Gaelen Foley - Amantea - 01
Domenico.
Zumindest blieb ihm der Trost, dass seine prüde Allegra das Ganze sicher nicht genießen würde. Sie sollte es auf jeden Fall nicht wagen.
Denn das, dachte er düster, würde mich wirklich zornig werden lassen.
Lazar wusste, dass es äußerst unklug von ihm war, ein Ultimatum zu setzen, doch sein verletzter Stolz hatte ihn dazu veranlasst, Allegra zu drohen. Bereits in dem Mo- ment, als ihm die Worte über die Lippen kamen, bedauerte er sie zutiefst.
Schließlich wollte er nicht, dass sie das Bett miteinan- der teilten, wenn er vor Zorn bebte. Etwas Zerbrechliches ging von ihr aus, und nun wollte er gerade das zerstören.
Er hatte seine Würde aufs Spiel gesetzt, und wenn er seine Drohung nicht wahr machte, würde sie ihn nicht nur als selbstsüchtigen, genusssüchtigen und selbstmör- derischen Feigling, sondern auch noch als Schwächling ansehen.
Lazar redete sich ein, dass es ihm völlig gleichgültig war, was sie von ihm dachte. Das Einzige, was er wollte, war die Befriedigung seines brennenden Verlangens. Zu lange schon hatte er darauf warten müssen.
Lazar ging den Aufgaben, die ein Kapitän täglich zu erledigen hatte, nach, wobei er nicht ganz bei der Sache war. Er war so mürrisch, dass nicht einmal der Vikar es wagte, ihn anzusprechen.
Über seine Männer ärgerte er sich den ganzen Tag. Wo immer er sich hinwandte, trödelte einer herum und verpasste so seinen Befehl, das Toppsegel am Kreuzmast in Richtung Steuerbord zu schwenken. Ein anderer ver- schüttete einen Eimer mit heißem Teer, auf dem Deck, während zwei der Piraten auf dem Vorderdeck wie zwei Wahnsinnige über einen schmutzigen Witz lachten.
Er wusste, dass die Männer seine düstere Stimmung so unruhig machte, dass alles schief zu laufen begann. Des- halb kletterte er auf den Ausguck, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Er versuchte, nicht daran zu denken, dass es ohne Allegras Anwesenheit und ihre Befürchtung, er könnte herunterfallen, wesentlich weniger vergnüglich war.
Als er mit dem Fernrohr den Horizont absuchte, stellte er fast enttäuscht fest, dass außer großen Kumuluswolken und den sechs Schiffen der Piratenbrüderschaft, wie sie in Richtung Karibik segelten, nichts zu sehen war.
Lazar ließ mit einem lauten Seufzer das Gerät sinken.
„Verdammt, Allegra“, murmelte er vor sich hin.
Wie waren sie bloß in diese ausweglose Situation gera- ten? Gerade als er sie näher als sonst jemals einen anderen Menschen an sich herangelassen hatte – da gerieten sie in diese Lage.
Es gefiel Lazar überhaupt nicht, wie viele Gedanken er sich über Allegras Gefühle und ihre Sicht der Dinge machte. Seine ständige innere Beschäftigung mit ihr stand in keinem Zusammenhang damit, wie sie offenbar über ihn dachte und was sie für ihn empfand.
Aber ich habe mich ihr geöffnet, dachte er und verspürte einen seltsamen Schmerz in der Brust. Was will sie denn sonst noch von mir? Hat sie mich zurückgewiesen, weil ich nicht um ihre Hand angehalten habe?
Das hatte er natürlich nicht, aber trotzdem war sein Vorschlag der schönste gewesen, den er je einer Frau un- terbreitet hatte. Sie hatte nicht einmal erwogen, ihn an- zunehmen. Lazar hätte auf Anhieb fünfzig Frauen nennen können, die den Boden unter seinen Füßen geküsst hät- ten, wenn er sie gebeten hätte, die Mutter seiner Kinder zu werden.
Aber natürlich nicht eine Monteverdi. Nicht Allegra, seine edelmütige Märtyrerin.
Von nun an, schwor er sich, werde ich mich an liebeser- fahrene Frauen halten, die genauso selbstsüchtig wie ich sind. Aber er konnte sie doch nicht so falsch verstanden haben. Sie begehrte ihn – das spürte er!
Ach, Allegra war so sehr von der Vorstellung besessen, die Welt und mit ihr ihn zu retten, dass sie keinen Gedan- ken an ihr eigenes Glück zu verschwenden schien. Diese Einstellung bewirkte geradezu eine Übelkeit bei ihm.
Sie hätte nicht nur ihr Leben weggeworfen, um ihre elende Familie vor seiner Rache zu retten – o nein! Nun wollte Allegra auch noch das aufgeben, was sie seiner Meinung nach so sehr ersehnte, nur um Amantea zu helfen.
Um seinetwillen. Um seines Glücks willen, was auch immer das sein mochte.
Hatte Allegra denn keinerlei Eigeninteresse? Nun, er würde es ihr einfach nicht erlauben, sich für ihn zu opfern.
Er wusste, dass er zu völliger Skrupellosigkeit fähig war, wenn die Situation danach verlangte, und was Allegra be- traf, so hatte Lazar vor, sich auf jeden Fall durchzusetzen.
Mit einem gerissenen
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