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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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anderen hatten jeder zwei Liter pro Tag, Frau Dr.   Decker hatte ihre eigene Wasserflasche dabei, vielleicht mit homöopathischen Dosen eines vegetabilen Aufputschmittels versetzt.
    »Wenn es nicht reicht, desinfizieren wir Wasser nach Art der Bantu«, witzelte Fox. »Man legt es einfach in solchen Flaschen zwei Stunden in die Sonne.« Er deutete auf die Evianflasche. »Sosehr ich die Dinger hasse, aber dafür würden sie sich eignen. Das Sonnenlicht reicht bereits, um die schlimmsten Keime abzutöten.«
    Niemand zeigte Interesse an diesem Trick. Auch Giuliani nicht. Er war gerade damit beschäftigt, zusammen mit seiner Frau auf seinem Satellitenhandy die eingegangenen Mails durchzugehen. Es fiepte und poppte minutenlang.
    »Tut mir leid«, sagte Giuliani mit einem Blick in die wartende Runde. »Ab und zu muss ich meinen Leuten zeigen, dass ich noch am Leben bin.«
    Farouk lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und döste. Ich sah, wie eine Ameise über seinen nackten Unterarm kletterte. Vielleicht hatte er mental bereits Verbindung mit den Gorillas aufgenommen. Ich wandte mich Fox zu, erzählte von meinem nächtlichen Abenteuer.
    »Wir sind hier nicht allein, Bernd«, erklärte mir Fox. »Die Lodge ist zwar ein gutes Stück entfernt von Ansiedlungen, aber es gibt schon ab und zu ein paar Leute, die im Wald unterwegs sind.«
    »Der sah ganz schön schräg aus, der Alte.«
    »Ja, die Alten hier, die können ziemlich urig sein. Viele Leute sterben jung, manche werden steinalt. Man weiß nicht, wie sie das eigentlich machen. Hohe Resistenz gegen Krankheiten oder so was.«
    Giuliani hatte sein Handy inzwischen eingesteckt, hob die Finger zum Victory-Zeichen. Man konnte weitermarschieren.
    Fox erhob sich, schulterte seinen Rucksack, zog die Gurte zurecht, rückte an seinem Hut. Sehnige braune Beine. Daniel Boone, der Waldläufer. Er setzte sich in Bewegung, so schwer beladen wie ich auch. Farouk als Gorilla-Guide kam heute mit einem leichtem Daypack davon, die Gäste waren ohnehin von jeglichem Gepäck befreit, sie hatten bloß kleine Täschchen am Gürtel hängen.
    Ich hielt mich neben Fox, beneidete ihn um seinen wiegenden Trappergang. Hoffte darauf, dass mein Bart mir mit der Zeit auch einen gewissen Waldläuferanstrich geben würde. Bisher war es noch nicht so weit damit her.
    »Was macht man mit einem Affenschädel, Robert?«
    »Oh, das.« Fox’ Augenbrauen zogen sich zusammen. »Das ist ein Fetisch, denke ich. Ein – ja, also ein Fetisch eben.«
    »Was fängt man damit an? Ich meine, wieso hat er das Ding um den Hals hängen? Es hing noch Fleisch daran, es war halb verwest und stank wie die Hölle.«
    Fox schwieg eine Weile. Seine Daumen fuhren ein paarmal unter die Riemen des Rucksacks. Er schaute an der Gruppe entlang, als prüfe er die Marschordnung, ich dachte schon, er habe die Frage vergessen.
    »Sprich mit Felicité darüber«, sagte er. »Ich kann dir dazu nichts sagen. Das ist ihr Spezialgebiet. Alles, was mit Zaubern zu tun hat.«
    Zaubern. Meine Güte. Damals dachte ich, Fox wüsste einfach nicht Bescheid. Erst später begriff ich, dass es nicht gut war, über so etwas zu viel zu reden.
    Also Felicité. Ausgerechnet mit ihr sollte ich über einen halb verwesten Affenschädel sprechen. Aber wer weiß. Es war ein Anlass, auf sie zuzugehen, und ich war ein gelehriger Schüler, das hatte ich schon mehrfach bewiesen.
    »Mach ich«, sagte ich.
    Diesmal hatten wir mehr Glück. Die Gruppe erreichte eben das Sumpfgelände, als Farouk, der an der Spitze ging, seinen Arm seitwärts ausstreckte und die Hand ein paarmal nach unten bewegte. Alle kauerten sich auf den Boden. Farouk deutete zum Flussufer hinüber.
    Da waren sie. In den Lücken zwischen dem hohen Gras sah man ihre braunen Rücken auftauchen. Drei kleine und ein großer Gorilla richteten ihre Gesichter mit den eng zusammenstehenden Augen ernst und abweisend auf uns: ungebetene Gäste. Aber sie nahmen es gelassen. Nachdem sie die fremden, am Boden kauernden menschlichen Gestalten ein paar Sekunden lang gemustert hatten, wandten sie sich ab und entfernten sich gemessen in ihrem nachdenklichen Knöchelgang, mit locker durchhängenden Bäuchen, die Schulterblätter drückten sich dabei rechts und links heraus. Eine mürrische Schwere war an ihnen: Pflanzenfresser, immer hungrig. Der größte Gorilla wartete am Rand des Grasdickichts, bis die anderen darin verschwunden waren. Er schaute wachsam zu uns herüber, seine Nüstern witterten. Die Mimik

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