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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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wer es war. Sie würde sterben, hatte aber nicht den Wunsch, es mit offenen Augen erleben zu müssen. Lieber Gott, bitte, lass es schnell vorüber sein.
    „Nun, nun. Wen haben wir denn da?“ ertönte eine tiefe, drohende Stimme. Kanonenfeuer ließ sie einen Moment taub werden.
    Allegra nahm die Hände von ihrem Gesicht und sah zu dem Hünen hoch, der den armen Pietro durchbohrt hatte. Einen Moment wurde sie von einem solchen Hass erfüllt, dass sie jegliche Angst vergaß.
    „Entweder töten Sie mich gleich, oder Sie bringen mich zu Lazar! Gott möge Sie auf immer und ewig verfluchen!“ fügte sie heftig hinzu.
    Der Pirat warf seinen gewaltigen Kopf nach hinten und lachte. „Hier haben wir ein Höllenkätzchen erwischt, Andrew McCullough. Und eine Dame noch dazu!“
    „Bringen Sie mich zu Lazar“, sagte sie mit zusammen- gebissenen Zähnen und hoffte, dass dies der Name war, unter dem ihn seine Männer kannten.

„Freches Geschöpf! Warum sollte ich das tun? Vielleicht ist der alte Goliath ja kein so knochiger Mann wie der Kapitän, aber ich habe meine Vorzüge“, rief er und fasste sich zwischen die Beine.
    Allegra zuckte vor Entsetzen zusammen, als der riesige Mann seinen zerzausten Kopf senkte und sie anstarrte.
    „Schätzchen, ich glaube, wir werden an Bord noch Nutzen aus dir ziehen.“ Er griff nach ihr.
    Zum Vergnügen seiner Kameraden schaffte sie es, ein paar Schritte rückwärts zu stolpern, bevor er sie ohne wei- tere Schwierigkeiten erwischte und festhielt. Störrisch hob sie den Blick und sah ihn an. Der Gestank seines fauligen Atems stieg ihr in die Nase. Sie holte so lange keine Luft, bis schwarze Punkte vor ihren Augen erschienen. Einen Moment lang befürchtete sie, ohnmächtig zu werden.
    Um sie her drehte sich alles, als er sie mit seinen gro- ßen, schmutzigen Händen an der Taille packte. Auf seinem zerrissenen Hemd erkannte sie Blutflecken.
    Das Blut ihrer Wachsoldaten.
    Das Blut der zwei lächelnden Burschen, die ihr auf ihren Gängen stets unterwürfig gefolgt waren.
    „Komm zu Golly, meine Hübsche“, grollte er, wobei Boshaftigkeit in seinen Augen funkelte.
    Sie kämpfte wie eine Wilde, doch es nützte ihr nichts. Der Pirat warf sie sich über die mit Schweiß verklebte Schulter und trug sie davon.
    Um sechs Uhr morgens lehnte sich Lazar gegen den wei- ßen Rahmen eines offen stehenden Fensters. Er befand sich im Salon im Palazzo des Gouverneurs und sah auf das Meer hinaus. Die Insel einzunehmen war so leicht ge- wesen, wie er sich das vorgestellt hatte, denn seine Pläne waren fehlerlos ausgetüftelt worden.
    Er hatte sogar drei seiner grausamsten Männer auf die Suche nach Domenico Clemente geschickt, so dass er zusammen mit den anderen sterben würde.
    Aber er verspürte ein merkwürdiges Gefühl.
    Der ersehnte Zeitpunkt war gekommen. Seine Anhänger hatten ihm seinen Erzfeind überbracht. Seitdem er drei- zehn Jahre alt war, hatte er von diesem Moment geträumt. Doch nun fühlte er sich nicht so, wie er sich das immer vorgestellt hatte.

In ihm stieg kein Triumphgefühl auf, wie er das von früheren Kämpfen her, bei Sprüngen von Schiff zu Schiff mit dem Degen in der Hand, kannte. Wie anders hatte er sich gefühlt, als er sich mit der tosenden See Hunderte von Meilen von einem Hafen entfernt gemessen hatte.
    Seine Männer klopften an die Tür und führten den Gouverneur herein. Lazar warf einen Blick auf den Ge- fangenen, und seine Unsicherheit verwandelte sich in Enttäuschung. Zum Teufel noch mal! Während der verflos- senen fünfzehn Jahre war der Erzfeind seiner Albträume ein müder, alter Mann geworden.
    Die Piraten stießen Allegras Vater auf den Marmorbo- den seines eigenen Salons. Er fluchte, als er stürzte. „Ihr werdet niemals davonkommen! Die Flotte wird jeden Mo- ment da sein. Ich werde mich selbst darum kümmern, dass ihr gehängt werdet.“
    Monteverdi funkelte die Männer zornig an, als er sich steif erhob. Er entwirrte seine Ketten mit der Würde ei- nes Mannes, der gewohnt war, öffentlich Reden zu halten. Doch als sein Blick durch den Raum schweifte und er Lazar entdeckte, erstarrte er.
    Monteverdi wurde so weiß wie der Schnee.
    „Ganz richtig, alter Mann. Nun musst du für deine Sünden büßen“, erklärte Lazar mit einem leisen, bitteren Lachen.
    Er wünschte sich, dass sein Vater hätte dabei sein kön- nen, um seinen alten Ratgeber zu sehen. Es mutete fast wie ein Witz an, dass Monteverdi es fertig gebracht hatte, einen hünenhaften Mann mit

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