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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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und Häuser bauten. Ein paar Europäer sind bestimmt auch noch in der Mischung. Ich habe mich immer für Afrika interessiert. In Haiti habe ich Candomblé-Kulte studiert und hier in Libreville die Wurzeln davon bei den Bantu.«
    »Was ist Candomblé?«
    »So etwas Ähnliches wie Voodoo.«
    »Was machst du überhaupt hier in der Lodge?«
    »Dasselbe wie du. Ich brauche Geld. Ich will promovieren. Fox war auf einem Vortrag, den ich in Libreville gehalten habe. Anschließend hat er meine Arbeiten gelesen. Da hat er mir angeboten mitzumachen.«
    Ich konnte mir vorstellen, dass Fox Platz auf seiner Liste geschaffen hatte, auch wenn sie noch so voll gewesen war, als er Felicité begegnet war. Ich an seiner Stelle hätte den Personalplan auch angepasst.
    »Ich hätte gern eine Zigarette«, sagte ich.
    Sie gab mir das Paket und ihr Feuerzeug. Ich nahm eine Zigarette heraus und steckte sie an. Der Rauch machte mich schwindlig, aber wieder mutiger.
    »Ze Zé hat vorhin gesagt, der Alte, von dem ich dir erzählt habe, wäre womöglich ein Zauberer gewesen. Glaubst du an Zauberei?«
    »Ich glaube an Magie, Bern’, und ich glaube nicht daran. Aber das heißt nicht, dass ich unvorsichtig wäre. Man kann auch Vorsicht üben, wo man etwas nicht glaubt, oder?«
    Ich hätte jetzt sagen müssen, ich verstünde das, aber ich wollte nicht wie ein Idiot wirken, also schwieg ich, ich verstand es auch im Grunde nicht. Ich versuchte lieber, wie jemand zu wirken, dem man vertrauen kann, das lag mir. Wenn ich überhaupt etwas kann, dann diesen Eindruck erwecken. In Felicités Lächeln erkannte ich problemlos indische, chinesische, afrikanische und französische Vorfahren, zusammen mit den spiegelnden Fünkchen der Windlichter, die in ihren Augen tanzten. Um Boden unter die Füße zu bekommen, wollte ich gerade zu ihr sagen, dass der alte Waldschrat wahrscheinlich nur das Moskitonetz haben wollte und dazu noch ein paar Zigaretten, als man ein Flugzeug kommen hörte. Das Motorengeräusch näherte sich. Wir drehten uns um und sahen die Lichter der Maschine über den Bäumen. Sie tauchten dahinter weg, das Flugzeug landete. Kurz darauf wurde das Gas weggenommen, der Motor tuckerte aus.
    »Da kommt unser neuer Gast«, sagte Felicité.
    »Kennst du ihn?«
    »Nein. Ich habe heute im Internet nachgesehen, nachdem Olson, der nebenbei bemerkt ein richtiges Ekel ist«, sie warf die Zigarette zu Boden und trat heftig darauf, »nachdem Olson mir seinen Namen gesagt hat. De Vries heißt er. Komm, wir sehen ihn uns an.«
    »Ein Ekel?«
    »Olson starrt mich dauernd an. Außerdem versucht er, mich anzufassen, kaum bin ich in Reichweite. Gestern, als ihr nicht da wart, war ich deswegen den ganzen Tag bei Ze Zé in der Küche oder in meiner Hütte.«
    Vom Regen in die Traufe, dachte ich, was Ze Zé anging. Wenn Olsons Charakter seinem Aussehen entsprach, wäre wahrscheinlich jede Frau in seiner Reichweite in Gefahr. Und Felicité war die Einzige hier, die in Frage kam.
    »Seit wann ist Olson denn überhaupt hier?«
    »Der kam eine Woche, ehe du kamst und dieser Wessing.«
    »Und wer hat das Flugzeug geflogen?«
    »Na, Fox. Er hat ihn mitgebracht und war nicht gerade begeistert, aber was sollte er machen.«
    »Verstehe ich nicht, musste er ihn denn einstellen?«
    Felicité warf mir einen Blick zu. »Die Regierung meint, dass wir beschützt werden müssen.«
    »Aha«, sagte ich. »Wovor?«
    »Lass mal, Bern’«, sagte Felicité. »Darüber reden wir später, okay?«
    »Und wer ist das jetzt, dieser De Vries?«
    »Ein Diamantenhändler aus Kapstadt. Er hat sich nicht offiziell angemeldet. Ich wüsste gern, wieso der plötzlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hierherkommt.«
    Von der Piste her näherte sich ein Lichtschein. Olsons Bärenumriss wurde erkennbar, ausgeschnitten von einer den Boden beleuchtenden Taschenlampe. In seiner Begleitung befand sich ein groß gewachsener, hagerer Mann mit einer Reisetasche in der Hand, einen hellen Hut auf dem Kopf. Ein Stück entfernt am Rand des Rollfelds wartete Fox zusammen mit Wessing. Wessing ging den Ankommenden allein entgegen, er nahm De Vries die Tasche ab, der schüttelte ihm die Hand. Man hörte sie lachen, sie blieben beieinander stehen. De Vries sagte laut etwas, die Worte klangen nicht englisch und nicht französisch. Afrikaans, dachte ich. Wer den Büffel sattelt, der – wie war das noch? De Vries schlug Wessing auf die Schulter, dann setzten sie sich zu dritt in Bewegung.
    Als sie bei Fox ankamen, zog De

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