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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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reden. Schon nach wenigen Sekunden wusste Sam, was im Aufzugschacht geschah. Hätte ich Juliette vor der Aktion nicht präzise geortet, wäre es schiefgelaufen. Als ich sie durch das Portal trug, standen seine Männer schon vor der Lifttür.«
    Es fiel Juliette schwer, diesen Worten zu folgen. Sie spähte zu den Fenstern des luxuriös eingerichteten Zimmers hinüber. Erstaunlicherweise herrschte draußen nächtliches Dunkel. War es nicht eben noch drei Uhr nachmittags gewesen?
    »Wahrscheinlich hat er sie durch die Liftkamera beobachtet«, meinte ein anderer Mann. So wie seine Gefährten groß und muskulös, hatte er dichte blonde Locken und saphirblaue Augen. Er trug Bluejeans, ein langärmeliges Thermohemd und ein doppeltes Schulterhalfter mit zwei Pistolen. Im Hosenbund steckte eine Polizeimarke. Darauf stand NYPD – New York Police Department. Unwillkürlich dachte Juliette, dass sie, wenn ein solcher Cop sie jemals anhalten sollte, sofort noch eine Gesetzesübertretung begehen würde, damit er sich wieder an ihre Fersen heftete.
    »Sie ist völlig von der Rolle«, konstatierte ein braunhaariger Brillenträger in einem maßgeschneiderten braunen Anzug und ging zu ihr. Mit sanfter Gewalt schob er Gabriel beiseite. Dann nahm er seine Brille ab und schaute ihr in die Augen. »Was hast du denn da verbockt, Az?«
    Darauf gab Azrael keine Antwort. Reglos wie eine Statue stand er im Schatten.
    Die Lider gesenkt, schüttelte Juliette langsam den Kopf. Sie fühlte sich nicht schlecht, sondern eher so, als wäre nichts wichtig und alles okay und ihr würde keine Gefahr drohen. Gar keine, wenn ihre lächerliche Umgebung auch das Gegenteil bekundete.
    »Lass sie frei, Az«, befahl Gabriel und zog sie hinter seinen Rücken, sodass er zwischen ihr und dem Vampir stand.
    »Willst du das wirklich?«, fragte Azrael, legte den Kopf schräg und verengte seine goldenen Augen.
    Gabriel schwieg. Obwohl Juliette sein Gesicht nicht sah, konnte sie sich vorstellen, welchen Blick er dem Vampir zuwarf. Seinem Bruder.
    »Also gut.« Azrael schlenderte zu einer zweiflügeligen Glastür, die offenbar auf eine Terrasse führte. »Jetzt werde ich etwas zu mir nehmen. Was du noch wissen solltest«, fügte er hinzu und schaute Gabriel über seine breite Schulter an, »Sam ist in ihr Gehirn eingedrungen.«
    Als er sich der Tür näherte, schwang sie auf, und er verschwand in der Dunkelheit. Sofort verflog Juliettes innere Ruhe. Ihre Gedanken waren nicht mehr benebelt, ihr ganzer Körper spannte sich an, eisige Angst jagte Cortisol und Adrenalin durch ihr Blut. Dann hob sich ihr Magen wie bei einem heftigen Kater. Ihr wurde übel, ihr Kopf schmerzte und sie wich vor Gabriel zurück, der sich zu ihr umgedreht hatte. Taumelnd schaute sie sich im Zimmer um, als würde sie alles zum ersten Mal sehen. Ein Polizist, ein berühmter Schauspieler, eine schöne Frau, ein Mann in einem braunen Anzug. Und soeben war noch ein Vampir hier gewesen.
    Krampfhaft schluckte sie bittere Galle hinunter. Unfassbar. Sie war aus einem Lift geholt, hypnotisiert und durch irgendein Portal getragen worden. Durch Raum und Zeit.
    Ihr Herz raste, verstärkte die Übelkeit und die Kopfschmerzen. »Oh, ich glaube, ich …«
    Sie konnte den Satz nicht beenden, da sie spürte, wie ihr das Essen hochkam. Eine Hand auf den Mund gepresst, sank Juliette auf die Knie.
    Aus dem Augenwinkel sah sie den Cop und die schwarzhaarige Frau auf sich zulaufen. Sie konnte nicht verhindern, dass beide sich neben sie knieten, und die Frau drückte ihr eine Hand auf die Brust. Beinahe hätte Juliette sich übergeben. Aber dann verebbte die Übelkeit wunderbarerweise. Und es fühlte sich himmlisch an. Stöhnend schloss sie die Augen. Auch das Kopfweh verflog, und sie seufzte erleichtert.
    Nach einer kleinen Weile zog die Frau ihre Hand zurück. »Geht es Ihnen besser?«, fragte sie sanft.
    Juliette hob die Lider und las in den indigoblauen Augen eine Einfühlungsgabe, wie sie ihr nur selten begegnet war. »Ja, danke.«
    Lässig zuckte die Frau die Achseln. »Nichts Besonderes. Wären Sie nicht so durcheinander gewesen, hätten Sie’s selbst geschafft.« Nun stand sie auf, ebenso wie der Cop, und Gabriel reichte Juliette eine Hand. Misstrauisch starrte sie ihn an, ignorierte das Hilfsangebot und kam aus eigener Kraft hoch. Mit einem tiefen Atemzug bezwang er seinen Ärger.
    »Wer sind Sie alle?«, fragte sie und trat ein paar Schritte zurück. Wenn sie sich auch besser fühlte – in ihrem Kopf

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