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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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reglosen Fingern schimmerte die Splitterwaffe.
    Für einen Moment geriet Gabriel in die wahnwitzige Versuchung, die Waffe zu holen. Zum Glück schloss sich die Öffnung. Schmerzhaft hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Wie schade. Dieses Schießeisen hätte er gut gebrauchen können.
    Das Portal schloss sich seltsam ungleichmäßig. So etwas war noch nie passiert. Sobald es verschwunden war, riss Juliette sich von Gabriel los und postierte sich vor ihm. Er konnte kaum zu ihr hinabschauen, spürte aber ihre warme Hand auf seiner Brust, und die Berührung linderte seine Qualen.
    Dann steigerte sich die Wärme zur Hitze, und er wusste, dass Juliette ihn heilte. So wie im Gefängnis, wo Michael und Eleanore seine Versteinerungen rückgängig gemacht hatten, fügte ihm auch die Magie seines Sternenengels, die in seinen Körper drang und das Böse verjagte, Schmerzen zu. Aber es tat nicht so weh. Vielleicht einfach nur, weil Juliette seine Genesung bewirkte. Oder es lag an etwas anderem. In diesem Moment war es ihm egal, denn seine Lungen und seine Kehle weiteten sich.
    Hustend sank er auf die Knie, holte tief Atem und zog Juliette an seine Brust. Als er sie an sich drückte, spürte er die Bewegung seiner Finger. Sie hatte auch seine Hand geheilt.
    »Alles okay, Babe?« Seine Stimme klang ein wenig heiser. Ansonsten fühlte er sich wieder gesund.
    Schweigend nickte sie und erschauerte. Da erinnerte er sich voller Sorge an den Blitz, mit dem sie den Adarianer betäubt hatte. Die Bekämpfung der Versteinerung musste sie ebenfalls geschwächt haben. Und jetzt kauerte sie nackt auf einer feuchten Wiese. Wo, mochte nur der Allmächtige wissen.
    Gabriel stand sofort auf und zog sie mit sich hoch. »Rühr dich nicht!« Konzentriert malte er sich die Kleider aus, die sie vor den Liebesakten getragen hatte, und strich mit seiner geheilten Hand langsam über ihren Körper, wobei er ihre zarte Haut kaum berührte.
    Sekunden später war sie vollständig bekleidet. »Oh«, wisperte sie. Bewundernd betrachtete sie das Ergebnis seiner Magie. »Das ist wirklich cool.« Erfreut kuschelte sie sich in ihre Fliegerjacke.
    »Hübsche Jacke«, meinte er grinsend und beschwor seine eigene Kleidung herbei. Schließlich steckten seine und ihre Füße in neuen Gummistiefeln, und er sah sich um.
    Der Nebel begann sich aufzulösen, der Vollmond beleuchtete Grabsteine.
    »Unglaublich! Ich weiß, wo wir sind.« Verblüfft schüttelte er den Kopf und starrte den hohen steinernen Torbogen hinter ihnen an. Als ein Windstoß die letzten Nebelschwaden teilte, erkannte Gabriel zu seiner Linken Inschriften auf den Grabsteinen, die Namen Verstorbener zwischen eingemeißelten Totenschädeln, gekreuzten Gebeinen und Andreaskreuzen. »Hier wurden vielleicht deine Ahnen beerdigt, Juliette.«
    Auf dem Friedhof der St.-Clement-Kirche in Rodel war vor langer Zeit Alexander MacLeod, der berühmte Clanführer, begraben worden sowie andere Mitglieder des MacLeod-Clans und des ebenso verehrten MacDonald-Clans. Im Lauf der Jahrhunderte waren einzelne Namen fast unkenntlich geworden. Erstaunlich gut erhalten war die alte Kirche, liebevoll bewahrt.
    Gabriel verstand, warum er mit Juliette hierher geraten war. Sein Instinkt hatte ihn an den Ort geführt, wo er sich am sichersten fühlte. Nur eine Viertelmeile weiter östlich stand sein Cottage an der Straße, oben an der Küste von Rodel. Der Torbogen des Friedhofs war der nächste Durchgang ohne Tür, den das Erzengelhaus hatte finden können.
    Langsam ging Juliette zu einem Grab. Wie hypnotisiert blieb sie davor stehen.
    »Juliette?«, fragte er. Auf seiner Zunge fühlte sich ihr Name wie ein Liebkosung an, schien nach Schokolade oder samtigem Scotch zu schmecken. Zauberhaft. Würde es immer so sein? »Was ist los, Liebes?«
    »Hier«, antwortete sie so leise, dass er das Wort kaum hörte. Er trat an ihre Seite und las einen Namen auf dem Grabstein. Agatha MacDonald, geliebte Gemahlin und Mutter.
    »Was ist mit ihr?« Gabriel schlang einen Arm um Juliettes Taille.
    »Meine Ahnin«, erwiderte sie tonlos.
    »Ach ja?« Er forschte in seiner Erinnerung. Hatte er etwa Agatha MacDonald gekannt? Vor so langer Zeit hatte sie gelebt, der Name erschien ihm nur vage vertraut. Wie die Daten auf dem Grabstein verrieten, war sie sehr jung gestorben, wahrscheinlich während einer der zwanzig- oder dreißigjährigen Zeitspannen die er fern von Schottland verbracht hatte.
    »Ja«, bestätigte Juliette. »Und das ist noch nicht alles.«

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