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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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euch.«
    Er küsste ihre Stirn und ihre Lippen und ergriff ihre Hand. Gefolgt von den anderen, durchquerten sie das Studio. Auf dem Weg zum Ausgang erwähnte keiner Jacqueline Rain oder die TV-Sendung, die sie versäumten. Jetzt ging es um wichtigere Dinge, um den Grund ihres Erdendaseins.
    Mühelos manipulierte Azrael die menschlichen Gehirne ringsum und hypnotisierte die Leute, sodass sie verstummten und erstarrten. Gleichzeitig nutzte er ein anderes Talent und beeinträchtigte das elektrische Feld des Gebäudes. Als er zusammen mit seinen Gefährten die Ausgangstür passierte, erloschen alle Lichter im Studio, was ein mildes Chaos verursachte.
    Blitzschnell schloss Max die Metalltür hinter sich und trat beiseite. Mit erhobenen Armen verwandelte Az die Tür in ein vibrierendes Portal zum Herrenhaus, das sie gemeinsam durchschritten. Sekunden später öffnete Azrael das nächste Portal – in eine schottische Nebelnacht.
     
    Gabriel stand von der Pritsche in der kleinen Zelle auf, ging zu den Gitterstäben und reichte sein Handy hindurch, das man ihm kurzfristig überlassen hatte. Wortlos wurde es von Constable Fields entgegengenommen, einem jungen Engländer, der sich als Teenager in Schottland verliebt und deshalb seinen Wohnsitz verlegt hatte.
    Wie es der Cop erwartete, kehrte Gabriel ihm den Rücken und ließ sich durch das Gitter wieder mit Handschellen fesseln. Das hatte Dougal angeordnet. Natürlich war es sinnlos, aber das wussten die Menschen nicht.
    Gabriel ging zur Pritsche zurück und setzte sich. Tief und langsam atmete er durch den Mund ein und durch die schmerzende Nase aus, die nach dem Kopfstoß des Adarianers noch nicht wieder vollends geheilt war. Dann sah er sich um. Vor der Zelle hielten drei Bullen Wache. Einer erledigte Schreibarbeiten, ein anderer telefonierte, und der dritte trank Kaffee, während er den Gefangenen aufmerksam beobachtete. Auch das hatte der Chief Inspector befohlen.
    Selbst wenn Gabriel seine Hände hätte benutzen können, hätte er kein Portal zum Herrenhaus öffnen dürfen. Zu viele Zeugen. Und die Erzengel hatten schon vor langer Zeit gelernt, das zu vermeiden.
    Nachdem Angus Dougal ihn ins Gefängnis gebracht hatte, war er sofort verschwunden. Nun suchte er die junge Frau, die das Hotelzimmer gebucht hatte, eine wichtige Zeugin.
    Gabe hatte zwar mit Max telefoniert, aber nur wenige Einzelheiten erwähnt, in der Sprache, die sie vor ihrer Ankunft auf der Erde benutzt hatten. Jetzt hoffte er, Max hätte verstanden, worum es ging, und würde entsprechend agieren. Fast war er sich sicher, dass er es tun würde. Aber ›fast‹ genügte nicht, um Gabriel zu beruhigen.
    Juliette.
    Mit geschlossenen Augen sprach er den Namen so leise aus, dass nur er es hörte. In seinen Ohren klang der schöne Name wie eine süße Verheißung. Vor vierhundert Jahren hatte er sich in eine Julia verliebt, bei der Lektüre von Shakespeares Drama. Welch ein wunderbares Mädchen, zerbrechlich und stark zugleich, von William auf bezaubernde Weise eingefangen.
    Jetzt war Juliette, sein Sternenengel, da draußen in der Kälte. Wenn ein Mann das Ziel seiner Sehnsucht erreichte und nicht mit aller Macht festhielt, konnte er es für immer verlieren.
    So leicht könnte er aus dem Gefängnis ausbrechen, die Gitterstäbe schmelzen, mittels Telekinese Gegenstände umherschleudern, ein Portal zum Herrenhaus öffnen. Max wäre verpflichtet, das Chaos zu beseitigen. Er würde die Erinnerungen der Polizisten löschen, Akten und Beweise vernichten.
    Ganz einfach.
    Doch als Gabe sich gerade dazu entschlossen hatte, blickte er zufällig zur Tür der Wache, wo sich ein.45er Colt in der Luft materialisierte – einen Sekundenbruchteil, bevor der unsichtbare Adarianer auf den Ersten der drei Polizisten zielte. Dann feuerte er auf Fields, der sich verwirrt umgedreht und die schwebende Waffe angestarrt hatte, und der junge Constable sank von seinem Stuhl.
    Gabriel sprengte seine Handschellen, stürmte zur Gittertür, öffnete sie mittels Telekinese und wollte sich auf den Adarianer werfen, da richtete sich der Colt auf ihn. Die Kugel raste heran, und der Aufprall brachte ihn aus dem Gleichgewicht, sodass er sich an den Gitterstäben festhalten musste.
    Nur wenige Schritte entfernt, musterte der Letzte der drei Cops voller Entsetzen die schwebende Waffe, die nun auf ihn zielte und feuerte.
    Gabriel ignorierte den Schmerz in seinem Kinn und stieß sich vom Gitter ab. Einen Herzschlag später lag er auf dem Adarianer.

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