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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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Horizont entdeckte er einen dunklen Punkt, der zweifellos das Genueser Flaggschiff war.
    Du rührseliger Narr! Mach endlich.
    „Kapitän?“ hörte er Sullys Stimme wie aus weiter Ferne.
    Er schwieg und lauschte dem Heulen des Windes. Ver- geblich hoffte er auf eine Botschaft. Nur die quälenden Geister in seinem Kopf forderten Rache. Oh, er wollte, dass es endlich vorbei war. Er sehnte sich so sehr nach Frieden.
    Doch er musste gar nichts zu Sully sagen. Sein Blick auf das Meer und dann auf seine eigenen blutbefleckten Hände waren bereits Zeichen genug.
    „In Ordnung“, sagte der andere Kapitän mit einem Nicken.
    Die Treue seiner Männer war eine Beruhigung. Wie gut sie ihn doch kannten. Seine Piraten.
    „Fertig!“ rief der Ire.
    Langsam hob Lazar den Kopf. Es war schließlich seine Vergeltung. Er konnte sich jetzt nicht wie eine Frau, die

nicht einmal eine Todesszene in einer Oper zu ertragen imstande war, abwenden. Steif drehte er sich um.
    „Zielen!“
    In diesem Moment sah Lazar die Gestalt.
    Gekleidet in jungfräuliches Weiß, die langen Haare im Wind flatternd, stand sie im düsteren Schatten des Waf- fenlagers. Ihre Augen waren weit aufgerissen und spiegel- ten Grauen und Fassungslosigkeit wider. Dann lief sie los, ehe sie noch jemand aufhalten konnte. Ihr Körper würde vom Blei durchsiebt werden.
    Lazar rief ihren Namen und stürzte sich ihr entgegen. Wie aus weiter Ferne hörte er, wie Sully rief: „Ablegen!“
    Er erreichte sie, und ihr schlanker Körper prallte an ihm ab. Sogleich begann sie, mit den Fäusten gegen seine Brust zu trommeln und unverständliche Verwünschungen auszustoßen. Er packte sie an den Armen und wollte sie schütteln, um sie wieder zur Besinnung zu bringen, doch er befürchtete, ihre zarten Knochen zu brechen.
    Deshalb begann er leise auf sie einzureden. Aber dies- mal klappte es nicht. Sie riss sich aus seinen Armen los und fiel auf die Knie. Dann warf sie den Kopf zurück und entblößte ihren schönen weißen Hals.
    „Tu es, wenn du den Mut hast, du feiger Mörder“, fauchte sie wie eine Tigerin, die man in die Enge getrieben hatte.
    Er sah zu ihr herab und gab vor, zornig zu sein, um seine Verblüffung zu verbergen. Der Vikar würde noch etwas erleben. Mit ihm würde er noch zu sprechen haben, wenn alles vorbei war.
    „Was soll ich tun, kleine Närrin?“ fragte er mit ei- ner größeren Selbstbeherrschung, als er sie tatsächlich empfand.
    „Meine Kehle durchtrennen“, rief sie wild. „Wage es ja nicht, mich am Leben zu lassen, wenn du meine ganze Familie vernichtest.“
    Er spürte, wie sein bereits ins Wanken gekommener Ent- schluss durch Allegras Heftigkeit noch weiter untergraben wurde. Sie war unschuldig und jung und hätte schon vor langem in Ohnmacht fallen sollen. Verflucht noch mal! Als Bewohnerin von Amantea war sie die geborene Kämpferin.
    „Tu es, verflucht noch mal!“
    „Ich gebe dir gleich eine Ohrfeige, wenn du so weiter-

machst“, murmelte er. Lazar zerrte sie auf die Füße und hörte nur undeutlich, wie ihr Vater um sie wimmerte. Seine Tochter achtete ebenfalls nicht darauf.
    „Ich werde dir nicht gestatten, das zu tun, Lazar“, sagte sie zitternd. Das Glühen ihrer Augen wirkte wie das einer Wahnsinnigen.
    „Du kannst mich nicht aufhalten“, erwiderte er. „Es tut mir Leid.“
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste sie gegen ihre rosigen Wangen, bis die Fingerknöchel weiße Flecken auf der Haut zurückließen. Sie weigerte sich, Lazar anzu- schauen, sondern blickte nur zu ihren Verwandten.
    Ihre Stimme überschlug sich. „Warum? Warum? Was haben wir getan? Welches Verbrechen wirft man uns vor?“
    „Es muss dir doch klar sein, dass dies eine Vendetta ist“, erwiderte Lazar leise.
    „Aber die Vendetta ist verboten!“ rief sie und trommelte wieder auf seine Brust, als könnte sie ihn damit umstim- men. „König Alphonso hat das bereits vor zwanzig Jahren zum Gesetz erklärt!“
    Er schüttelte über diese Bemerkung den Kopf. Als ob er das nicht wüsste! Sein Vater war zu gutherzig gewe- sen und war deshalb umgebracht worden. „Es ist meine Pflicht.“
    „Meine Familie umzubringen?“ Sie schluchzte und lachte gleichzeitig wie eine Irrsinnige. „Was für eine Pflicht ist das? Du hast uns alles genommen. Ist das nicht genug?“ In ihren braunen Augen schimmerten Tränen, als sie ihn ansah. „Du hast gesagt, dass ich dir vertrauen soll.“
    Er blickte auf sie und vermochte nicht, die richti- gen Worte für den

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