Gaelen Foley - Amantea - 01
Rebellen. Allegra war gar keine Verräterin, wie er das zuerst angenommen hatte.
Domenico fühlte sich sehr zerknirscht.
Er hatte seine Geliebte wieder einmal satt und wünschte sich seine Verlobte zurück. Sein gesamter Ruf hing davon ab, ob er es schaffte, Allegra wieder zu finden und sich für das Verbrechen an ihr zu rächen. Er musste den Halunken zur Strecke bringen und ihn für das, was er getan hatte, bestrafen.
Mit einer Pistole in der linken Hand – denn er wagte es nicht mehr, das Haus unbewaffnet zu verlassen – ging Domenico zu den Ställen, um nach seinen Araberpferden zu schauen. Seinen rechten Arm trug er in einer Schlinge vor der Brust.
Als er in die sternenfunkelnde Nacht hinaustrat, hörte er, dass jemand ihm folgte.
Er blieb stehen, lächelte verschlagen und ging dann weiter.
Wird allmählich auch Zeit, dachte er. Er war bereit. Seit einer Woche war er innerlich darauf vorbereitet. Seit jener Nacht, in der er zum ersten Mal gemerkt hatte, dass ihm jemand hinterherschlich, war er vor ungeduldigem Warten beinahe verrückt geworden.
Zum Teufel – wie viele gedungene Mörder hatte ihm der schwarzäugige Wilde auf den Hals gehetzt? Er hatte be- reits einen erledigt, doch der Mann war gestorben, bevor Domenico eine Chance gehabt hatte, ihn zu befragen.
Vor ihm erhob sich eine elegante Villa. Zwei Laternen vor der großen Eingangstür strahlten ein warmes Licht aus, doch er benötigte es gar nicht. Die Nacht hatte schon immer seine Sinne geschärft.
Er hörte oder spürte vielmehr, wie der Mann ihm vor- sichtig folgte. Domenico lächelte, während er darauf war- tete, mit dem verführerischen Spiel beginnen zu können, den Jäger in den Gejagten zu verwandeln.
Er pfiff ein langsames Menuett und betrachtete den silbernen Lauf seiner Pistole, die im blassen Licht des Mondes schimmerte. Sein ganzes Bewusstsein war auf die Gestalt gerichtet, die ihm hinterherschlich. Glücklicher- weise schoss er genauso gut mit der linken wie mit der rechten Hand.
Als er das leise tödliche Klicken vernahm, das das Entsi- chern einer Waffe anzeigte, wirbelte er herum – die Pistole in der linken Hand. Er feuerte auf den Schatten, so dass der Söldner nur wenige Sekunden, nachdem er abgedrückt hatte, wie eine Wachtel auf den Boden schlug.
Die Kugel flog an Domenicos Kopf vorbei. Er riss vor Aufregung die Augen auf, als er die heiße Luftströ- mung verspürte, während sie vorbeischwirrte, ihn jedoch nicht verletzte. Als der Mann zusammenbrach, stöhnte er schwach. Eine Waffe fiel scheppernd neben ihn auf das Kopfsteinpflaster vor der Villa. Domenico rannte auf seinen Gegner zu.
Als er bei seinem ächzenden Opfer war, ergriff er es am Kragen und zerrte es ins Licht der Laternen.
„Wer ist dein Anführer? Wie heißt er?“ wollte er wissen.
Der Mann war anscheinend entschlossen, ihm nichts zu sagen. Domenico schüttelte ihn heftig.
„Sag es mir!“
„Der Teufel“, brachte der Mann mühsam hervor. Er ver- zog das Gesicht vor Schmerzen, während er sich an die blutüberströmte Brust fasste.
Domenico erblasste.
„Was soll das heißen?“ rief er und zog ihn am Kragen hoch.
„Der Teufel“, flüsterte der Verfolger.
„Er ist nicht der Teufel“, gab Domenico ungeduldig zurück. „Er ist ein Mensch, denn er vermag zu bluten.“
Sein Gegner sah ihn beinahe überrascht an, dann lachte er Domenico heiser aus. Seine Augen verschleierten sich bereits, das erste Anzeichen des nahenden Todes. Er keuchte und bebte am ganzen Körper.
„Wage es bloß nicht, jetzt zu sterben, du Hundesohn! Ich will eine Antwort!“
Doch im nächsten Moment war der Söldner unwider- ruflich tot.
Domenico stieß den Körper angewidert von sich. Als er sich erhob, stellte er fest, dass er blutbefleckt war.
„Der Teufel“, wiederholte er. „Satan? Beelzebub?“
Das war besser als die Geschichte, die sich wie ein Lauf- feuer unter den revoltierenden Bauern ausbreitete – dass der schwarzäugige Wilde nämlich kein anderer als Prinz
Lazar di Fiore war, der von den Toten auferstanden sein musste.
Das Volk, das seinen neuen Gouverneur bereits mehr als den alten hasste, glaubte, dass es einen Blick auf den letz- ten überlebenden Fiore geworfen hatte. Aber der Viconte Clemente war kein Mann, der so etwas duldete.
Es war bereits Beleidigung genug, die Angelegenheiten der Insel von seinem Landhaus aus leiten zu müssen, denn der Verbrecher hatte den Palazzo des Gouverneurs bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
In
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