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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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gründlich erforscht. Denn ich habe ein paar Ideen für meine TV-Serie, die ich Ihnen erklären möchte.«
    Erleichtert atmete sie auf, was sie erfolglos zu verhehlen suchte. Nun grinste er breit, und sie entspannte sich ein wenig. »Nein, noch nicht.«
    »Oh, fabelhaft.«
    Der Wein und das Mineralwasser wurden serviert. Für eine kleine Weile verstummte die Konversation.
    Während Juliette einen Schluck eiskaltes Wasser nahm, füllte Sam ihr Glas mit blutrotem Wein. »Sicher wissen Sie bereits, welches Material Sie für Ihre Dissertation brauchen. Aber was Ihre Arbeit für mich betrifft, will ich das Fachgebiet ein bisschen eingrenzen.«
    »Oh?« Unsicher schaute sie ihr Weinglas an, wollte daran nippen und ihre Nerven beruhigen. Aber es war noch relativ früh am Tag, und wenn sie zu viel Alkohol trank, würde sie bereits am Nachmittag einschlafen.
    »In Schottland gibt es eine besondere Legende«, begann Sam, »die auf den Äußeren Hebriden entstand, der Heimat Ihrer Vorfahren.«
    Verwundert hob sie die Brauen. Was wusste er über ihre Familie? War er von ihrem Studienberater informiert worden?
    »Schon immer hat sie mich fasziniert«, sagte Sam.
    Jetzt ergriff McNabb das Wort, und sein hübsches Gesicht nahm einen bezwingenden Ausdruck an, den wohl nur ein Schauspieler zustande brachte. »Diese Legende handelte von einem Kriegsherrn, der vor zweitausend Jahren auf den Inseln lebte. Vielleicht haben Sie davon gehört? Der Dorcha Draíodóir, der Schwarze Zauberer?«
    Juliette runzelte die Stirn. Genaugenommen bedeutete ›dorcha‹ eigentlich ›dunkel‹. Aber vielleicht war die Übersetzung irgendwann zu ›schwarz‹ geändert worden. »Tut mir leid«, gab sie zu, »den Schwarzen Zauberer kenne ich nicht. Aber Ihr Gälisch ist ausgezeichnet.«
    Erfreut über das Lob grinste er.
    »Der Legende nach«, fuhr Sam fort, »erlangte der Zauberer ein langes Leben, indem er die Kräfte junger Frauen mittels … eines Rituals in sich aufnahm.«
    Fasziniert hörte Juliette zu.
    »Er lockte sie alle in sein Bett«, erläuterte McNabb. »Am nächsten Morgen war die jeweilige Frau tot, und er fühlte sich doppelt so stark wie zuvor. Nur ganz besondere junge Frauen suchte er aus.«
    »Von den Dorfbewohnern wurden sie ›Sternenengel‹ genannt«, ergänzte Sam.
    Juliettes Blut gefror, ihr Puls raste. Beinahe wurde ihr schwarz vor Augen.
    Als hätte Sam ihr Entsetzen nicht bemerkt, sprach er in ruhigem Ton weiter. »Angeblich besaßen sie gewisse Fähigkeiten, darunter die Heilkunst.« Nun ergriff er mit einer lässigen Geste sein Glas und kostete den Wein.
    Wie durch einen dunklen Schleier starrte sie ihn an, alles ringsum verschwamm, und ihre Brust schmerzte. Was sie da hörte, konnte sie einfach nicht glauben.
    »Natürlich ist die Legende des Dorcha Draíodóir zu gut, um ignoriert zu werden«, meinte Sam. »Ich möchte sie in meiner TV-Serie verwenden, und deshalb nimmt Law an unserem Lunch teil.« Lächelnd nickte er dem Hollywoodstar zu. »Er wird den Zauberer spielen. Aus diesem Grund wollte ich ihn mit Ihnen bekannt machen, Juliette. Damit er von Anfang an das richtige Gefühl für seine Rolle bekommt.«
    Juliette hörte sich reden und wusste nicht einmal, wie sie die Worte fand. Wie in einem Traum schien sie sich selbst zu beobachten. »Soll ich die Legende genauer erforschen?«
    »O ja«, bestätigte Sam. »Zweifellos eignen Sie sich bestens für diese Aufgabe.«
    Sein Blick, der alles zu sehen schien, ließ sie verstummen. Plötzlich fürchtete sie, die Besinnung zu verlieren.
    Auch McNabb nahm einen Schluck Wein. »Ich kann die Dreharbeiten kaum erwarten. Natürlich sehe ich anders aus als der Zauberer. Ich habe keine schwarzen Haare, und meine Augen sind heller. Aber wozu gibt’s Maskenbildner?«
     
    »Mann, Gabe, setz dich endlich! Du machst mich ganz nervös!« Am späten Montagnachmittag saß Michael auf einem der drei Sofas im Wohnzimmer des Herrenhauses und beobachtete den einstigen Himmelsboten, der rastlos umherwanderte.
    »Das kann er nicht, Mike. Glaub mir, an seiner Stelle wärst du genauso unruhig.« Uriel spähte durch die offene Tür des Speiseraums herüber, wo er am Esstisch saß.
    Abrupt blieb Gabriel stehen und starrte ihn an. Dass die beiden Erzengel nicht allzu gut miteinander auskamen, war kein Geheimnis. Aber jetzt bekundeten Uriels grüne Augen ein neues Verständnis, sogar Mitgefühl. Was Gabe in diesem Moment durchmachte, hatte er selbst erlitten, voller Angst und Sorge um

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