Gaelen Foley - Amantea - 02
sollen.“
„Darius, beruhigen Sie sich.“
„Sagen Sie mir so etwas nicht!“
Sie zuckte die Schultern, drehte sich um und ging von ihm fort.
„Und wohin wollen Sie jetzt?“ fragte er ungläubig.
Die Prinzessin beugte sich hinunter, um ein Gänseblüm- chen zu pflücken. Eine Antwort gab sie ihm nicht. Sie zählte die Blütenblätter, um den Anschein von Gelassenheit zu er- wecken, und setzte dann ihren Weg in Richtung Wald fort, wobei sie innerlich zitterte.
Darius ritt hinter ihr her. „Ich habe Sie etwas gefragt.“
„Mit Ihnen rede ich nicht, wenn Sie in einer solchen Stimmung sind.“ Sie ging weiter, und merkte, dass er an- hielt.
„Es ist Ihre Schuld, dass ich in dieser Stimmung bin.“
Sie betrat den dämmrigen Wald und horchte, ob er ihr folgen würde. Er tat es nicht.
Vorsichtig warf sie einen Blick über die Schulter. Darius war abgestiegen und stand mit gesenktem Kopf da. Er schien darum bemüht, seine Selbstbeherrschung wiederzugewinnen.
Als er aufschaute, sah sie sein markantes Profil, das sich gegen den in verschiedenen Rottönen leuchtenden Abend- himmel abhob. Seine bernsteinfarbene Haut schimmerte im Licht.
Wunderschön.
Er fuhr sich durchs Haar und holte tief Luft.
Mit einem Mal kam Serafina eine ausgesprochen kecke Idee.
Nein, das würde sie nicht wagen!
Doch, natürlich würde sie es.
Ihr Herz raste, als sie Darius dabei beobachtete, wie er sich dem Pferd zuwandte, die Steigbügel über den Sattel schwang und die Zügel zusammenknotete, um Vento grasen zu lassen. Seine ruhigen, langsamen Bewegungen zeigten ihr, dass er nicht mehr zornig war.
Serafina biss sich auf die Lippe, um nicht vor Nervosi- tät laut zu kichern. Dann wandte sie sich aufgeregt um. Die Vorstellung, ihn zu beunruhigen, da er so gemein zu ihr gewesen war, gefiel ihr. In nächster Nähe entdeckte sie eine Gruppe junger Bäume, hinter denen sie sich sogleich verbarg.
Verärgert und zerknirscht schritt Darius zum Wald. Er hatte den Kopf gesenkt und zog seine schwarzen Handschuhe aus, während er sich überlegte, ob er sich bei ihr entschuldigen sollte.
Wie hatte er sich nur so benehmen können? Er war froh gewesen, als sie ihm ohne Angst entgegengetreten war. Sie war mutiger, als er es von ihr angenommen hatte. Serafina sah zwar zerbrechlich aus, aber seine seltene Blume besaß eine unglaublich große Kraft.
Er betrat den Wald. „Hoheit?“
Da er sie weder entdecken noch hören konnte, ging er wei-
ter, bis er auf eine kleine grasbewachsene Lichtung kam. Dort blieb er stehen.
Wieder war sie nirgendwo zu sehen. Er stieß einen lauten Seufzer aus.
„Serafina?“
Keine Antwort.
„Aha. Das alte Spiel.“ Darius sah sich um. „Schon als Sie fünf waren, hat es mich nicht besonders belustigt. Kommen Sie heraus.“
Wieder vernahm er nichts.
„Das ist ein Befehl!“
Er hörte das Knacken der Zweige. Rasch drehte er sich um und stürzte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Unwillkürlich musste er schmunzeln, als er sich durch das Dickicht kämpfte.
Nirgendwo konnte er die entflohene Prinzessin entdecken.
„Also gut, Serafina. Vielleicht verdiene ich es, aber Sie wissen genau, dass ich verantwortlich für Sie bin. Was wäre, wenn ich Sie brauchen würde? Was wäre, wenn etwas geschehen wäre ...“
Ein kleiner runder Gegenstand wurde ihm an den Kopf geworfen.
„Au!“ Er wirbelte herum, und die Eichel, die sie auf ihn geschleudert hatte, fiel auf den Waldboden.
Darius blickte finster in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war. „Sie fangen an, mich zu verärgern. Ich bin nicht in der Laune, noch weiterzuspiele n. Außerdem wird es allmählich dunkel.“
Er spürte deutlich, dass sie ein Lachen unterdrückte. Ihre Fröhlichkeit durchdrang die Lichtung wie das Plätschern des Bachs, der ganz in der Nähe vorüberfloss.
Darius war wie verzaubert, auch wenn er sich weiterhin dagegen wehren wollte. „Ach, Grille“, murmelte er. „Mein wunderliches, keckes Blumenmädchen. “
Da sah er auf dem Boden ein Gänseblümchen, das Serafina hatte fallen lassen.
Er beugte sich herab und hob es auf. Dabei dachte er an die vielen Male, die sie seit jener Nacht im April vor drei Jahren mit ihm hatte Frieden schließen wollen. Es war ihm unsag - bar schwer gefallen, ihr damals zu widerstehen. Die Regel, die er sich selbst gesetzt hatte, bei ihr nie schwach zu wer - den, schien ihm unerlässlich. Es war da s Beste für ihn, sie zu vergessen.
Deshalb hatte er all ihre freundlichen
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