Gaelen Foley - Amantea - 01
merkbar zu machen. Schließlich wusste sie nicht, was er nun von ihr wollte – gab es ein Quartier auf der Insel für sie, oder sollte sie ihre Habseligkeiten auf dem Schiff lassen?
Sie redete sich Mut zu und ging zu ihm auf das Achter- deck, wo sie in sicherer Entfernung stehen blieb. „Lazar?“
„Kann ich Ihnen helfen?“ Er blickte sie nicht an, son- dern betrachtete weiterhin die Männer an Land und auf dem Schiff.
Verständnislos blickte Allegra ihn an. Machte er sie irgendwie für den Tod des Vikars verantwortlich?
„Ich möchte wissen, was ich tun soll“, erklärte sie und versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
„Tun? Das ist mir persönlich ganz und gar gleichgültig“, erwiderte er.
Das Blut wich ihr aus dem Gesicht. „Was ist los? Warum behandelst du mich so schlecht?“
Endlich sah er sie an. Seine Miene wirkte hart. „Habe ich es nicht deutlich genug gesagt, dass unsere Tändelei vorüber ist?“
Rasch blickte er zum Strand. „Keine Sorge, ich werde schon für Ihr Auskommen sorgen. Sie werden ein Haus, Bedienstete und eine Kutsche haben. Es wird Ihnen an
nichts mangeln. Ich glaube, das Beste wäre es, wenn Sie nach Paris zurückkehrten. Meinen Sie nicht auch?“
„Lazar, wovon sprichst du?“
Einen Moment biss er die Zähne zusammen. „Wir kön- nen uns nicht mehr nahe sein, Allegra. Nie mehr. Es ist vorbei.“
Sie zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück, als hätte er sie geschlagen. „Warum?“
Er schien nachzudenken. Schließlich sagte er kalt: „Weil ich es nicht mehr will.“
Allegra hielt sich an der Reling fest, um nicht den Halt zu verlieren. Auf einmal fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe. „Habe ich etwas getan, was dir missfiel?“
„Nein, durchaus nicht. Ich langweile mich einfach nur mit Ihnen. Außerdem möchte ich mich meiner zukünftigen Gattin widmen. Sie haben doch wohl nicht vergessen, dass ich Nicolette heirate?“ Er sprach den Namen der anderen Frau voller Zärtlichkeit aus.
„Das habe ich nicht vergessen“, brachte Allegra mühsam hervor.
„Was wollen Sie also von mir? Ich habe schon gesagt, dass ich für Ihre Ausgaben aufkommen werde.“ Wieder warf er ihr einen Blick zu. „Ihnen gefällt die Idee mit Paris anscheinend nicht. Nun, was könnten wir sonst noch mit Ihnen machen? Vielleicht gestatten Sie es Kapitän Landau, Ihr Beschützer zu werden. Er steht in dem Ruf, seine Frauen zufrieden zu stellen. Sie kennen ja die Franzosen. Das sollte Ihnen zusagen.“
„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden!“
„Wie ich es wagen kann? In kurzer Zeit bin ich König. Ich werde tun und lassen, was mir beliebt. Und ich spre- che genau so mit Ihnen, wie Sie es meiner Meinung nach verdienen. Ich brauche Sie jetzt nicht mehr.“
Allegra verspürte ein Schwindelgefühl, so fassungslos war sie. Zutiefst entsetzt blickte sie Lazar an.
„Lazar.“
„Ja, Signorina Monteverdi?“ fragte er gelangweilt.
„Was machst du mit mir?“
„Ich werde Sie los. Das ist alles.“
Auf einmal wurde ihr sterbensübel. „Warum bloß?“
Er zuckte abfällig die Schultern. „Ach, ich weiß nicht. Ich nehme an, dass der Reiz vorbei ist, nachdem ich
Sie in jeder möglichen Stellung genommen habe. Unsere gemeinsame Reise ist vorbei.“
Allegra brachte kein Wort hervor. Zitternd schaute sie auf die Planken unter ihr, als könnte sie dort einen Hinweis dafür finden, der ihr weiterhalf.
„O mein Gott“, flüsterte sie kaum hörbar und wandte sich ab. „Das kann nicht wahr sein.“ Einen Moment schloss sie die Augen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sie versuchte, Haltung zu bewahren, und flüsterte vor sich hin: „Was soll ich nur tun?“
„Ich habe doch gesagt, dass ich für Sie aufkommen werde.“
„Ich will überhaupt nichts von dir“, presste sie heraus, „ich will nur wissen, was ich so Unverzeihliches getan habe, dass du mich so verrätst ...“
„Nichts.“ Lazar betrachtete den Himmel. „Bitte machen Sie das Ganze nicht noch ärger, als es sowieso schon ist.“
„Ärger?“ schrie sie ihn beinahe an.
„Versuchen Sie zu verstehen, dass es so am besten ist.“
„Ist es wegen Al Khuum? Ich würde keinem Menschen jemals deine Geheimnisse verraten ...“
„Das weiß ich.“
„Weil ich dich liebe.“
Hölzern nickte Lazar und starrte den Schiffsmast an. „Auch das weiß ich.“
Auf einmal kam Allegra ein schrecklicher Gedanke. Ihr wurde klar, was all das tatsächlich bedeutete.
„Lazar, du ... du liebst mich nicht
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