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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Max’ Handy steckte. Das bedeutete nichts Gutes, denn Gabriel rief ihn nur selten an.
    Max zog das Handy hervor, klappte es auf und hielt es ans Ohr. »Hi, Gabe. Gerade haben wir von dir geredet.« Dann schwieg er und hörte sich, von Uriel aufmerksam beobachtet, Gabriels Bericht an. Aus den Augenwinkeln sah er die TV-Assistenten aufgeregt winken. Aus diversen Kopfhörern tönten Wortfetzen. Aber das waren nur Hintergrundgeräusche, unwichtig, verglichen mit dem, was er nun hörte. »Ja, ich verstehe.« Er schloss das Handy, steckte es ein und wandte sich zu Michael, der soeben hinter dem Set aufgetaucht war und zu ihnen kam. Der einstige Krieger war groß und kraftvoll, stets in stolzer Haltung zu sehen, hatte dichte blonde Locken und saphirblaue Augen, ein markantes Kinn und noch ausgeprägtere Moralvorstellungen. Er war Cop beim New Yorker Police Department, derzeit außer Dienst. Wann immer er nicht arbeitete, suchte er seine ›Familie‹ auf, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
    Mit gehobenen Brauen bekundete er sein Interesse an der Diskussion und schlüpfte aus seiner Jacke. Darunter kam ein Doppelhalfter mit zwei Pistolen zum Vorschein. Im Hosenbund seiner Jeans steckte die Polizeimarke.
    »Gabriel hat seinen Sternenengel gefunden«, teilte Max den beiden Männern mit.
    »Sag das noch mal«, japste Michael, die Jacke noch in der Hand.
    »Was?« Uriel richtete sich kerzengerade auf.
    »Er hat seinen Sternenengel gefunden«, wiederholte Max ganz langsam.
    Da zog Michael die Jacke wieder an und stemmte beide Hände in die Hüften. »Kein Witz?«
    »Hältst du uns zum Narren?«, fragte Uriel.
    An seiner Seite war Eleanore erschienen, um mitzureden. »Spuck’s schon aus!«, verlangte sie. Offensichtlich hatte sie genug gehört. »Ist er in Schottland? Braucht er unsere Hilfe?«
    Die Männer blinzelten. Dann ergriff Max das Wort. »Er glaubt, dass sie Juliette heißt. Den Zunamen kennt er nicht. Wahrscheinlich hat sie Ärger. Er bediente sich unserer Sprache. Und das kann nur eins bedeuten: Sie schwebt in Gefahr. Wie er mir erzählt hat, ist die Frau, von einem Adarianer verfolgt, in die Nacht hinausgerannt. Im Moment sitzt Gabe hinter Gittern.«
    »Was?«, stießen die zwei Männer unisono hervor, und Max schnitt eine Grimasse.
    »Er rief mich aus einer Gefängniszelle auf Lewis an.«
    »Also auf nach Lewis!«, erklang eine neue Stimme, tiefer und melodischer als die anderen. Alle wandten sich dem überdurchschnittlich großen Mann zu. In schwarzen Stiefeln und Jeans, schwarzem Hemd, schwarzer Lederweste und einem schwarzen Trenchcoat hatte er sich durch den Korridor genähert, der zur Gasse hinter dem Studio führte. Seine glänzenden pechschwarzen Haare waren schulterlang, die markanten Züge überirdisch schön, die hypnotischen Augen schimmerten golden wie Bernstein. Und sein umwerfender Anblick passte zu seinem Wesen, denn er war Azrael, der ehemalige Todesengel.
    Vor zwei Stunden war die Sonne untergegangen, und Az hatte vermutlich soeben seine Mahlzeit beendet. Im Gegensatz zu seinen Brüdern hatte er vor gut zweitausend Jahren bei seiner Ankunft auf der Erde eine eher düstere Verwandlung erlebt. Max nahm an, dies hinge mit Azraels Vergangenheit zusammen und die eher deprimierende Tätigkeit, die er so lange ausgeübt hatte, müsste seinen Charakter irgendwie beeinflusst haben. Denn er war seither ein Vampir, der Erste seiner Art.
    »Wie spät ist es jetzt in Schottland?«, fragte Michael, offenbar um Azrael besorgt, der kein Sonnenlicht vertrug.
    Max schaute auf seine Uhr. »Etwa drei Uhr morgens«, erwiderte er nach einer kurzen Berechnung. »Also bleiben uns noch einige Stunden.«
    »Ellie, bitte.« Uriel wandte sich zu seiner Frau und umfasste ihre Oberarme. »Tu mir den Gefallen und bleib hier.«
    Sofort versteifte sie sich, und es war ihr anzumerken, dass sie vehement protestieren wollte. Aber er sprach so sanft und zärtlich mit ihr, da er wusste, er würde sie zu nichts zwingen können. Deshalb hob sie nur ihre Hände, um auf ihre Heilkunst hinzuweisen. »Vielleicht braucht ihr mich.«
    Da nickte Uriel, und Max war von seiner mühsam erlernten, für einen Erzengel ungewöhnlichen Geduld beeindruckt. »Ich weiß, Baby. Trotzdem solltest du warten, bis wir feststellen, ob wir dich wirklich brauchen. Du darfst nicht in eine Falle tappen. Bitte, kehr in unser Haus zurück. Wir werden uns bald melden.«
    Darüber schien sie nachzudenken. Dann schloss sie die Augen und nickte. »Beeilt

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