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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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mich, dachte sie, an alles.
    »Was quält dich denn?« Er küsste ihre Stirn, liebkoste ihre Wange, und seine Sanftmut milderte die Nachwirkungen des Traums. »Sag es mir.«
    »Hier war ich schon einmal«, erklärte sie tonlos. Ihre Stimme klang fremd und seltsam. »In Slains Castle.«
    Die Stirn gefurcht, schüttelte Gabriel den Kopf. »Wann, Liebste?«
    »Das ist es ja.« Mühsam schluckte sie ein Schluchzen hinunter und zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber es war vor langer Zeit.«
    Forschend schaute er sie an und schien durch sie hindurchzustarren. Dann umfasste er ihre Oberarme. »Vor wie langer Zeit?«
    Mit einem tiefen Atemzug machte sie sich Mut. »In einem anderen Leben, Gabriel.« Rauschend schlug eine Welle an die Klippen und strömte ins Meer zurück. Juliette musste sich zwingen weiterzusprechen. »Hier bin ich gestorben.«
     
    Daniel wusste, auf diese Distanz würde der Erzengel ihn nicht wahrnehmen. Schon gar nicht, wenn der Wind weiter auffrischte. Offenbar zog ein Unwetter heran und braute sich über dem Meer vor den Klippen der Cruden Bay zu sammen.
    Geduldig wartete er in einem dunklen Wäldchen am Straßenrand, gegenüber der Stelle, wo Gabriel sein kleines rotes Mietauto geparkt hatte. Hier draußen musste Daniel sich nicht ständig unsichtbar machen, was ihn geschwächt hätte.
    Bald würde er seine ganze Kraft brauchen. Gabriels Brüder waren am frühen Abend in dieser Gegend aufgetaucht, mittels Teleportation. Aus irgendeinem Grund hatten sie dazu das Auto gebraucht. Warum, wusste Daniel nicht. An dem Fahrzeug war nichts Besonderes zu entdecken.
    Gewiss, was die vier Lieblingserzengel betraf, gab es viele Dinge, die er nicht verstand. Im Moment jedoch spielte das keine Rolle. Schon vor Stunden waren Gabriels Brüder verschwunden, und der einstige Himmelsbote war mit seinem Sternenengel allein in der Ruine.
    Als der Vollmond hoch und hell am Himmel stand, machte Daniel sich unsichtbar und eilte den Weg zum Schloss hinab. Eine seiner Splitterwaffen hatte er im Zuge seines Kampfes gegen Gabriel im Gefängnis verloren. Zum Glück hatte er zwei aus dem Hauptquartier der Adarianer mitgenommen, und die andere besaß er noch.
    Vorsichtig näherte er sich dem Schloss von der Nordseite her und sah einen Lichtschein irgendwo inmitten der Mauern. Das überraschte ihn nicht, denn die Nacht war kalt. Vermutlich hatten sie ein Feuer entfacht.
    Aber dann bemerkte er noch anderes: vom Schutt befreite Korridore, wiederhergestellte Mauern. Und im ersten Stock bauschten sich sogar Gardinen im Wind.
    Also hatten Gabriel und seine Brüder ganze Arbeit geleistet. Wie verdammt romantisch.
    Daniels Augen wurden schmal, seine Entschlusskraft wuchs. Was er plante, war ganz einfach: Er würde auf den Erzengel ballern, bis er die verflixte Waffe geleert hatte. Danach wollte er Juliette bewusstlos schlagen und zu dem niedlichen roten Auto tragen, das Gabriel günstigerweise am Ende der Zufahrt abgestellt hatte. Damit würde er eine Meile zurücklegen, dann den Wagen gegen seinen eigenen tauschen und das verlassene Gebäude ansteuern, in dem er seine Vorbereitungen getroffen hatte.
    Dort würde er Juliette töten und ihr Blut trinken.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm schwindlig. Er musste stehen bleiben und sein heißes Gesicht mit seinen kalten Händen kühlen. Ein so kostbares Geschöpf zu töten … Wenn er sich das vorstellte, verkrampfte sich sein Magen. Die Sternenengel waren … Entschieden schüttelte er den Kopf. Nein, darüber durfte er nicht nachdenken, er musste einfach nur seinen Plan verwirklichen. Sobald er Juliettes Blut in sich aufgenommen hatte, würde er, wenn er alles richtig machte, ihre Heilkraft besitzen, und sein General würde ein wertvolles Teammitglied in ihm erkennen.
    Danach würde das Leben seinen normalen Lauf nehmen. Daniel würde nicht mehr befürchten müssen, Abraxos könnte ihn ermorden, und nie mehr weglaufen müssen. Also würde sich lohnen, was er zu tun beabsichtigte.
    Langsam atmete er tief durch und setzte seinen Weg zum Schloss fort. Wie er jetzt feststellte, war einer der Räume, offenbar das herrschaftliche Schlafgemach, restauriert worden. Im Kamin brannte ein Feuer. Der Rest von Slains verfiel immer noch.
    Auf dem Bett sah er den Erzengel sitzen. Mit geschlossenen Lidern drückte Gabriel seinen Sternenengel an seine Brust. Beide waren nackt, und Daniel fragte sich, warum sie im kalten Wind nicht froren.
    Noch mehr Erzengelmagie, dachte er grimmig. Oder vielleicht das Werk

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