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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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mehr?“ zwang sie sich zu fragen.
    Er schien nicht in der Lage zu sein, darauf zu ant- worten. Tiefe Verzweiflung spiegelte sich in seinen Augen wider. Sie schaute auf seine gebräunte Haut, seine mus- kulöse Brust und seinen flachen Bauch – alles, was sie so oft liebkost hatte.
    „Es ist vorbei. Ich will Sie nicht mehr. Verschwinden Sie aus meinem Leben.“
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, schritt er über das Achterdeck und ging fort. Kein einziges Mal blickte er zu Allegra zurück.
    In dieser Nacht ging Lazar in dem dunklen tropischen Wald hinter der Lichtung, wo das Piratendorf lag, spazie-

ren. Mit dem Messer bahnte er sich einen Weg durch den wuchernden, urwüchsigen Busch.
    Vor ihm ragten Palmen in allen Größen und Formen auf, Bäume mit braunen Kokosnüssen, grünen Bananen und den halb reifen Mangos. Es gab niedrig wachsende Pinien und Eichen, die von wildem Wein umschlungen waren.
    Vögel mit langen Federn flatterten von Ast zu Ast, und ihre schrillen, kreischenden Schreie erfüllten die heiße, feuchte Luft. Der Geruch der Erde war so stark, dass er ihm ständig in der Nase hing.
    Lazar befand sich in tiefer Trauer. Immer wieder be- schäftigten ihn dieselben Gedanken und drückten auf sein Gemüt, während sich sein Körper wie taub anfühlte.
    Er stieg zum Aussichtspunkt auf den Berg hinauf. Auf dem überhängenden Felsen lehnte er sich an die Ka- none, die sich hier befand. Eine Zeit lang stand er dort und schaute auf die dunkle Hügellandschaft, den blassen Himmel und das ruhig daliegende Meer.
    Unter sich konnte er das Dorf mit den strohgedeck- ten Hütten erkennen. Kleine Lagerfeuer funkelten in der Nacht, während sich die Männer wohl über ihre unsichere Zukunft Gedanken machten.
    Der gewöhnliche Ablauf der Dinge, der einem erfolg- reichen Überfall oder einer ähnlichen Mission stets ge- folgt war, ließ diesmal auf sich warten. Gewöhnlich hatten die Piraten ein großes Fest gefeiert und bis zum Umfal- len gezecht. Doch die letzte Schlacht hatte viele Opfer gefordert.
    Heute Abend war es still im Dorf. Die Atmosphäre wirkte angespannt. Das Schiff von Fitzhugh war noch nicht ein- getroffen, und Morris hatte verkündet, er befürchte, auch Russo sei mit seiner Mannschaft im Sturm untergegangen.
    Außerdem sprachen die meisten davon, dass die Eng- länder nahe daran waren, das Versteck der „Wolfshöhle“ zu finden.
    Hinzu kam wohl noch – das vermutete Lazar jedenfalls –, dass die Männer nicht wussten, was aus ihnen werden sollte. Seit dem Tod des Vikars hatte er sie sehr seltsam behandelt. Es war ihm schwer gefallen, irgendetwas für seine kleiner gewordene Besatzung und das verwüstete Schiff zu empfinden.
    Schließlich hatte er den Mann verloren, der wie ein Va-

ter zu ihm gewesen war, und die Frau, die er über alles in der Welt liebte.
    Er stieg wieder den Berg hinab und ging bis zum Rand des Dorfs. Eigentlich wollte er es umrunden, um den angst- vollen Blicken und den quälenden Fragen seiner Männer aus dem Weg zu gehen.
    Aber er vernahm auf einmal eine Unterhaltung, die ihn im Schatten einer Hütte stehen bleiben und lauschen ließ.
    „Ich will nach Hause“, sagte der stets zuverlässige Mr. Donaldson.
    Er saß gemeinsam mit Mutt, Andrew McCullough und Mickey der Bohne am Feuer. Alle vier nahmen niederge- schlagen einen tiefen Schluck aus einer Flasche.
    „Wohin würdest du gehen?“ fragte ihn Mickey. „Wo- hin könnten wir alle gehen, wo man uns nicht hän- gen würde? Unsere Familien wollen uns sicher nicht. Wir sind verdammt, Freunde“, erklärte der rothaarige Bursche verbittert. „Der Kapitän hat uns vergessen.“
    „Und dieser neue Admiral will unser Blut“, sagte An- drew.
    „Ja, und dafür wird er einen Titel und ein Landgut er- halten“, murmelte Donaldson. „Ich wünschte, der Vikar wäre noch bei uns. Er hätte gewusst, was zu tun ist.“
    Alle schwiegen eine Weile, und dann sprach Mutt, der Zimmermann.
    „Wir müssen uns keine Sorgen machen, Männer“, ver- kündete er mit seiner tiefen Stimme. „Der Kapitän wird uns nicht im Stich lassen. Das hat er noch nie getan. Nein, er würde es niemals zulassen, dass man uns hängt ...
    Aber ich muss zugeben“, fügte er hinzu, „dass es schön wäre, einen Ort zu haben, wo man alt werden könnte. Nicht hier. Ich würde mir eine Frau nehmen. Jawohl, wie der Kapitän ...“
    Die anderen begannen zu lachen.
    Lazar betrachtete die ihm vertrauten Gesichter, die durch das Lagerfeuer erhellt waren und wie

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