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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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wieder. Ich habe mich noch niemals in meinem Leben so gefürchtet.“
    Er drückte sie einen Moment fest an sich, dann setzte er sie auf eine wunderbar weiche Matratze ab, löste sich aber noch nicht von ihr.
    „Chérie, ich muss noch einige Dinge erledigen“, sagte

er sanft. „Ruh dich aus. Du hast Schreckliches erlebt. Ich verspreche dir, dass wir uns später wieder sehen.“
    „Geht es meinem Vater gut?“
    „Ja.“
    „Kann ich ihn sehen?“
    „Nein, chérie. Bleib hier, und ruh dich aus.“
    Noch immer wollte sie ihre Augen nicht öffnen. Sie ver- mutete, dass sie in seinem Bett lag und ihr Kopf auf seinem Kissen ruhte. Eine innere Stimme protestierte dagegen, doch die Erschöpfung und das Gefühl, in seiner Gegen- wart völlig sicher zu sein, waren ungleich mächtiger als die Schicklichkeit.
    Als sie schließlich widerstrebend die Augen öffnete, schaute sie ihm direkt ins Gesicht, das nur wenige Zoll von ihrem entfernt war. Lazar hatte sein Tuch abgenommen, und Allegra sah, dass sein kurzes rabenschwarzes Haar dicht und samtig war. Wie gebannt blickte sie ihn an. Im Tageslicht stellte er sich als der schönste Mann dar, der je ihren Weg gekreuzt hatte – obgleich sie nun wusste, was er war.
    Der Kumpan des Hünen hatte ihr erklärt, dass auf der anderen Seite des Meeres Lazar als der Teufel von An- tigua bekannt war – der Verfluchte, der Verdammte. Der Schlächter der Unschuldigen. Der Plünderer der Städte. Die Barbaresken fürchteten ihn und nannten ihn Shaytan des Westens. Der Teufel von Antigua fürchtete niemand, wurde erzählt. Sein Schiff war eine schlanke, mit vier- undsiebzig Kanonen ausgestattete Fregatte, die auf den Namen „Walfisch“ getauft war.
    Der Teufel von Antigua war das personifizierte Böse. Das war allgemein bekannt.
    Besorgt sah er zu ihr herab, und eine ganze Welt von intensiven Gefühlen schien sich in seinen seelenvollen dunklen Augen zu offenbaren. In seiner Iris zeigten sich goldfarbene Flecken, die Allegra fasziniert betrachtete. Er strich ihr mit der Fingerspitze über die Wange und zog dann das fein gewobene Leintuch bis an ihr Kinn.
    „Goliath wird teuer für das bezahlen, was er dir angetan hat“, flüsterte er heiser. Er beugte sich herab und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Sie werden hier bleiben und sich ausruhen. Diesmal gehorchen Sie mir bitte, so dass ich Sie nicht wieder aus einer schwierigen Lage befreien

muss. Ich befürchte, dass Ihr Schutzengel bereits etwas erschöpft ist.“ Er lächelte flüchtig.
    Sie richtete sich auf und zog ihn an sich, um ihn noch etwas länger bei sich zu behalten. Er gab ihr das Gefühl, völlig sicher zu sein. Lazar lachte, als er sie an sich drückte.
    „Niemand wird dich verletzen oder dir Angst einflößen, Allegra. Du musst mir vertrauen, capisce? Ich werde mich sehr gut um dich kümmern“, flüsterte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Sei ein gehorsames Mädchen, bis ich zurückkehre.“ Er küsste sie auf die Wange und flüs- terte ihr ins Ohr: „Danach darfst du dann so unartig sein, wie du willst.“
    Zu Allegras Verblüffung wurde ihr bei diesen Worten ganz seltsam zu Mute. Obgleich sie so vieles durchgemacht hatte, wusste er genau, wie er ihr neu entdecktes Verlangen in ihr anzufachen hatte. Sie sah zu, wie er sich geschmeidig erhob und zur Kajütentür ging.
    Ich hätte ein schlimmeres Schicksal erleiden können, als von diesem Mann gefangen gehalten zu werden, dachte sie erschöpft. Vielleicht würde ihr Dasein als seine Geisel gar nicht so schrecklich werden. Nachdem er sie nun zwei Mal gerettet hatte, war es klar, dass er ihr nichts antun wollte.
    Ihr Vater würde höchstens einen Tag brauchen, bis er das Lösegeld hatte. Sie würde zwar wahrscheinlich als entehrte Frau nach Hause zurückkehren, aber zumindest müsste sie auf diese Weise weder Domenico noch einen anderen der langweiligen Genueser Adeligen heiraten.
    Sie sah sich um. Der helle, große Raum war mit ver- schiedenen polierten Hölzern ausgestattet. Wer auch im- mer er sein mochte – der Kapitän besaß jedenfalls einen guten Geschmack.
    Das Zimmer war voller schöner Gegenstände, die gar nicht dem Eindruck einer asketischen Kapitänskajüte ent- sprachen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Alles wirkte so, als erwartete der Fremde, von einer großen Anzahl von Dienern umsorgt zu werden.
    Seine Koje, in der sie nun lag, war ein breites Bett, das aber sehr gemütlich wirkte. Es war gewöhnlich hin- ter blauen

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