Gaelen Foley - Amantea - 01
sich endlich entschlossen haben, ehrlich mit mir zu sein. Danke, dass Sie mich zumindest jetzt zu achten scheinen.“
„Signorina Monteverdi, mein Respekt für Sie kennt keine Grenzen. Für mich stehen Sie hoch über mir.“
„Was für ein Lügner Sie doch sind!“ Allegra schüttelte den Kopf und betrachtete ihn misstrauisch. „Sie hielten es also für eine gute Idee, sich von einem Piraten in ei- nen Prinzen zu verwandeln?“ Allegra unterdrückte das Bedürfnis, über seine Tollkühnheit zu lächeln. „Es geht doch nichts über ein wenig Bescheidenheit. Aber Sie sind doch ein Amanteaner, nicht wahr? Das verrät mir Ihr Akzent.“
Er nickte.
„Und hatte ich auch Recht in der Annahme“, fuhr sie ermutigt fort, „dass Sie aus adeliger Familie stammen?“
„Das stimmt.“
„Sie sind anscheinend gut erzogen worden.“
Er machte eine ironische Verbeugung vor ihr. „Damit hat der Vikar viel zu tun.“
Sie verschränkte die Arme und fühlte sich sehr zufrie- den, dass sie die ganze Zeit Recht gehabt hatte. Das Wis- sen, dass sie ihn von Anfang an durchschaut hatte, ließ sie nun selbstsicherer werden. Doch woher hatte er von den Tunneln gewusst?
Und warum hatte der Anblick ihrer grünschwarzen Schärpe in jener Nacht sein ganzes Benehmen verändert?
„Wie soll ich Sie also nennen?“ fragte Allegra.
„Ich bin mir sicher, dass Ihnen allerlei passende Beina- men einfallen, aber ich heiße tatsächlich Lazar.“
Sie runzelte die Stirn und wollte gerade etwas erwidern.
„Ich wurde ... wurde einige Monate nach dem Prinzen geboren. Deshalb hat man mich nach ihm benannt“, sagte er. „Meine Eltern waren überzeugte Königstreue.“
„Ich verstehe.“ Der Blick seiner dunklen Augen ließ sie wieder unruhig werden, und sie schaute auf ihre Hand, mit der sie sich am Türrahmen abstützte.
Seine Erklärungen klangen zwar einleuchtend, aber es war zu einfach gewesen. Es kam ihr fast so vor, als hätte er nur das erzählt, was sie hatte hören wollen. Doch der Schmerz, den sie an jenem Tag auf der Stadtmauer in sei- nen Augen gesehen hatte, war echt gewesen – dessen war sie sich sicher.
„Kein Wunder, dass Sie es nicht über sich brachten, meine Familie zu ermorden“, fuhr Allegra fort. Sie wollte ihn dazu bewegen, mehr zu enthüllen. „Ihre Vendetta war in Wirklichkeit ein Schwindel. Sie hätten all die Leute nur aus einer Laune heraus umgebracht.“
In seinen Augen spiegelte sich Belustigung wider. Er wei- gerte sich, ihr in die Falle zu gehen. „Wissen Sie, warum ich sie verschont habe, Allegra? Weil Sie mich darum baten. Es macht mir Freude, das zu tun, worum Sie mich bitten.“
Sie errötete und murmelte: „Sie sind verrückt.“
„Nun“, verkündete Lazar. „Sprechen wir also über Ihre Fantasievorstellung.“
„Nein, das tun wir nicht!“ Allegra fiel auf, dass er sich kaum zurückhalten konnte, laut loszulachen.
Oh, wie sehr sie ihn hasste!
Wieder kam er näher, und seine fast schwarzen Augen funkelten schalkhaft. Nur noch wenige Zoll von ihr ent- fernt, legte er die Hände an den Querbalken des Türrah- mens, so dass sie ihm nicht entkommen konnte. Allegra beobachtete ihn misstrauisch.
„Ihr Prinz und ich“, sagte er vertraulich, „teilen densel- ben Namen, haben eine ähnliche Hautfarbe und das glei- che Alter. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er tot ist und ich – wie Sie sehen – lebe.“
„Das tun Sie“, erwiderte sie, nun ein wenig erregt.
„Das ist ein großer Vorteil, wie Sie zugeben müssen. Also, meine kleine Träumerin“, sagte er und fuhr mit der rechten Hand über ihre Schulter, was Allegra erbeben ließ, „warum nutzen Sie Ihre lebhafte Fantasie nicht aus, in- dem Sie vorgeben, ich wäre er? Ich würde so gern zu deren Bereicherung beitragen.“
Sie musste zugeben, dass seine Augen genauso funkelten wie die ihres Prinzen in ihren Träumen.
„Das wird nicht gehen“, brachte sie atemlos hervor, während er immer näher kam.
„Und warum nicht, Allegra?“
Sie sah zu ihm hoch, als er sie um die Taille fasste und ihren Körper an sich zog. Fordernd presste er im nächsten Moment seine Lippen auf ihre. Unwillkürlich strich sie ihm mit den Händen über den muskulösen Rücken.
„Darum.“ Sie hielt inne. „Sie küssen wie ein Pirat.“
„Nicht immer“, flüsterte er und lächelte ein wenig, nach- dem er seinen Mund kurz von ihrem gelöst hatte. Gleich darauf strich er mit den Lippen über die ihren, was wie die seidenweiche
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