Gaelen Foley - Amantea - 02
nahm und sie ins Wasser legte.
„Nun wollen wir den Ring abnehmen.“
„Er sitzt fest.“
„Das sehen wir gleich“, meinte Darius. Zärtlich nahm er Serafinas linke Hand und drückte sie bis zum Handgelenk unter Wasser, wo er sie einen Augenblick lang festhielt.
Beide schauten schweigend auf ihre Hände.
Als Nächstes holte er die kleine Seife heraus und rieb sie Serafina über die Handfläche, bis Schaum entstand. Sanft massierte er jeden ihrer Finger damit ein. Sie hätte am liebs- ten vor Genuss laut gestöhnt, denn seine Berührung löste in
ihrem ganzen Arm ein Prickeln aus. Ihr Herz pochte mit jeder Liebkosung auf ihrer feuchten Haut immer heftiger.
Nachdem er ihre Hand genug eingeseift hatte, nahm er den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran. Se- rafina hielt den Kopf gesenkt und biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz laut aufzuschreien. Dann begann er, den goldenen Reif allmählich nach oben zu schieben.
„Tue ich Ihnen weh?“ fragte er.
Serafina schüttelte den Kopf, da sie nicht antworten konnte.
Der Ring war zu sehr verbogen, um über ihren geschwol- lenen Knöchel gezogen werden zu können.
„Nur noch ein bisschen Geduld“, erklärte Darius.
Wieder seifte er ihre Hand ein. Sie beobachtete seine ge- schmeidigen Bewegungen und das Spiel der Muskeln auf sei- ner Brust. Sehnsüchtig sah sie auf seine golden schimmernde Haut und das kleine Medaillon.
Er ist so wunderschön und wird dennoch niemals mir ge- hören, dachte sie voller Begehren. Ihr Verlangen nach ihm erfüllte sie mit Zorn und Trauer. Sie hatte sogar versucht, ihn zu hassen, doch es war ihr nicht gelungen.
Traurig blickte sie auf seine langen Wimpern, die hohen Wangenknochen und seine edle Stirn, als er den Ring in seine ursprüngliche Form zurückbog und ihn nun abzuziehen versuchte. Wieder gelang es nicht.
„Ich befürchte, dass ich ihn nicht mehr loswerde“, flüsterte Serafina.
Er schaute zu ihr hoch, und sein Blick traf sie so unerwar- tet, dass ihr der Atem wegblieb. Seine Stimme klang sanft, aber entschlossen. „Ich werde Sie davon befreien, Serafina. Vertrauen Sie mir.“
Überrascht sah sie ihn an.
Er senkte den Kopf und schaffte es endlich, ihr den Ring vom Finger zu streifen. Als er sie das nächste Mal anblickte, glaubte sie, Triumph in seinen Augen zu erkennen.
„Stecken Sie ihn nicht mehr an“, sagte er.
„Ja, gut“, brachte sie stockend hervor.
Zärtlich wusch er den Seifenschaum von ihrer Haut. Er legte ihr den verbogenen Ring in die Hand und schloss ihre Finger darum. Dann lächelte er sie offen an. Bei diesem Anblick schmolz sie wie Wachs dahin.
„Ziehen Sie sich um, Princesa, und danach wollen wir Ih- ren Vater aufsuchen“, sagte Darius. Ehe er jedoch ihre Hand losließ, führte er sie an seine Lippen.
Serafina sah ihn fassungslos an, als er die Augen schloss, sich nach vorn beugte und sie auf ihren geschwollenen Knöchel küsste.
Serafina war in ihren Ankleideraum gegangen, um ein fri- sches Kleid auszusuchen, während Darius sein feuchtes, blut- beflecktes Hemd wieder anzog und in den Gang hinaustrat, um einem Lakaien zu befehlen, nach seinem Adjutanten Alec Giroux zu schicken. Er gab dem Diener die Anweisung, dass Alec ihn in seinem Salon so bald wie möglich aufsuchen sollte.
Dann ging er unruhig hin und her und wartete auf die Prinzessin.
Das Zusammensein mit ihr hatte ihn in seinem Entschluss erneut bestärkt.
Nun musste er nur noch den König treffen, die Spione entlarven und sich dann nach Mailand aufmachen.
Vor sieben Wochen, als ihm ein zuverlässiger Informant mitgeteilt hatte, dass die französischen Spitzel im Palast von Amantea waren, hatte Darius Moskau sogleich verlassen. Er war gezwungen gewesen, seine Nachforschungen über Ana- tol Tjurinow abzubrechen, hatte aber bereits genügend über ihn erfahren, um zu wissen, dass er keine Zeit mehr verlieren durfte.
Auf der Reise zurück nach Amantea hatte er sich damit beschäftigt, genaue Pläne auszuarbeiten und sich mit seinem Schicksal anzufreunden.
Er wusste, was er zu tun hatte. Dem König waren in diesem Fall die Hände gebunden, aber ihm nicht.
Serafina durfte nicht das unschuldige Opfer einer Politik werden, die Amantea vor dem Tyrannen Napoleon beschützte.
Der Barbar Tjurinow würde sie niemals bekommen.
Gleichzeitig konnte es Darius nicht gestatten, dass Na- poleon mit seinen überlegenen Streitkräften den Inselstaat überfallen und Lazar den Thron entreißen würde. Darius musste seinen
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