Gaelen Foley - Amantea - 01
Tuch, seine ebenmäßigen rabenschwarzen Brauen mit einem Schwung an ihren äußeren Enden und den großen, ausdrucksvollen Augen unter den schwarzen Wimpern – nachtschwarz wie die dunkle See. Er besaß eine stolze, römisch anmutende Nase und das entschlossene Kinn des geborenen Eroberers. Doch seine Lippen waren voll und sinnlich, wie geschaffen für Küsse.
Wieder funkelten seine Augen wild, als Domenico gerade nach ihm zu stechen versuchte. Der Fremde wirbelte ohne Schwierigkeiten seitwärts und ergriff ihn am Arm. Er warf Domenico ins Gras, als hätte er das Gewicht einer Feder.
„Hast du genug, oder muss ich dir wehtun?“ fragte der Fremde höflich.
„Tun Sie ihm weh“, flüsterte Allegra.
Domenico stand auf, wobei sein Gesicht eisigen Zorn ausdrückte. „Du wirst dafür sterben, du niederträchtiger Hund“, sagte er.
„Dafür? Das ist noch gar nichts“, knurrte der Fremde und stürzte sich auf ihn.
Allmählich begann Allegra, sich Sorgen zu machen. Das Duell wurde heftiger. Sie konnte nicht einmal die Wachen verständigen, bevor einer der Männer wirklich verletzt war. Domenico hatte ja das Gartentor verschlossen und den Schlüssel eingesteckt.
„Hört doch bitte endlich auf!“ rief sie.
Der Fremde warf ihr einen kurzen Blick zu, als ob er sich versichern wollte, dass sie nirgendwohin ging. Doch das war ein Fehler, denn Domenico stürzte sich auf ihn und erreichte ihn mit seinem Dolch. Allegra hielt die Luft an, als das Messer den Mann am rechten Oberarm traf und seine glatte bronzefarbene Haut aufriss. Blut lief sogleich aus der Wunde.
Domenico lachte und trat ein paar Schritte zurück. „Nimm das“, sagte er selbstzufrieden.
„Wie ist das denn passiert?“ murmelte der Fremde über- rascht und sah auf seinen Arm. Als er wieder aufschaute, funkelten seine Augen. „Es brennt ein bisschen“, sagte er langsam.
Die Männer starrten sich an. Allegra hatte auf einmal Angst.
Wenn sie nicht bald dazwischengehen würde, wäre der Fremde in der Lage, Domenico umzubringen, und würde daraufhin selbst gehängt werden. Zwei junge Männer hätten ihretwegen das Leben gelassen.
„Das reicht“, befahl sie entschlossen, obgleich ihre Stimme zitterte. „Mein Herr, ich werde Ihnen einen Arzt besorgen. Domenico“, sagte sie und streckte ihre Hand aus, als sie auf ihn zuging, obgleich sie bei dem grimmi- gen Anblick, den er mit dem blutigen Dolch in der Hand bot, innerlich zurückschreckte. „Sie haben gezeigt, was Sie können. Verschwinden Sie jetzt von hier.“
Domenico lächelte sie kalt und grausam an, denn er war offenbar sehr zufrieden mit sich selbst. „Mit dir werde ich später abrechnen, meine Liebe. Zuerst muss ich dieses aufdringliche Stück Dreck kaltmachen.“
Obgleich Allegra dem Fremden einen furchtsamen Blick zuwarf, schleuderte dieser sein Messer fort und blickte Domenico wachsam an. Das große gebogene Messer blieb in der Erde stecken und vibrierte heftig.
Domenico sah auf den lederbezogenen Griff, der aus dem Boden ragte, und dann auf seinen Gegner.
„Nun, mein Freund“, sagte der Fremde leise. „Nun hast du mich wirklich verärgert.“
Allegra starrte ihn an und war vor Angst und Faszi- nation völlig reglos. Domenico hob seinen Dolch und be- reitete sich auf eine weitere Runde vor. Das Blut des
Fremden befleckte seine Hand und die belgische Spitze seines Ärmels.
Einen Moment lang herrschte völlige Ruhe. Niemand bewegte sich. Die schwarzen Augen des Fremden fun- kelten wie die eines Raubtieres. Allegra vermochte nicht, woandershin zu schauen.
Dann griff er an.
Ohne Warnung stürzte er sich auf Domenico und drängte ihn auf das Blumenbeet an der Gartenmauer. Er riss ihm den Dolch aus der Hand und warf ihn beiseite. Allegra schrie auf und lief zu den beiden, als der Fremde begann, Domenico so grausam zu verprügeln, dass sie befürchtete, er würde ihn umbringen.
„Aufhören, aufhören!“ rief sie, wagte jedoch nicht, in die Reichweite dieser mächtigen Arme zu kommen.
Nach vier oder fünf Schlägen war Domenicos Gesicht mit Blut überströmt.
„Das ist genug“, schrie sie.
Domenico kämpfte noch immer und versuchte, die Pis- tole aus dem Gürtel des Fremden zu ziehen. Dieser schlug seine Hand fort. Dann griff Domenico nach den Enden des Kopftuches, das dadurch herabfiel. Es entblößte einen Schädel, der überraschend kurz geschoren war und die gleichen schwarzen Stoppeln wie sein Gesicht aufwies.
Der Fremde knurrte Domenico an und packte dessen Hand.
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