Gaelen Foley - Amantea - 01
gegen ihren Willen genommen.
Natürlich mochte es nicht ganz gegen ihren Willen sein, gab er innerlich zu und lächelte bei der Erinnerung an ihre Küsse auf dem Turm. Er hatte sie dazu verlockt, seine Annäherung leidenschaftlich zu erwidern.
Für eine Weile rührte er gedankenverloren mit dem Mes- ser im Wasser. Dann hielt er inne und fragte sich, ob er das Ding lieber verstecken sollte, für den Fall, dass seine Ge- fangene es sich plötzlich in den Kopf setzte, ihm die Kehle aufzuschlitzen, weil er ihr Leben zerstört hatte. Genauso, wie Monteverdi sein Leben zerstört hatte.
Wen kümmert es schon, dachte er. Sie würde ihm nur ei- nen Gefallen tun. Er glaubte sowieso nicht, dass sie etwas so Blutrünstiges tun könnte. Außerdem würde ein Mord an ihm sie seiner Mannschaft ausliefern. Allegra war nicht dumm.
Er schabte mit dem Rasiermesser vorsichtig über sei- nen Hals und sein markantes Kinn. Schließlich wusch er sich das Gesicht, zog sich nackt aus, um noch seinen übri-
gen Körper abzuschrubben, und sah dabei immer wieder zu Allegra hin. Ihre Reaktion beim Anblick eines völlig entblößten Mannes würde sicherlich sehr belustigend sein.
Doch sie schlief weiter, sogar nachdem er frische Sa- chen angezogen hatte – eine weiche Hose aus Hirschleder und ein lose fallendes Hemd aus fein gesponnener weißer Baumwolle.
Gemächlich ging er zum Bett und setzte sich an den Rand.
„Wach auf, kleines Kätzchen“, rief er leise und klopfte ihr auf die blasse, seidenweiche Schulter, die durch ihr zerrissenes Kleid schimmerte. Er beugte sich herab und küsste sie auf diese Stelle.
Sie rührte sich nicht. Er runzelte die Stirn und fragte sich, wie viel Laudanum der Vikar ihr gegeben hatte. Er legte die Hand auf ihre Stirn, doch sie schien kein Fieber zu haben. Nein, dachte er. Sie ist einfach nur erschöpft.
Nun, er wollte, dass sie wach war, wenn er sie entjung- ferte. Deshalb erhob er sich, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete sie nachdenklich.
„Chérie, so geht es aber nicht“, erklärte er.
Allegra schlief weiter.
Er ging zum Waschtisch zurück, hob die Porzellanschüs- sel heraus und wechselte das Wasser. Er parfümierte es mit seinem eigenen Eau de Toilette, weil er unerklärlicherweise auf einmal das Bedürfnis verspürte, sie mit seinem Duft zu umhüllen. Er kehrte mit dem Wasser und dem weichsten Waschlappen, den er finden konnte, an ihre Seite zurück und setzte sich neben sie.
Lazar nahm sich Zeit, um sie auszuziehen, und ach- tete nicht auf seine allmählich zunehmende Erregung und die Bilder, die sich ihm aufdrängten, als er ihr ohne Schwierigkeiten das zerrissene Kleid herunterstreifte.
Ausgestreckt lag sie auf seinem Bett und trug nun nur noch ihre Unterwäsche. Er starrte sie an und geriet in große Versuchung, als er die geschwungenen Linien ihrer schlanken Gestalt betrachtete.
Reglos lag sie in seinen Armen, als er ihr die Träger des Unterkleides von den Schultern zog. Er tupfte als Erstes ihr tränenüberströmtes Gesicht ab, und sie rührte sich etwas. Allerdings schmiegte sie nur den Kopf in seinen Schoß, als er diesen auf seine Schenkel legte.
„Was soll ich nur mit dir tun?“ fragte er mit einem kaum hörbaren Flüstern, als er den Lappen ins Wasser tauchte, auswrang und damit ihren weißen Hals, ihre Brust und die Schultern benetzte. Er nahm sich besonders viel Zeit, als er ihre schlanken Arme erreichte.
Wieder wand er den Waschlappen aus und schluckte, als er ihre entblößten Brüste mit den pfirsichfarbenen Spitzen betrachtete. Er zog den elfenbeinfarbenen Seidenstoff ih- res Unterkleids bis zu ihrem Nabel herab, wo er innehielt, um ihren milchigweißen flachen Bauch zu bewundern. Er legte seine Hand auf die Stellen, wo sie von Goliath getroffen worden war.
Der Hüne hatte sie geschlagen.
Es war Lazar völlig unverständlich.
„Meine arme Kleine“, flüsterte er. Sie sieht viel jünger aus als zwanzig, dachte er. Acht Jahre jünger als er und eine Jungfrau. Er streichelte ihre Wange und spülte dann erneut den Waschlappen aus. Wie überrascht war er, als sie sich zu bewegen begann.
„Lazar“, flüsterte sie und hielt ihn auf einmal am Hemd fest. Dabei ließ sie ein leises Seufzen der Lust hören und sank dann wieder in tiefen Schlaf.
Ihr Flüstern löste einen Moment lang wildes Verlangen in ihm aus.
„O mein Gott“, brachte Lazar unter Stöhnen hervor und schloss die Augen. Sein Mund war trocken geworden. Er konnte der Versuchung nicht
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