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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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Sie verspürte auch noch Erregung, Zorn und Verzweiflung. Leidenschaft. Dieser so genannte Lazar war der lebendigste, vitalste Mensch, den sie jemals getroffen hatte, aber wenn er so weitermachte, würde er das nicht mehr lange sein.
    Allegra wusste nicht, ob sie seine Geschichte über sein Piratendasein glauben sollte. Sie hatte noch immer das Gefühl, dass es sich um einen Bauernaufstand handelte, aber das war zumindest besser als seine Behauptung, dass er der verschollene Prinz war. Er konnte nicht einmal erahnen, wie empfindlich er sie mit seiner Behauptung ge- troffen hatte. Nein, von den Toten kehrt niemand zurück, beruhigte sie sich sogleich.
    Sie wollte, dass ihr vollkommener Prinz dort blieb, wo er hingehörte – in ihrer Vorstellung, wo er sie weder ver- letzen noch verlassen, noch sterben konnte. Aber wie hatte der Fremde die Tunnel entdeckt?
    Nein, das war unmöglich! Sie weigerte sich, daran zu glauben.
    Vielleicht hatte er sie zufällig entdeckt. Er war ein Be- trüger. Man musste sich nur vergegenwärtigen, wie er Domenico zugerichtet hatte. Der Mann war ein Monster.
    Zum einen war der wirkliche Lazar tot, wenn er es aber nicht wäre, so würde ihr Prinz sein Königreich nicht auf diese Weise zurückgewinnen. Er würde nicht wie ein Dieb in der Nacht auftauchen und Frauen Pistolen an den Kopf setzen. Mit Fanfaren und Trompeten würde er nach Hause kommen, und ihm würden Tausende von Blüten auf den

Weg gestreut werden. Er würde in einem goldenen Schiff auftauchen, gekleidet in die feinsten Stoffe, und der Papst und alle gekrönten Häupter Europas würden ihm ihre Unterstützung zusagen.
    Dieser Piratenschurke war ... Nun, er war ein Barbar, sonst nichts.
    Ihr suchender Blick entdeckte auf einmal einen Apfel, den einer der Soldaten verzehrt hatte, ein kleines Messer steckte noch in der übrig gebliebenen Frucht.
    Allegra humpelte mühsam dorthin und rieb mit dem Le- derriemen an der Schneide, bis sie sich schließlich mit ei- nem Siegesschrei von den Fesseln befreite, auch wenn die Riemen noch immer um ihre Knöchel gewunden waren. Sie sprang auf, da sie keine weitere Zeit verschwenden wollte.
    Sie nahm das Messer in die rechte Hand und rannte die Stufen hoch, um die Lage in der Stadt von oben zu überblicken und herauszufinden, welcher Weg der sichers- te zum Palazzo sein würde. Als sie auf den Hauptplatz hinuntersah, traute sie ihren Augen nicht. Das Artillerie- feuer ließ rote, gelbe und blaue Flammen über der Stadt hochschlagen, während Kanonendonner die Häuser in ih- ren Grundfesten erschütterte. Mit der Hand auf dem Mund starrte sie auf das Bild zu ihren Füßen.
    Auf der Piazza herrschte ein großes Durcheinander. Je- der rannte in Deckung, während die festlichen Laternen noch immer nicht gelöscht waren. Sie sah, wie Leute zu- sammengetreten wurden und die Reservisten – denen an- scheinend vom gestrigen Trinken noch übel war –, aus den Munitionslagern gestürzt kamen.
    Vergeblich versuchten sie, eine Abwehr gegen die bar- barischen Eindringlinge zu organisieren. Den Fremden konnte Allegra nirgends entdecken.
    Als auf einmal die Laterne vom eisernen Haken auf den schwankenden Boden fiel, schrie sie entsetzt auf, be- herrschte sich aber sogleich wieder. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Mit zitternden Knien eilte sie durch das Zimmer, um auf der anderen Seite aus dem Fenster zu sehen.
    Von der Bucht her bombardierten sieben Schiffe die Stadt. Sie war sich nicht sicher, doch die immer wieder aufleuchtenden Blitze der Geschütze erhellten auch die

schwarzen Flaggen, die an den Masten hingen. Durch die weißen Rauchwolken, welche die hölzernen Flanken der Schiffe einhüllten, flammten bei jedem Abfeuern orange- farbene Blitze durch.
    Sie floh aus dem Turmzimmer und stolperte die Wendel- treppe hinunter, wobei sie vor Aufregung beinahe gestürzt wäre. Mit aller Kraft schob sie den Tisch nach und nach von der Tür fort, und nachdem sie es geschafft hatte, das Schloss an der massiven Holzpforte zu öffnen, stürzte sie hinaus.
    Sie achtete nicht weiter auf ihren verletzten Knöchel, sondern machte sich auf den Weg zum Palazzo. Als sie an den Stufen vor dem Haus ihres Vaters ankam, muss- te sie feststellen, dass sie nicht die Einzige war, die dort Sicherheit suchte.
    Am Haupteingang gab es ein wildes Durcheinander, als eine Schar verängstigter Leute darum kämpfte, hinein- zukommen. Dutzende von Wachen bemühten sich wäh- renddessen, die Menge draußen zu halten, die

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