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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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erwiderte er. Man hoffe auf gute Jagdgründe im Westen. Auf Schweine, Büffel, vielleicht sogar Elefanten. Aber am liebsten Schweine. »Du porc. Bon viande.« M’bale schloss die Augen und roch genießerisch an seinen Fingern. »Très bon viande.«
    Jemand trat von hinten an den Sitzkreis heran und brachte eine qualmende Pfeife mit. M’bale nahm sie entgegen, wechselte mit dem Überbringer ein paar Worte. Dann paffte er an der Pfeife, nahm einige schnelle Züge. Er produzierte einen beißenden Qualm, es erinnerte mich stark an Opas Bienenpfeife. Aber M’bale blies den Rauch nicht aus, er sog ihn ein und ließ ihn eine Weile in der Lunge, ehe er ihn wieder ausstieß. Zwei tiefe Züge, dann reichte er mir das Ding. Die Friedenspfeife, wie ich mit meiner Vorbildung annehmen durfte.
    »Tu das lieber nicht«, flüsterte Felicité neben mir und legte mir die Hand auf den Arm.
    Aber M’bale knuffte mich mit dem Ellbogen an. »C’est bon. Pour la chasse. Pour tout.«
    Diesmal wollte ich kein Spielverderber sein. Rauchen konnte ich schließlich schon, dabei würde ich nicht viel falsch machen. Ich hielt die Pfeife in der Hand, ein ungeschlachtes, schweres Ding, aus dem es heftig dampfte.
    »Was ist das?«, zischte ich Felicité zu, die mich besorgt ansah.
    »Vielleicht sind Drogen drin. Nimm höchstens einen kleinen Zug, aus Höflichkeit.«
    Ich nahm einen Zug. Sofort biss mir der Rauch in die Lunge, ich musste husten. M’bale klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken, während ich nach Luft rang. Mein Hustenanfall dauerte eine Weile, und in dieser Zeit inhalierte ich zwangsläufig ziemlich viel von dem Rauch, der aus der Pfeife herausquoll wie aus dem Schornstein einer alten Lokomotive. Um wieder Luft zu bekommen, streckte ich die Pfeife weit von mir. M’bale nahm sie mir ab und reichte sie Felicité, die höflich ablehnte und sie ihm zurückgab. Er akzeptierte ohne Protest, Männersache vermutlich, das Pfeiferauchen. Jedenfalls hatte ich mich nicht als zickig erwiesen. Aber in meiner Lunge rauchte es noch immer, das Zeug wirkte so heftig wie der Dampf einer Säure. M’bale nahm noch einen guten Zug, dann gab er die Pfeife weiter. Ein paar von den Männern im Kreis nahmen ebenfalls einen oder zwei vorsichtige Züge, sie bekamen dabei aber nicht so viel ab wie ich, wie ich mit einigem Schrecken feststellte.
    »Was für Drogen«, ich hustete, »haben die eigentlich?«, fragte ich Felicité.
    In meinen Augen biss noch immer der Qualm. Sie zuckte die Achseln und ließ ihren Blick über mein Gesicht gehen.
    »Ibogain wahrscheinlich. Oder irgendetwas anderes mit halluzinogener Wirkung.«
    »So wie LSD ?« Ich hatte in meinem Leben ein paarmal gekifft, das war schon alles, was ich an Drogenerfahrungen vorweisen konnte, wenn man vom Bier absah.
    »Beruhige dich«, sagte Felicité. »Es ist bestimmt nicht tödlich.«
    Ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine brennende Zigarre hinuntergeschluckt. In meinen Lungen schienen kleine Fünkchen zu glimmen.
    »Die Leute hier rauchen das Zeug ja selbst, wie du siehst.« Felicité wies auf die qualmende Pfeife, die weiter um das Feuer wanderte. »Sie sind ziemlich geschickt im Umgang mit Giften und Drogen«, erklärte sie mir flüsternd. »Das Pfeilgift zum Beispiel, das sie verwenden, kann einen Elefanten töten. Es bleibt Jahrzehnte aktiv. Ich habe im Völkerkundemuseum in Libreville Pfeile gesehen, die waren fünfzig Jahre alt und noch immer gefährlich. Man hatte die Spitzen mit Packband umwickelt. Ein Totenkopf klebte darauf.«
    Ein Totenkopf. Ich war so beruhigt, wie ich es den Umständen nach sein konnte. Aber mir war übel. Die Zigarre in meiner Luftröhre war inzwischen ausgegangen, in meinem Magen befand sich dafür eine kalte Faust.
    »Mir ist nicht gut«, sagte ich.
    Die Leute am Feuer schienen sich alle sehr wohlzufühlen. Aber ihre Gespräche waren mir zu laut, ihr Lachen klang blechern und vulgär. Ich fand überhaupt, dass man hier keine anständigen Sitten pflegte. Die Jäger verzogen ihre Gesichter zu hämischen Grimassen, die Frauen sahen mich im flackernden Feuerschein lüstern an und räkelten sich am Feuer, um mir ihre Brüste und den dunklen Fleck in ihrem Schritt zu zeigen. Ich fand, ich sollte jetzt besser in die Hütte gehen.
    »Ich gehe … mal schlafen«, lallte ich.
    Felicités Antwort verstand ich nicht. Sicher etwas Zickiges, Unfreundliches. Ich wollte sie auch nicht verstehen, ich machte mir nichts aus ihr. Ich war ihr ohnehin lästig, da konnte ich

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