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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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erheben. Noch immer starrte Lazar sie wie gebannt an. Allegra sah ihn über das plötzliche Durcheinander hinweg mit Tränen in den Augen an.
    „Was ist mit dem Gouverneur, Kapitän?“ fragte einer der Männer. „Er auch?“
    Lazar schien ihn nicht zu hören.
    „Haltet ihn fest“, murmelte der irische Kapitän an seiner Stelle.
    Eine ihrer Verwandten versuchte, Allegras Hand zu er- greifen, doch sie zog sie weg. Sie drehte nicht einmal den Kopf, als ob mit einem Herzschlag ihre Loyalität nun der anderen Seite gehörte.
    In diesem Moment war es ganz gleich, wer er war. Er war nur ein Mann mit sanften Händen, einem wunderba- ren Lachen, ein Mann, der mehr Schmerz erfahren hatte, als ein Mensch allein ertragen konnte.
    Ruhig ging sie durch die davoneilende Menge zu ihm. Als sie vor ihm stand, umfasste sie seine Taille und legte den Kopf an seine Brust. Er umfing sie und klammerte sich an sie, wobei er sein Gesicht in ihrem Haar barg.
    Deutlich hörte sie sein Herz pochen, als hätte er Angst. Sie spürte, wie sein starker Körper vor innerer Qual zit- terte. Leise und sanft sprach sie zu ihm, so wie er das vor kurzem bei ihr getan hatte. Sie sagte ihm, dass er die rich- tige Entscheidung getroffen habe und nun alles gut werde.
    „Allegra“, stieß er zitternd hervor. „Ich kann dich jetzt nicht gehen lassen. Ich kann nicht ganz allein zurückblei- ben.“
    Sie wusste nicht, was sie ihm darauf antworten sollte. Da spürte sie, wie er in ihren Armen erstarrte. Rasch hob sie den Kopf.

„Haltet ihn!“ rief Lazar.
    Allegra drehte sich um, doch Lazar ließ sie nicht los. Sie sah, dass ihr Vater auf der Mauer stand und in den Ab- grund hinunterschaute, der sich etwa hundert Fuß unter ihm auftat.
    „Du feiger Verbrecher! Komm sofort herunter!“ don- nerte Lazar, zog seine Pistole und richtete sie auf den Gouverneur, drückte aber nicht ab. „Du wirst mich nicht betrügen!“
    „Vater, nein!“ Allegra schrie, als sie nach dem ersten Ent- setzen ihre Stimme wieder fand. Sie begann, gegen Lazar anzukämpfen, um sich zu befreien, doch er ließ sie nicht gehen.
    „Schön, Sie gewinnen“, sagte Monteverdi mit schwerer Stimme. Er achtete nicht auf die Männer, die an seinen Sa- chen zerrten. „Sie haben erreicht, dass sich meine Tochter gegen mich gewandt hat wie zuvor ihre Mutter.“
    Allegra schnappte nach Luft. „Nein, Vater! Niemals!“
    Monteverdi sah mit leerem Blick von seinem erhöhten Platz auf sie herab. Tränen liefen ihm die Wangen herab. „Vergib mir“, sagte er. Dann drehte er sich langsam zum Meer.
    Allegra hörte sich flehen. „Vater, nicht! Nein, bitte nicht. Ich liebe dich. Das darfst du nicht tun, Vater. Ich kann es nicht ertragen ...“
    Er wandte ihr den Rücken zu und schien sich nur leicht nach vorn zu neigen.
    Gleich darauf war er verschwunden.
    Allegra schrie und wollte zu der Stelle stürzen, wo ihr Vater nicht mehr stand. Doch Lazar hielt sie an den Schul- tern fest. Mit einem schmerzerfüllten Schluchzen drehte sie sich ihm zu und weinte so heftig, als zerrisse es ihr das Herz.
    Innerhalb einer Stunde nach Monteverdis Freitod befan- den sie sich auf dem Weg. Sie strömten alle die Straße zum Hafen hinab, kletterten auf ihre voll beladenen Schiffe und ließen schwarze Rauchsäulen hinter sich, die den Himmel über Klein-Genua verdunkelten.
    Den größeren Teil des schwülen Tages verbrachten sie mit einem Gefecht, das sie sich mit einigen Genueser Kriegsschiffen, die zu spät eingetroffen waren, lieferten.

Nun war es Abend geworden. Die untergehende Sonne erleuchtete den ganzen westlichen Horizont vor ihnen in leuchtenden Rottönen. Die „Walfisch“ fuhr mit vollen Segeln darauf zu.
    Lazar erlaubte den Männern, sich auszuruhen.
    Später sprach er vom Achterdeck aus zu ihnen. Er hob seine Stimme über das Knattern der Segel und das Pfeifen des Windes hinweg. Er lobte die ganze Schar für ihre Be- herztheit und ihren Gehorsam, wobei er ein paar Männer, die besonders gut gekämpft hatten, hervorhob. Goliath er- wähnte er nicht mehr, er hatte ihn hinrichten lassen, be- vor er auf die Stadtmauer gestiegen war – genau so, wie er das jedem angedroht hatte, der sich nicht an die Regeln hielt.
    Er entschuldigte sich weder für seinen Sinneswandel dem Clan der Monteverdi gegenüber, noch erklärte er Al- legras Anwesenheit an Bord. Allerdings war er erleichtert, als auch niemand nachfragte. Die Burschen hatten, was sie wollten, und das war Gold.
    Als er ihre verschwitzten Gesichter

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