Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
Vom Netzwerk:
vorgefallen. Felicité, das Objekt dieser Liebe, hatte sich nämlich ebenfalls verändert. Man sah sie nicht mehr in ihren anatomisch formtreuen Jeans und T-Shirts. Keine bauchfreien Tops mehr, kein nachmittägliches Sonnenbad auf ihrer Terrasse im Bikini. Sie hatte die Durchschlagskraft ihres Outfits deutlich reduziert, und auch dahinter musste man Absichten vermuten. Heute trug sie zum Beispiel eine weite orientalische Hose und eine hochgeschlossene Bluse, zu meiner Überraschung hatte sie außerdem noch ein Kopftuch umgebunden.
    Ich nahm das Messer wieder zur Hand. Mir fiel ein, was sie über Olson gesagt hatte, und ich nahm an, dass der Grund ihrer Tarnung hier zu suchen war, vielleicht auch derjenige für Ze Zés Antriebsverlust: Eifersucht. Ich schnippelte weiter an den Äpfeln und an meinen Gedanken. Ich kannte das. Ich war immer eifersüchtig gewesen, wusste, dass es in Leas Hotel einige Herren aus der Geschäftsabteilung gab, die es auf sie abgesehen hatten. Aber ich vertraute ihr, was ich dadurch zeigte, dass ich nie nachfragte. Ich hätte es wahrscheinlich nicht ertragen, wenn ich das Gefühl entwickelt hätte, dass sie mich anlog. Was sie im Fall des Falles wohl getan hätte. Vertrauen heißt ja oft, dass man etwas nicht so genau wissen möchte, Nichtwissen ist manchmal eine Gnade.
    Saffkin war heute wieder nicht zum Frühstück erschienen, ich hatte ihn den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen. Aber er hielt sich ohnehin nicht an die Essenszeiten: Oblomow. Wahrscheinlich lag er für zweitausend Dollar am Tag in seinem Pavillon und döste vor sich hin. Wahrer Luxus. Ich schob meine Ananasecken vom Brett herunter in die zwischen mir und dem vor sich hin dösenden Farouk stehende Schüssel, die schon halb mit Obststückchen gefüllt war.
    Vern Giuliani erschien drüben an der Tafel, zusammen mit De Vries. Sein Gewehr hing an Giulianis Schulter. Giuliani klopfte De Vries im Gehen mehrere Male auf den Rücken, dazu ließ er eine einnehmend gedämpfte Variante seines Lachens ertönen. Sie bemerkten uns, nickten zu uns herüber und setzten sich zusammen an den langen Tisch. Mein Gästereflex setzte ein. Ich erhob mich, aber Farouk hielt mich am Ärmel fest.
    »Bist du ein beschissener Kellner, oder was?«, fauchte er.
    Seine schwarzen Augen funkelten mich an. Ich sah in ihnen den vergeblichen Dschungeltrip, den Verdruss, versagt zu haben. Auf Farouks Stirn stand eine Ansammlung kleiner Schweißtröpfchen, gleichmäßig verteilt zwischen den Insektenstichen. Die vielen kleinen Krater auf seiner Haut bildeten ein Muster wie auf der Oberfläche eines neu entdeckten Asteroiden. Er hielt eine Ananas am Schopf und das Messer in der Hand. Für den Moment wirkte das, als habe er gerade einem Gegner den Kopf abgeschnitten.
    »Ich wollte bloß fragen, ob sie was trinken möchten.«
    Farouk warf die Ananas in die Luft, fing sie am anderen Ende wieder auf und hieb ihr mit einem Messerstreich den Schopf ab. Schüttelte den Kopf.
    »Du musst nicht so servil sein, Bernd. Das ist kein Stil. Wir sind nicht hier, um die zu bedienen, wir sind Guides. Wissenschaftler. Keine Kellner.«
    Ich zuckte die Achseln. Sah hinüber zu Giuliani, der sich eben von seinem Platz erhoben hatte und mit dem Gewehr auf den Wald zielte. De Vries war sitzen geblieben, die Hände im Schoß. Er beobachte Giuliani noch einen Moment, dann sah er zu uns herüber und winkte mir zu. Ich stand auf und ging zu ihnen, Farouk hin oder her. Giuliani drehte sich um hundertachtzig Grad, und ich schaute direkt in die Gewehrmündung. Da war De Vries schon auf den Beinen und drückte das Gewehr zur Seite.
    »Das sollte man nicht tun.«
    »Die ist doch nicht geladen.«
    »Auch dann nicht. Verzeihen Sie, Sir, wenn ich so erzieherisch auftrete, aber es ist mein Gewehr, und ich fühle mich dafür verantwortlich.«
    Giuliani setzte die Waffe ab und brummte, das sei schon okay. Er wog das Gewehr prüfend in der Hand.
    »Ziemlich kurz, oder? Wo haben Sie die gekauft?«
    Ich stand dabei, nun nicht mehr Zielscheibe, aber wie ein Kellner, das schon.
    »Könnten Sie uns wohl einen Kaffee holen, Herr Jesper?«, sagte De Vries. Zu Giuliani gewandt: »Das Gewehr hat meinem Vater gehört. Ich habe es vor Jahren von Schwarzpulver auf Nitropatronen umändern lassen. Es ist so kurz, weil es ein Back-up-Gun war. Die Läufe sind nur zweiundfünfzig Zentimeter lang.«
    Giuliani drehte das Gewehr hin und her. Schnaufte interessiert.
    »Schöne Gravur. Elefanten in Gold. Das war

Weitere Kostenlose Bücher