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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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ihr fast unmöglich, die Angst, die aus seinen fahrigen Bewegungen sprach, zu ertragen.
    Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Er fingerte hilflos an den Knöpfen seines Hemds herum. Das Einzige, was ihr in diesem Moment einfiel, war ihre Absicht, seinen Stolz zu bewahren, selbst wenn es bedeutete, dass sie – zumin- dest für den Moment – seiner Lüge Glauben zu schenken schien.
    Sie hatte das Gefühl, dass er es nicht ertragen würde, wenn sie nun freundlich mit ihm spräche. Es würde ihn wahrscheinlich zusammenbrechen lassen. Allegra hob das Kinn.
    „Lazar di Fiore, du hast eine Pflicht“, sagte sie so kalt wie möglich.
    Er wandte sich ihr mit einem seltsamen Ausdruck zu, der sowohl Zorn als auch Erleichterung zeigte. „Wage bloß nicht, so etwas anzunehmen. Meine einzige Pflicht gilt mir selbst.“
    „Wie kannst du so etwas äußern, nachdem dein Vater so viel geopfert hat?“
    „Darf ich dich daran erinnern, dass mein Vater tot ist? Und ich am Leben bin? Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich das auch noch eine Weile bleiben. Würdest du mir also den Gefallen tun, mich allein zu lassen?“
    „Nein.“
    Lazar starrte Allegra einen Moment an und schaute dann finster zu Boden. Die Hände hatte er in die Hüften gestützt. „Nein. Natürlich nicht.“ Schließlich seufzte er tief und

trat auf sie zu. „Ich weiß, dass ich dich sehr enttäuschen muss, Allegra ...“
    „Nein, das tust du nicht“, erwiderte sie heftig.
    „... und das tut mir sehr Leid. Ich bewundere, ja be- neide vielleicht sogar deinen Idealismus. Aber ich kann nicht nach Amantea zurückkehren und werde es nicht. Ich bin kein Held und bestimmt kein Märtyrer.
    Wenn ich jetzt dort auftauchte, würde ich wegen See- räuberei gehängt. Da ich bisher immer darauf geachtet habe, diesem Schicksal zu entrinnen, wirst du verste- hen, dass ich mein unglückliches Leben lieber noch eine Weile weiterführe. Obgleich Gott allein weiß, warum ich es eigentlich tue“, fügte er leise hinzu.
    „Ihr vergesst, dass ich Euch in Aktion erlebt habe, Eure Majestät. Irgendwie fällt es mir schwer, zu glauben, dass Ihr Euch vor jemand fürchtet – am wenigsten vor dem Genueser Kriegsgericht.“
    Mit einem traurigen Lachen schüttelte Lazar den Kopf und legte die Hände auf Allegras Schultern. Mit seinem Fingerknöchel strich er leicht über ihren Hals. „Ist das etwa ein Kompliment? Sonst hast du doch immer ziem- lich geringschätzig über mich geurteilt. Ich könnte im Augenblick ein Kompliment durchaus gebrauchen.“
    Bekümmert lächelte sie ihn an, denn sein kläglicher Versuch eines Scherzes berührte sie. Die Verzweiflung, die seine Augen widerspiegelten, verstärkte noch ihre Entschlossenheit, ihm wieder zu seinem Erbe zu verhelfen.
    Allegra nahm seine Hand und drückte sie ermutigend. „Denk doch einmal darüber nach, Lazar. Welche Verän- derungen du bewirken könntest. Welche Städte du im- stande wärst zu bauen. Endlich hättest du ein Ziel vor Augen, das deiner wert ist. Du wärst in der Lage, Refor- men durchzuführen, von denen dein Vater nur geträumt hat.“
    „Ich bin überrascht, dass du mich dessen für fähig hältst“, murmelte er.
    „Du bist ein unmöglicher Mensch! Natürlich bist du dazu fähig.“ Sie streichelte seine raue Wange. „Das Volk wäre auf deiner Seite. Ich habe doch gesehen, wie die Leute auf dich reagieren.
    Über Amantea zu herrschen kann nicht schwerer sein, als die Männer deiner Besatzung im Griff zu haben. Wenn

du nur ein wenig an dich selbst glaubst, dann bin ich mir sicher, dass wir es schaffen. Wie dein Volk dich lieben würde ...“
    „Allegra, du bringst mich noch um. Hör auf“, flüsterte Lazar und schloss gequält die Augen.
    „Aber ich kann einfach die Ungerechtigkeit nicht er- tragen! Und zu wissen, dass mein eigener Vater dafür verantwortlich ist ...“
    Lazar schüttelte den Kopf. „Was geschehen ist, ist ge- schehen.“ Er zog sie an sich, legte sein Kinn auf ihren Kopf und streichelte ihr das Haar. „Was ich wirklich möchte, ist Ruhe und Frieden. Ich möchte Wein anbauen und mich nachts schlafen legen, ohne in Sorge zu sein, dass mir womöglich die Kehle durchgeschnitten wird.“
    „Mein Gott, sag so etwas nicht.“ Allegra schloss die Au- gen, um das schreckliche Bild zu verdrängen. „Ich werde dir helfen“, flüsterte sie entschlossen. „Irgendwie werde ich dich bei der Zurückeroberung des Throns unterstüt- zen.“
    „Hilf mir auf diese Weise“, flüsterte er und senkte

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