Gaelen Foley - Amantea - 01
sagte er langsam.
„Es war mir nicht bewusst, dass du hinter ihrem Herzen her bist.“ Der Vikar machte eine letzte Notiz und schlug dann sein Logbuch zu. Er sah zu Lazar auf, wobei er seine Augenbrauen hochgezogen hatte.
„Ich bin nicht nur barbarisch“, erwiderte Lazar ge- kränkt.
„Willst du damit sagen, dass deine Absichten Signorina Monteverdi gegenüber ehrenhaft geworden sind?“
„Natürlich nicht.“
„Oh“, sagte der Vikar in einem trockenen Ton. „Nun gut. Also, ich stelle dir die Frage, die du hören willst. Warum liegst du mit dir selbst um die gleiche Dame im Kampf?“
Lazar lächelte fröhlich und betrachtete den Zigarren- stumpen. „Signorina Monteverdi ist heimlich dem toten
Kronprinzen zugetan“, sagte er. „Ihn liebt sie, und mich hasst sie.“
„Ich verstehe.“ Der Vikar lachte leise und kratzte sich am Kopf. „Was willst du tun?“
Lazar blies einen Rauchring in die Luft und dachte da- rüber nach, während der Ring sich auflöste. „Ich habe mich entschlossen, ihr für den Moment weiterhin nur den Teufel von Antigua zu zeigen.“
Interessiert beobachtete der Vikar ihn. „Warum? Du könntest sie doch sicher viel schneller ins Bett bringen, wenn du sie davon überzeugst, dass du der Letzte der Fiori bist.“
„Ich weiß.“ Lazar nickte und sah dann zu den Segeln hoch. „Aber das war die einzige Art und Weise, wie ich sie beruhigen konnte und ... Würdest du es seltsam finden, wenn ich Wert darauf lege, dass sie mich um meiner selbst willen mag? Nicht nur meines Namens und eines roman- tischen Bildes wegen.“ Seine Stimme verklang, während er nachdenklich den Horizont betrachtete.
„Ich nehme an, dass es die Eitelkeit eines jeden Man- nes befriedigen würde, wenn er die Zuneigung einer Frau gewinnt, die viele Gründe hat, ihn zu hassen.“
„Es hat nichts mit Eitelkeit zu tun.“ Lazar sah ihn fins- ter an und wandte sich dann ab. „Es ist nur ... Kannst du dir vorstellen, wie enttäuscht sie wäre, wenn sie die Wahrheit erführe?“ sagt er wütend.
„Enttäuscht?“
„Sehe ich wie ein Prinz in deinen Augen aus?“
Der Vikar schwieg geduldig.
„Sie verdeutlicht mir zu sehr den Unterschied zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich hätte werden können“, sagte Lazar leise und schaute auf den Stumpen in seiner Hand.
Dann verdrehte Lazar, angewidert von sich selbst, die Augen. „Es passt zu mir, dass nur ich mein ernst zu neh- mender Gegner um das Herz einer Frau bin“, bemerkte er.
„So schlecht bist du auch wieder nicht, Fiore.“ Der Vi- kar lachte. „Nicht so schlecht jedenfalls, wie du gewor- den wärst, wenn ich dich nicht schon vor langer Zeit am Zügel genommen hätte. Vielleicht solltest du ihr von den Hindernissen erzählen, die sich dir in den Weg ge-
legt haben. Sie sollte die Dinge in ihrem Zusammenhang verstehen.“
„Ich möchte nicht, dass sie Mitleid mit mir hat“, erwi- derte Lazar. „Die Schwierigkeit bei Allegra ist es, dass sie sich sicher fühlen will.“
„Das scheint mir nur natürlich zu sein.“
„Aber nicht in der Art und Weise, wie du das glaubst. In dieser Hinsicht ist sie völlig sicher, und ich glaube, dass sie das allmählich einsieht. Ich meine ...“ Er blickte finster auf Wallace, der Probleme mit dem Großstag am Bramsegel hatte. „Ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich meine.“
Unruhig erhob Lazar sich von der Ankerwinde und schlenderte rauchend über die Decks, um sicherzugehen, dass die Männer alle ihre Aufgaben gut erledigten.
„Die Fantasie ist immer sicherer als die Wirklichkeit“, bemerkte der Vikar, als der Kapitän zu ihm zurückkehrte.
„Außer, wenn sich dadurch eine gesunde, begehrens- werte junge Frau in sich selbst einschließt, um von nie- mandem verletzt zu werden. Sie traut mir nicht.“
„Wie sollte sie das auch?“
Lazar zuckte die Schultern.
Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Unvermittelt schaute der Vikar auf. „Lazar, bist du im Begriff, dich in sie zu verlieben?“
Der Angesprochene blickte seinen Freund verunsichert an. „Mach dich nicht lächerlich“, erwiderte er schließlich.
Der Vikar kratzte sich an der Schläfe und sah ihn belustigt an.
„Verdammt noch mal!“ Lazar drehte sich auf dem Absatz um und stürmte davon, um den Steuermann abzulösen. Er musste sich irgendwie beschäftigen.
Allegra verbrachte den restlichen Nachmittag damit, ei- nen Brief an Tante Isabelle zu schreiben. Sie versicherte ihr, dass sie keinen Grund hatte, sich zu
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