um die Ecke gebogen.
    Von wachsendem Unbehagen erfasst, bahnte er sich einen Weg durch das Gedränge und spähte zu der Treppe, die direkt gegenüber zum offenen Aussichtsdeck hinaufführte. Dort hatte sich während der Fahrt nur Black aufgehalten.
    Keine Spur von ihm. Also muss er noch da oben sein.
    Daniel drehte sich um, folgte den Passagieren zum Ausgang, und seine Gedanken überschlugen sich. Nun musste er Juliette finden und ihr auf den Fersen bleiben, bis er sie irgendwo allein antreffen würde. Dabei durfte man ihn nicht beobachten. Neben den Toilettentüren hielt er inne und wühlte in seinem Rucksack. Als er sicher war, dass niemand ihn beachtete, schlüpfte er in die Männertoilette. Wie er erleichtert feststellte, war er allein. Hastig machte er sich unsichtbar.
    Dann wartete er, bis ein anderer Mann hereinkam, und huschte durch die offene Tür hinaus. Langsam steuerte die Menschenmenge das offene Unterdeck an. Daniel zwängte sich geschickt hindurch, bis er vorn am Rand der Leute stand und all die Gesichter musterte.
    Da.
    Juliette verließ das Gedränge und überquerte die Straße. Dank der Quittungen auf ihrem Stick wusste er, dass sie einen Mietwagen bestellt hatte, den sie hier in Stornoway übernehmen wollte. Nun ging sie zur Leasingagentur. Er rannte ihr nach und drosselte sein Tempo erst, als er bis auf zwanzig Schritte an sie herangekommen war. Noch immer keine Spur von Black, aber zu viele Leute waren hier unterwegs. Vorerst konnte er nichts ohne Zeugen unternehmen.
    Allmählich verlor er die Geduld. Am Rande seines Bewusstseins entstand ein unangenehm vages Gefühl, das ihn an seine hellseherische Gabe erinnerte. Hin und wieder passierte das. Und diesmal missfiel es ihm. Was mochte es bedeuten? Das würde er nur erfahren, wenn er in die Zukunft blickte. Doch das würde ihm Schmerzen bereiten und ihn schwächen. Um Juliette zu überwältigen, brauchte er seine ganze Kraft.
    Je früher, desto besser. Auch die Unsichtbarkeit schwächte ihn, und er wusste nicht, wie lange er diesen Zustand beibehalten musste.
    Juliette ging zur einzigen Autoleasingagentur auf den Äußeren Hebriden. Mit wachsender Ungeduld folgte er ihr. Seine Gedanken schweiften zu den anderen Adarianern. Was mochte der General inzwischen unternommen haben?
    Als Juliette das Büro betrat, lehnte Daniel sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite an eine feuchte Mauer. Nur mehr ein paar Stunden, und sie ist allein im nebligen Moor. Nun ja, fast allein. Natürlich würde er sie begleiten, unsichtbar auf dem Rücksitz ihres Mietwagens. Ihr Verschwinden würde sich mühelos mit einem Unfall erklären lassen. Hier draußen waren die Straßen gefährlich, schmal und

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