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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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ein Betrüger.“
    Er ging zu ihr und war beinahe in Versuchung, ihr eine Ohrfeige zu verpassen. Doch sie hörte rechtzeitig auf zu sprechen und blickte ihn nur rebellisch an.
    „Sie haben Recht. Ich bin kein Prinz. Das habe ich auch niemals behauptet, wenn Sie sich erinnern.“
    Er schwang sich auf den großen Holztisch und drückte sie auf den Rücken, wo er sie festhielt. „Ich habe Ihnen nur meinen Namen genannt, weil Sie so verdammt neugierig waren, Signorina Monteverdi. Und da Sie derart neugie- rig sind, werde ich Ihnen auch sagen, was genau ich bin, meine kluge Signorina“, herrschte er sie an, nur wenige Zoll von ihrem Gesicht entfernt. „Ein Schiffskapitän. Ein Ausgestoßener. Ein Pirat, Signorina Monteverdi. Und Ihr neuer Herr.“
    In diesem Moment erfüllten Schreie die Luft, als seine Männer durch das Tor stürmten. Noch niemals hatte Allegra so etwas gehört.
    Der Pirat befand sich noch immer über ihr und starrte sie wie ein hungriger Wolf an, während das Geschrei wie eine Woge um sie herum anstieg. Sie glaubte, dass die Dä- monen der Unterwelt durch die schwarzen Tore der Hölle hereingebrochen sein mussten und nun ihre Rache an den Sterblichen nahmen. Lautes Donnern war zu hören, das von den Felsen vor der Stadt kam und den Sonnenaufgang begleitete.
    Allegra blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. „Was haben Sie getan?“
    „Jetzt ist keine Zeit zum Reden.“ Rasch erhob er sich und zog sie hoch. Er nahm sie auf die Arme und ging schnellen Schrittes die Wendeltreppe hinab. Im darunter

liegenden Zimmer ließ er sie in einer Ecke nieder, wobei ihre Fesseln noch immer zusammengebunden waren und der eine Knöchel weiterhin schmerzte.
    „Sie haben nichts zu befürchten“, sagte er ihr und sah ihr ruhig in die Augen. „Ihnen wird nichts geschehen. Das schwöre ich beim Grab meiner Mutter. Aber ich befehle Ihnen, Allegra, niemandem außer mir die Tür zu öffnen. Meine Männer werden die Soldaten Ihres Vaters spielend überwältigen. Verstehen Sie?“
    Sie nickte mit großen Augen und war schon im Begriff, sich ihm in die Arme zu werfen und ihn um Schutz anzu- flehen. Glücklicherweise fiel ihr noch rechtzeitig ein, wie sehr sie ihn hasste.
    Einen Moment sah Lazar sie an, seufzte und strich ihr das Haar über die Schulter. Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie mit warmen, festen Lippen auf die Stirn.
    „Sie sehen zu Tode erschrocken aus. Fürchten Sie sich nicht, chérie. Dieser Turm hat eine stabile, starke Mauer. Hier sind Sie sicher. Bleiben Sie aber im unteren Zimmer. Gehen Sie nicht nach oben. Das Dach dort würde einen Kanonentreffer nicht überstehen. Ich hole Sie, sobald die Belagerung vorüber ist. Das wird nicht lange dauern.“
    „Mich ... Mich holen?“ Sie starrte ihn an. „Sie wollen mich als Ihre Gefangene, nicht wahr?“
    Sein Lächeln wirkte selbstzufrieden. „Meine liebe Si- gnorina Monteverdi, das sind Sie bereits.“
    Als sie einen wütenden Laut ausstieß, lachte er laut und stahl ihr einen Kuss von den Lippen. Dann zog er seinen Krummdolch aus dem Gürtel und eilte die Wendeltreppe nach oben, wo er – wie sie annahm, aus dem Fenster fliehen wollte. Das Tor war hoch genug, dass er wahrscheinlich da- rauf springen und von dort herunterklettern konnte. Auf diese Weise würde er die Soldaten überraschen.
    Einen Moment saß sie in der dunklen Ecke und ver- mochte sich nicht zu bewegen.
    Dann verschwand ihre Verwirrung, und auf einmal verspürte sie nur noch den Wunsch zu überleben.
    Ihr neuer Herr?
    „Ziemlich unwahrscheinlich“, murmelte sie leise. Sie schaute zornig auf die Steinmauern ihres Gefängnisses. Irgendwie musste sie aus diesem Turm entkommen.
    Wenn sie sich beeilte, konnte sie vielleicht noch in den

Palazzo gelangen, bevor die Männer ihres Vaters ihn vor den Feinden verriegelten. Doch da ihre Knöchel mit diesem unlösbaren Seemannsknoten zusammengebunden waren, war sie völlig hilflos. Sie hatte bereits versucht, den Kno- ten zu lösen, während Lazar mit der Kurbel beschäftigt war, hatte es jedoch nicht geschafft.
    Jetzt war jede Minute wertvoll. Sie sah sich im Zim- mer um und versuchte, einen Gegenstand zu finden, mit dem sie das weiche Lederband durchtrennen konnte. Die einschlagenden Kanonenkugeln ließen sie immer wieder zusammenzucken.
    „Mein Gott, ich hasse diesen Mann“, flüsterte sie ins Zimmer, obgleich sie wusste, dass sie nicht nur Abneigung für ihn empfand – vor allem nach dem betörenden, be- sitzergreifenden Kuss.

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