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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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nicht sogleich auffiel, dass sie und Lazar sich sehr nahe gekommen waren.
    Lazar warf einen Blick auf die Seekarte, die unter dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch zu finden war, dann blies er das Licht aus, und sie gingen gemeinsam zur Kajütentür.
    Er hielt inne, bevor er sie öffnete. Seine große, warme und schwielige Hand suchte in der Dunkelheit die ihre, und ihre Finger verschränkten sich.
    „Warte“, flüsterte Allegra. „Ich habe in den letzten Ta- gen einige Dinge gesagt, für die ich mich entschuldigen möchte ...“
    Sanft legte er ihr den Zeigefinger auf den Mund und brachte sie so zum Schweigen. „Das waren Dinge, die ich vielleicht hören musste. Nur wenige Leute wagen es, mich zu maßregeln, Allegra, selbst wenn ich im Unrecht bin.

Du warst ehrlich und hast gesagt, was dich bewegt hat. Ich hoffe, dass du das immer tun wirst.“ Sanft zeichnete er die Konturen ihrer Lippen nach. „Jedes Schiff braucht einen Kompass.“
    Bei seinen großherzigen Worten wurde ihr warm ums Herz. Sie küsste seinen Finger, den er leicht gegen ihren Mund drückte. Lazar lächelte in der Dunkelheit.
    „Die Pflicht ruft“, sagte er und öffnete die Tür. „Lass mich dir zeigen, wie wir Piraten unsere Arbeit verrichten.“
    Sobald sie auf Deck waren, folgte sie Lazar auf Schritt und Tritt, wobei sie ständig das Gefühl hatte, sich im Schatten einer Lichtgestalt zu bewegen.
    Wie hatte er es gemacht? Wie, in Gottes Namen, hatte er es geschafft, zu überleben? Als sie darüber nachsann, was alles geschehen war, konnte sie kaum glauben, dass er in Wahrheit die ganze Zeit ihr geliebter Prinz gewesen war.
    Kein Wunder, dass er es mit seinem edelmütigen Herzen über sich gebracht hatte, ihrer Familie die Vendetta zu ersparen. Als sie an diese entsetzlichen Momente auf der östlichen Stadtmauer dachte, huschte ein Schatten über ihr Gesicht, und sie senkte den Kopf.
    Sie glaubte jetzt an Lazar, wie ihre Mutter an König Al- phonso geglaubt hatte. Irgendwie musste sie, Allegra, mit der Schuld ihres Vaters zurechtkommen.
    Allegra beobachtete, wie Lazar am Steuerruder seines Schiffs Befehle erteilte. Keine Sekunde lang zeigte er sei- nen inneren Schmerz, und sie ersehnte nichts mehr, als die Schuld ihres Vaters wieder gutzumachen.
    Nun ergab alles einen Sinn – Lazars Pein, sein Leben als Außenseiter der Gesellschaft, Amanteas Aufruhr und Anarchie. Sie wusste, dass es Frieden geben musste, so- bald der Prinz wieder auf seiner Insel war. Das gepeinigte Amantea würde sich wie ein Phönix aus der Asche erhe- ben, sobald Lazar als rechtmäßiger Herrscher den Thron wieder bestieg.
    Allegra bezweifelte keinen Moment, dass er dieser gro- ßen Aufgabe gewachsen war. Er verdiente die Bewunde- rung seines Volkes, vor allem wenn man bedachte, was er alles mitgemacht hatte.
    Die Gnade, die er ihrer Familie erwiesen hatte, bewies,

dass er ein gerechter und barmherziger König sein würde. Er hatte Entsetzliches überstanden und sich doch ein sanf- tes Wesen bewahrt und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen.
    Zeigte das nicht seinen festen Charakter und seine große innere Stärke? Er verkörperte all das, was Amantea benötigte.
    Lazar wird sogar bedeutender als Alphonso sein, dachte Allegra, und ein erhebendes Gefühl der Kraft überkam sie. Die Brise zerzauste ihr das Haar, und sie glaubte in diesem Moment, alles für Lazar wagen zu können.
    Aus tiefstem Herzen aber dankte sie Gott, dass sie durch ihre Prüderie im letzten Moment gerettet worden war. Sie hob den Blick zum nächtlichen Sternenhimmel und ließ sich von dem warmen Wind, der ihre Wangen streifte, trösten.
    Wie gut, dass Lazar niemals herausgefunden hatte, dass sie sich von ihm törichterweise den Kopf hatte verdrehen lassen! Nun können wir Freunde werden, dachte sie. Gute Freunde. Verbündete.
    Nichts weiter.
    Diese Überlegung hinterließ zwar ein schmerzliches Ge- fühl in ihr, doch sie wusste, dass es das Beste war. Lazar ge- hörte zu Amantea und zu der österreichischen Prinzessin, nicht zu ihr.
    Sollten sich die Schönburger noch immer willig zeigen, würde er diese Allianz dringend benötigen, um die Genue- sen aus Amantea zu vertreiben. Wenn sie sich also dazu hinreißen ließe, sich in ihn zu verlieben, würde ihr das nur tiefes Leid bescheren.
    Und sie hatte nicht vor, die Tragödie ihrer Mutter zu wie- derholen, indem sie einen Mann liebte, den sie nicht haben konnte. Es war besser, seine Vertraute zu sein. Sollte es doch Prinzessin Nicolette

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