Gaelen Foley - Amantea - 01
unglaublichen Gefühls überkam.
Allegra wölbte sich ihm entgegen, um jede Liebkosung
seiner Zunge ganz zu spüren. Sie strich ihm durchs Haar und klammerte sich dann an das Bettlaken, als sie vor Lust zuckte und laut aufstöhnte.
O ja, sie könnte ihn lieben. Sie war tatsächlich töricht genug dafür. Und wenn schon, dachte sie trotzig. Und dann vermochte sie keinen klaren Gedanken mehr zu fassen.
In ihrem Schrei der erfüllten Lust lag Pein. Lazar hatte ihr erst gestern beigebracht, wie sie derart köstliche Emp- findungen erreichen konnte – wie sie darauf zu warten, ihn heranzulocken und sich ihm dann ganz hinzugeben hatte.
Als sie es tat, rief sie immer wieder seinen Namen und klammerte sich in Verzückung an seine starken Schultern, bis die Kraft in ihren Fingern nachließ.
Danach sank Allegra auf das Laken zurück und verbarg ihr Gesicht hinter dem Arm, den sie über die Stirn gelegt hatte. Lazar war wie ein dunkler Schatten und kauerte in der dämmerig gewordenen Kajüte über ihr. Sie war bei- nahe zornig auf ihn, da sie nun wusste, in welcher Gefahr sie sich befand.
„Warum erlaubst du mir nicht, dich zu hassen?“ fragte sie erschöpft, als sie wieder zu Atem kam.
„Weil du meine Geliebte bist.“
„Nein, das bin ich nicht. Ich bin deine Gefangene.“
„Du brauchst mich, Allegra. Wir beide wissen es. Und es ist durchaus möglich, dass auch ich dich brauche.“
„Du bist noch immer betrunken.“
„Nein, das bin ich nicht.“
„Dann ersinnst du einen neuen Plan, wie du dich rächen kannst ...“
„Nein, damit habe ich abgeschlossen.“
Allegra kreuzte die Unterarme über ihrem Gesicht, sie fühlte sich in die Enge getrieben. „Warum machst du das mit mir? Weshalb tust du mir nicht ganz einfach Gewalt an, so dass wir es hinter uns bringen?“
„Das würde ich niemals tun“, erwiderte er und zog sich das Hemd aus, um sich damit das Gesicht abzuwischen.
„Warum nicht?“
„Darum.“ Er hielt inne, wobei er ihr den Rücken zuge- wandt hatte. „Ich weiß, wie es sich anfühlt.“
13. KAPITEL
„Was meinst du damit?“ wollte Allegra wissen und setzte sich auf.
Mehrere Minuten vergingen, in denen niemand sprach.
Lazar lauschte dem leisen Plätschern des Wassers, als er sich am Waschtisch ihre Süße vom Gesicht, ihr Lebense- lixier von den Fingern wusch. Er hörte auf das Rauschen des Meeres und spürte das wilde Klopfen seines Herzens.
„Lazar?“ fragte sie leise und schob ihre Röcke nach unten. „Was meinst du damit?“
Er zog sich ein frisches Hemd an und ging dann lang- sam zu der Laterne, die auf seinem Schreibtisch befestigt war, um sie anzuzünden. Während die Flamme größer wurde, blickte er einen Moment Allegra an und wunderte sich, dass er sie jemals anders als atemberaubend erlebt hatte.
Sie war so klar wie das Wasser eines Gebirgsbachs, so rein wie die Luft nach einem Gewitter, sie vermochte auch ein erstarrtes Herz zu erwärmen, wie die Sonne das Eis zum Schmelzen brachte. Ja, er brauchte sie.
Er wusste allerdings auch, dass er sich etwas vormachte. Je schneller Allegra verstand, dass ihr Hüter ein innerlich zerrissener Mensch war, ein ewig Gejagter – ein Mensch, der vor sich selbst davonlief, desto besser.
Er musste seine Hoffnung im Keim ersticken, solange er es noch konnte.
Lazar ging zum Bett und setzte sich neben sie. Sie schaute ihn aus ihren großen braunen Augen warm an.
Sie ist unglaublich, dachte er. Wie hinreißend sie aussah – mit ihren von seinen Küssen leicht geschwollenen Lippen, ihrem kastanienbraunen Haar, das ihr über eine Schulter fiel. Am liebsten hätte er jede ihrer hellen Sommersprossen einzeln geküsst.
Doch er tat es nicht. Stattdessen schob er seine Hemds-
ärmel hoch, legte die Hände mit den Innenflächen nach oben in den Schoß und wartete.
Ihr langes Haar fiel wie ein seidener Schleier herab, als sie seine Haut betrachtete. Ruhig beobachtete er sie. Würde sie sich von ihm abwenden? Irgendwann hätte sie die Narben sowieso bemerkt.
Er war sich recht sicher, dass sie bei deren Anblick vor ihm zurückweichen würde. Schließlich hatten sich ihre beiden Eltern das Leben genommen. Es wäre zu viel verlangt gewesen, dass sie sich anders verhalten sollte.
Allegra schwieg. Lazar bereitete sich innerlich auf den Angriff vor. Sanft zog sie seine rechte Hand auf ihren Schoß. Er wehrte sich nicht. Sie legte ihre Fingerspitzen auf sein Handgelenk und folgte der alten weißen Narbe über der dicken blauen Vene. Den
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