Gaelen Foley - Amantea - 02
königlichen Wache in den Irrgarten zu schicken, um die Toten wegzubrin- gen. Außerdem bat er ihn, so bald wie möglich eine Audienz beim König zu erreichen. Alec verbeugte sich, warf jedoch dem Juwel von Amantea noch rasch einen verliebten Blick zu, bevor er sich entfernte.
Serafina stieß einen empörten Laut aus und hob hochmütig das Kinn. „Sagen Sie ihm, dass er das nächste Mal weniger aufdringlich sein soll“, verkündete sie steif.
Darius konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Als ob sie es nicht genießen würde, von den Männern wie eine Göttin angebetet zu werden!
„Bitte wartet einen Moment, Hoheit. Ich bin gleich wieder da. Ruft mich, wenn jemand kommt.“
Er öffnete die Tür und betrat seinen Salon mit gezogener Waffe. Darius befand sich stets in Gefahr. Es konnte also durchaus sein, dass man in seine Gemächer eingebrochen war. Einen Augenblick stand er völlig still da, horchte und schnupperte wie ein Spürhund. Dann schlich er leise durch die Zimmer, bis er sich versichert hatte, dass niemand da war. Er holte die Prinzessin und schloss die Tür hinter ihr.
Eigentlich war es ihm nicht gestattet, sie in seine Privat- räume zu führen. Aber Schicklichkeit spielte im Moment keine Rolle. Seine Majestät, der König, würde sowieso von ihm erwarten, dass er seine Tochter nicht aus den Augen ließ. Außerdem wollte er nur rasch frische Sachen aus seinem Gepäck, das erst vor einer Stunde ausgeladen worden war, nehmen und sich umziehen.
In Darius’ Räumen herrschte Halbdunkel. Da er vermutete, dass seine Fenster beobachtet wurden, wollte er keine Kerze entzünden. Er zog eine Kleidertruhe in die Mitte des Zim- mers und öffnete sie, während eine trällernde Serafina seine Privatgemächer erkundete.
Für jemand, der in der Gefahr schwebt, jeden Augenblick
entführt zu werden, scheint sie nicht sehr besorgt zu sein, dachte Darius erheitert.
Sie fühlt sich sicher bei mir, meldete sich eine Stimme in seinem Inneren. Er missachtete den aufsteigenden Schmerz und zog ein frisch gestärktes Hemd und ein neues Halstuch hervor.
Nachdem er sich angekleidet hatte, öffnete er eine weitere Truhe, aus der er eine Weste und eine Jacke holte – beide natürlich schwarz. Es gefiel ihm, die Rolle des unheimlichen königlichen Agenten zu spielen, denn das hielt die Höflinge von ihm fern. Sie hassten und verachteten ihn – ob aus Ei- fersucht oder Vorurteil einem Zigeuner gegenüber, wusste er nicht.
Man nannte ihn einen berechnenden Abenteurer und ließ Befürchtungen laut werden, dass er sich eines Tages gegen den König wenden würde. Wenn er wieder nach Amantea zu- rückkehrte, würden ihn die Höflinge bis aufs Blut reizen. Sie wussten, dass er sich an das neue Gesetz gegen das Duellieren hielt, was sie noch mehr herausforderte.
Darius knöpfte seine Weste zu und lief ins nächste Zimmer, wo Serafina im Mondlicht an seinem Himmelbett stand und seine Gitarre betrachtete. Das spanische Instrument befand sich noch in seinem lederbezogenen Kasten, den sie geöffnet hatte. Als sie die Saiten berührte, erklang ein wehmütiger Ton.
„Was tun Sie da?“ fragte Darius leise.
Sie zuckte zurück. „Nichts.“
Er trat zu ihr, schloss den Kasten und sah sie aus zusam- mengekniffenen Augen an. „Kommen Sie.“ Steif drehte er sich um und ging stumm aus dem Schlafgemach. Serafina folgte ihm. Als er gerade nach der Jacke griff, die er über eine Stuhllehne geworfen hatte, war ein leises Kratzen an der Eingangstür zu hören.
Mit zwei Schritten war Darius bei der Prinzessin. Er führte sie leise in ein Nebenzimmer und gab ihr ein Zeichen, still zu sein. Sie nickte ängstlich.
Nahezu lautlos schlich er zur Tür und legte die Hand auf den Knauf. Wieder war das Kratzgeräusch zu vernehmen.
Darius zog seinen Dolch.
Serafina wartete angespannt mit klopfendem Herzen. Doch als Darius die Tür öffnete, stürzte sich jemand anders als erwartet auf ihn.
„Schatz!“ ertönte eine silberhelle Stimme.
Sogleich presste Serafina zornig die Lippen zusammen.
Darius sagte kühl und unangenehm berührt: „Julia, was für eine Überraschung.“
Durch den Türspalt beobachtete Serafina, wie sich Con- tessa Julia Calazzi in Darius’ Arme warf und ihn voller Inbrunst zu küssen begann.
Mit einer Hand zerrte die üppige Brünette in Weinrot an den Sachen, die Darius gerade erst angelegt hatte. Mit der ande- ren Hand hielt sie seinen Kopf nach hinten und überschüttete ihn hemmungslos mit Küssen.
Das kann
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