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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Leben?«, flüsterte sie und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. So heiß fühlten sich ihre Wangen an, der Alkohol glühte in ihren Adern. Sie trank fast nie, das passte nicht zu ihr.
    Plötzlich gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie rutschte an der Wand der Liftkabine hinab. Den Kopf gesenkt, saß sie am Boden und zog die Knie an. Zum Glück würde sie allein bis zur obersten Etage fahren. Nachdem sie die Schlüsselkarte in den Schlitz gesteckt hatte, würde der Aufzug sonst nirgendwo halten. Sie war zu schwach, um aufzustehen. Denn in diesem Moment erkannte sie die erschütternde Wahrheit: sie war zu einer Superheldin geworden, einer Gestalt aus oder in einer Geschichte.
    Sie war innerhalb weniger Tage auch zu vielen attraktiven Männern begegnet. Solche Typen gab es nicht wirklich. Zumindest keine ungebundenen. Und diese Legende war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Juliette trieb in einem Meer aus lauter Unsinn dahin, ertrank darin. In einer Märchenwelt gefangen, sah sie keinen Ausweg. So als wäre sie in einem Traum eingesperrt, aus dem sie nicht erwachen konnte. War es das, was hier geschah? Lag sie in einer Art Koma? War ihr Kopf gegen Korallen geprallt, während sie den Surfer aus dem Wasser gezogen hatte? Bildete sie sich das alles in irgendeinem Krankenhausbett ein?
    Welch ein grausiger Gedanke. Zwischen Leben und Tod gefangen … Müde saßen ihre Eltern und Freunde neben dem Bett und gaben die Hoffnung auf.
    Nein, sie wollte erwachen!
    Aber in den Tiefen ihrer Seele wusste sie, dass es kein Traum war. Denn ihre Träume waren anders. In ihren Träumen spürte sie niemals Schmerzen. Jetzt hingegen fühlte sich alles real an, obwohl sie es nicht glauben konnte.
    »Wenn mich doch jemand retten würde …«, flüsterte sie, den Tränen nahe.
    Plötzlich ging ein heftiger Ruck durch die Liftkabine. Glücklicherweise saß Juliette schon auf dem Boden, sonst wäre sie hingefallen. Der Aufzug verlangsamte kreischend sein Tempo, dann hielt er. Erschrocken riss Juliette die Augen auf. Wie sie dem Display entnahm, befand sie sich irgendwo zwischen dem vierunddreißigsten und fünfunddreißigsten Stockwerk.
    Sie umklammerte das Messinggeländer, zog sich hoch und wollte auf den roten Alarmknopf drücken. Aber da erklang wieder ein Kreischen, diesmal dicht über ihrem Kopf, die Messingdecke der Kabine verbog sich und brach auf. Entgeistert und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, rang Juliette nach Luft. Stumm vor Entsetzen beobachtete sie, wie die Teile der Decke nach außen gerissen wurden und ein gähnendes Dunkel enthüllten.
    Nur Sekundenbruchteile starrte sie in die Finsternis, bevor die Konturen eines großen Mannes im Licht der Kabine erschienen. Als er oben auf dem Rand des Lifts niederkniete, sah sie ihn etwas deutlicher. Er war unglaublich groß. Sicher würde er sie um einen halben Meter überragen. Pechschwarzes Haar fiel über seine Schultern herab, seine Augen glühten wie zwei goldene Sonnen. So eingehend wie Samuel Lambent musterte er sie, dann enthüllte er lächelnd ebenmäßige weiße Zähne – und zwei Reißzähne. Wie eine Gestalt aus einem Erotik- oder Horrorfilm.
    Schön. Tödlich. Unwirklich.
    Sie wollte schreien, und das gelang ihr auch. Aber der Mann sprang blitzschnell in die Liftkabine herab. Mit unnatürlicher Anmut landete er auf den Füßen. Juliette wich zurück, bis sich das Messinggeländer schmerzhaft in ihr Kreuz drückte. Tatsächlich, er überragte sie um mindestens einen halben Meter.
    »Juliette.« Gedehnt sprach er ihren Namen aus, als würde ein Stück Zucker auf seiner Zunge zergehen. »Ich tue Ihnen nicht weh«, versprach er. »Aber Sie müssen mich begleiten. Zweimal werde ich Sie nicht dazu auffordern.«
    So viele Talente habe ich, dachte sie verzweifelt, und jetzt hilft mir kein einziges. Es gab keine Wolke, der sie Blitze entlocken, keine Gegenstände, mit denen sie per Telekinese um sich werfen konnte, und die verdammte Heilkunst würde ihr nichts nützen. Sie brauchte etwas, was diesen Mann unschädlich machen und es ihr ermöglichen würde, danach wegzufliegen.
    »W … wer sind Sie?«, stammelte sie fast unhörbar. Mit gefühllosen Fingern umklammerte sie das Messinggeländer hinter ihrem Rücken.
    »Ich heiße Azrael, und ich bin Gabriels Bruder.«
    Gabriel Black. Sicher würde ihr Gesicht ein Erkennen verraten, die Angst, die dieser Name in ihr weckte. Sa in hat recht, Black ist ein Zauberer, und sein Bruder ist ein verdammter

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