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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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wie ein gefällter Baum. Schon stand ich neben der Kühltruhe und schwang das zweite Huhn über die Schulter, während Farouk sich hochrappelte, die Hand abwehrend ausgestreckt.
    »Nein, Bernd, bitte nicht noch eins.« Er lachte Tränen. »Es reicht, ich helf dir, okay?«
    Ich ließ das Huhn fallen. »Du rupfst das erste und ich das zweite, in Ordnung?«
    Es war natürlich ganz einfach. Farouk setzte den Wasserkocher in Gang und übergoss alle Hühner erst einmal mit kochendem Wasser. Bald rupften wir wie im Akkord, einträchtig nebeneinandersitzend. Um unsere Füße wuchs ein Haufen schwarzer Federn, kleine Flaumfedern schwebten wie Rußwölkchen durch den Küchenschuppen.
    »Was wollt ihr bloß machen, wenn man euch das Essen nicht mehr in Form von Steaks serviert?«, brummte Farouk, der vor sich hin rupfte, als habe er sein Lebtag nichts anderes gemacht.
    Auf diese Frage gab ich keine Antwort. Ich war zufrieden damit, dass ich den Dreh jetzt raushatte. Die gelbe Haut des Huhns, das ohne seine Federn immer magerer wurde, sah nicht appetitlich aus. Es erinnerte mich an die ungenießbar aussehenden Suppenhühner, um die ich im Supermarkt immer einen Bogen gemacht hatte. Aber Farouk rupfte voller Vorfreude. Ze Zé, versicherte er, werde aus den Hühnern eine Delikatesse machen.
    »Ein Huhn kann man auf hundert Arten zubereiten«, sagte er. »Ein Huhn ist überhaupt das Größte.«
    Farouk führte weiter aus, dass er am liebsten Huhn mit Knoblauch, Pfefferschoten und Zitrone esse, das sei deftiger als Ze Zés Rezept, aber dafür einfacher zu machen. Ein arabisches Gericht, das seine Mutter gern zubereitet habe, dazu habe es Couscous gegeben.
    »Der echte Couscous wird von Hand gemacht, den kannst du nicht kaufen. Das Mehl reibt man mit der Hand in einer irdenen Schüssel zu kleinen Klümpchen, das dauert Stunden.«
    Ich verbot mir die Bemerkung, dass man in dieser Zeit deutlich Nützlicheres hätte anstellen können, fragte stattdessen: »Sind deine Eltern Moslems?«
    Farouk starrte mich wütend an, das tote, halb nackte Huhn hing in seiner Faust. »Wieso willst du das wissen? Sind das schon wieder solche beschissenen Vorurteile, bloß weil ich gesagt habe, ich esse gern arabische Gerichte, oder was?«
    »Jetzt halt mal die Luft an«, sagte ich. »Ich wollte es nur wissen. Vorurteile habe ich überhaupt keine. Von mir aus kannst du aus einer Familie von Menschenfressern kommen.«
    Farouk lachte. Glucksend, als sei eines der Hühner wieder zum Leben erwacht. Stieß Luft aus der Nase und sagte: »Okay, ich bin da empfindlich. Sie waren Moslems, und ich wollte nichts damit zu tun haben. Ich habe sie wahrscheinlich jahrelang gekränkt. Ich war modern, verstehst du, ich habe sie verachtet. Ich war dumm, das will ich eigentlich damit sagen.«
    Von draußen näherten sich Stimmen. Ze Zés werbender Bariton, weiche klangvolle Vokale. Und er quasselte ohne Pause, demnach kam er mit Felicité. Als sie den Schuppen betraten, riss sie die Augen weit auf. Farouk und ich hielten die vier weitgehend gerupften Hühner wortlos an den Hälsen in die Höhe. Es musste ausgesehen haben wie ein Gruppengalgen. Ze Zé fasste sich an die Stirn und sah zum Himmel.
    »Pfui Teufel«, sagte Felicité. »Was ist das?«
    »Siehst du«, sagte ich zu Farouk. »Felicité kauft auch im Supermarkt.«
    Wir erfuhren, dass es möglicherweise noch einen weiteren Gast geben werde. De Vries habe Fox gebeten, einen seiner Freunde für ein paar Tage aufzunehmen. Ze Zé meinte, Fox sei stinksauer.
    »Er hat gesagt, wenn das so weitergeht, schmeißt er alles hin. Er lässt sich nicht so behandeln. Bernd, hol mal die Morcheln aus dem Regal. Zwei Gläser. Getrocknete braune Pilze sind drin.«
    »Ich weiß, wie Morcheln aussehen.«
    Ich suchte die Gläser aus dem Regal. Felicité hatte sich an den Tisch gesetzt, sie knackte eine der beiden Dosen mit Orangensaft auf, die Ze Zé aus dem Kühlschrank geholt hatte. Ehe Ze Zé nach der anderen greifen konnte, hatte Farouk sie sich geschnappt.
    »Wir gehören auch zur Familie«, sagte Farouk ungerührt und warf mir die Dose zu. Ze Zé kramte daraufhin mit gerunzelter Stirn zwei weitere Dosen aus der Truhe.
    »Weich die Morcheln in einer Glasschüssel ein«, brummte er. »Eine Stunde lang. Dann fischst du sie mit dem Sieb raus und tust sie in eine zweite Schüssel. Gieß das Einweichwasser vorsichtig dazu. Der Sand muss in der ersten Schüssel bleiben. Mach das hin und her, bis kein Sand mehr drin ist.«
    Ich öffnete den

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