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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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getan?“ Er stieß den Waschtisch um, ergriff erneut den höl- zernen Stuhl und drosch damit wie ein Wahnsinniger auf den Schreibtisch ein. „Ich will den Grund dafür wissen. Verdammt noch mal – den Grund! Was habe ich je getan? Nichts!“
    Holzsplitter flogen durch den Raum. Einer traf Lazar an der Wange und hinterließ eine Kratzspur. Die Papiere, an denen sie während der letzten Tage so eifrig gearbeitet hatten, stoben in alle Richtungen.
    Lazar hörte nicht auf, bis sich sein Zorn Luft gemacht hatte. Schließlich hielt er nur noch ein Stuhlbein wie eine Keule in der Hand.
    Es folgte eine lange Stille, die nur durch Lazars keu- chendes Atmen unterbrochen wurde.
    „Verschwinde, Allegra. Geh weit, weit fort von mir“, sagte er schließlich mit tiefer Stimme.
    „W... warum?“ fragte sie. Sein Zornanfall und die Bit- terkeit, die sich in seinem Gesicht widerspiegelte, ver- ängstigten sie zutiefst.
    Starr blickte er auf den Boden.
    Nach einer Weile fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und fing zu lachen an, während er noch immer den Kopf gesenkt hielt.
    „Weil ich dich nicht liebe“, sagte er schließlich, ohne aufzuschauen. Missmutig schüttelte er den Kopf. „Ich will dich nicht mehr.“
    Fassungslos blickte sie ihn an. „Das meinst du nicht ernst.“
    „O doch.“ Lazar warf ihr einen Blick zu, aus dem Funken zu sprühen schienen. „Verschwinde von hier.“
    Als sie reglos stehen blieb und ihn entsetzt ansah, hob er das Stuhlbein in seiner Hand und ging langsam auf sie zu. „Raus hier! Verschwinde endlich!“ brüllte er.

Schreiend rannte Allegra davon, als er sie den Gang entlangjagte und wild mit der Keule fuchtelte, als wolle er sie damit wirklich schlagen.
    „Bleibe weg von mir, verstanden?“ rief er ihr hinterher. „Ich will dein Blut nicht auch noch an meinen Händen. Ich will dich nicht – weder als meine Gattin noch als meine Hure! Verschwinde aus meinem Leben!“
    Schluchzend und voller Entsetzen floh Allegra auf Deck und ließ Lazar im Dunkeln zurück.
    Später an diesem Tag hielt Lazar eine kurze, schmerzli- che Zeremonie zu Ehren des Vikars und der anderen Toten ab. Die Leichen wurden, in Tücher eingehüllt, der jetzt ruhigen See übergeben.
    Mancher der Piraten schniefte. Irgendwie schaffte Lazar es, sich zusammenzureißen. Er war schließlich ihr Kapi- tän. Der Mann, der das Ruder in der Hand hielt, konnte sich keine Schwächen leisten – darin wären sich sein Vater und der Vikar sicher einig gewesen.
    Danach wies er Allegra für die ganze Dauer ihrer Reise die zweite Kajüte zu. Ihre verängstigten Blicke und der Schmerz, der sich in ihren Augen widerspiegelte, ließen ihn scheinbar kalt.
    Wenigstens lebte sie. Dafür musste er dankbar sein. Nun war es an ihm, eine Art und Weise finden, wie er sich von ihr trennen konnte.
    Schon bald, redete er sich ein, würde sie ihren Verlust verkraftet haben. Er selbst hatte nicht vor, sie jemals zu vergessen. Dazu wäre er auch nicht in der Lage gewesen. Die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, war, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Dadurch würde sie vielleicht nicht wegen des Fluchs, der auf ihm lastete, ihr Leben lassen müssen. Das war zumindest seine Hoffnung. Die Erinnerung daran, dass er selbst einmal vorgehabt hatte, sie zu ermorden, erschien ihm nun völlig bizarr. Sogar wenn sie ihn dafür hassen würde, musste er alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu schützen.
    Nach dem Abendessen kam Darius auf leisen Sohlen zur Kajütentür, die noch immer nicht zu schließen war. Tränen liefen ihm über das Gesicht, als er sich dafür entschuldigte, dass es ihm nicht gelungen war, den Vikar zu retten.

Lazar verspürte einen stechenden Schmerz. Darius schien tatsächlich den sechsten Sinn zu besitzen. Denn er erklärte, dass er auf einmal ein ungutes Gefühl im Lager- raum verspürt hatte. Allegra sei willig gewesen, mit ihm zu kommen, während der Vikar sich geweigert habe.
    Lazar saß im milden Licht der untergehenden Sonne und hörte zu. Er wusste, dass er auch diesem Knaben gegenüber herzlos sein musste.
    „Capitán, ich habe versucht, ihn zu retten“, flüsterte Darius. „Ich ... Ich weiß, dass ich versagt habe, aber bitte schicken Sie mich nicht fort. Ich wüsste nicht, wohin oder zu wem ich gehen sollte.“
    „Tut mir Leid“, erwiderte Lazar mit ausdrucksloser Stimme. „Doch ich kann dich hier nicht brauchen.“
    Er spürte, wie Darius ihn einen Moment lang anblickte und dann wortlos im dunklen Gang

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