Gaelen Foley - Amantea - 02
vergaß alles um sich herum, denn schöner noch als die Drachen war Serafinas Begeisterung. Vor Freude klatschte sie in die Hände, wenn er den Drachen knapp über die Wasseroberfläche des Teichs segeln ließ, und lachte lauthals, als er ihn dabei versehentlich versenkte.
Er zog das Spielzeug an den Schnüren zum Ufer, wo es im Schilf hängen blieb.
Serafina lachte so heftig, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Los, hol ihn, Santiago.“
Er runzelte spielerisch finster die Stirn und rollte die Är-
mel hoch. Dann zog er die Stiefel aus und rollte die schwarze Hose bis zu den Schienbeinen hoch. Serafina kicherte noch immer, als er entschlossen in den Teich stieg.
Sie half ihm, den Drachen aus dem Wasser zu tragen. Wäh- rend Darius ihn zum Trocknen auf der Wiese ausbreitete, ließ sich Serafina auf der Decke nieder und packte den Korb aus. Es war ein schlichtes Mahl aus Schinken, Käse, Trauben, Brot und Wein, doch sie hatte das Gefühl, noch nie so wunderbar gespeist zu haben.
Darius kam barfuß und mit offener Weste zu ihr und setzte sich neben sie auf die Decke.
„Sei gegrüßt, mein schöner Held“, sagte Serafina und lächelte kokett.
Er warf ihr einen vergnügten Blick zu und holte aus der Ledermappe, die er mitgebracht hatte, ein Exemplar seines Lieblingsromans heraus.
Er reichte es ihr und bat sie, daraus zu lesen.
Sie nahm das Buch und setzte sich bequem hin. Darius legte sich auf die Seite, stützte sich auf dem Ellbogen ab und schaute zu Serafina. Einladend klopfte sie auf ihren Schoß.
„Verführerisch.“
„Der beste Platz.“
Er folgte also ihrer Einladung und legte seinen Kopf auf ihren Schoß, wobei er ein Bein ausstreckte und das andere anwinkelte. Zufrieden seufzend verkündete er: „O ja, das ist wundervoll.“
Sie schlug lächelnd das Buch auf.
Während er Käse und Trauben aß, trank Serafina Wein und las ihm vor. Von Zeit zu Zeit strich sie ihm durchs Haar oder knöpfte unbewusst einige Knöpfe seines Hemds auf. Zwischendurch spielte sie mit dem Medaillon an seinem Hals.
Nach einer Weile sah sie zu Darius hinab und stellte fest, dass er eingenickt war.
Sie legte das Buch beiseite und betrachtete ihn. Leise seufz- te sie beim Anblick seiner Schönheit – beim Anblick des kö- niglichen Agenten, der gewöhnlich niemandem vertraute und nun, den Kopf in ihren Schoß gebettet, schlief.
Beim Gedanke daran, Darius schon bald verlassen zu müs- sen, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Verzweifelt schob sie die Vorstellung beiseite. Hier gab es keine Zukunft. Hier gab es nur ihn und sie.
Sie riss einen Grashalm ab und kitzelte ihn damit an der Wange.
„Da ist eine Ameise“, flüsterte sie.
„Hm, nein“, murmelte er mit geschlossenen Augen. „Du willst mich nur ärgern.“
Sie lächelte und warf den Halm fort. Dann begann sie, seine Brust und seinen flachen Bauch zu streicheln, während sie ihn unsicher betrachtete.
Er öffnete die Augen. „Was ist los, Schmetterling?“
„O Darius.“ Sie drückte seinen Kopf an ihre Brust und beugte sich dann herab, um ihn zärtlich zu küssen. „Du bist so wunderbar. Ich ... Ich möchte dich mein ganzes Leben bei mir haben.“
Sein Lachen klang wie ein Seufzer. „In Ordnung.“
„Ich wünschte, wir müssten niemals fort von hier. Warum bekommen wir nie, was wir uns ersehnen?“
Sanft berührte er ihre Wange. „So ist das Leben eben. Sei nicht traurig.“
„Ich kann nicht aufhören, daran zu denken.“
„Gib mir einen Kuss“, flüsterte er und zog sie zu sich herab.
Sie tat es.
Er hatte Recht. Sein Kuss ließ ihre Ängste verschwinden. Glücklich drängte sie sich an ihn. Er zog sie auf die Decke und ließ sie alles andere für den Augenblick vergessen.
Drei Tage lang verbrachten sie ohne Unterbrechung in der Gesellschaft des anderen.
Nur flüchtig dachte Darius an die Katastrophe, die der bes- te Mann des Königs heraufbeschworen hatte, und kümmerte sich nicht darum. Er erlebte zum ersten Mal in seinem Leben echten Frieden und eine Süße, die ihn ganz und gar erfüllte. Die Last seiner ständigen Wachsamkeit war von ihm abge- fallen, und der eiserne Griff seines Misstrauens hatte sich gelockert.
Serafina liebkoste ihn oft zärtlich, und er genoss jeden Moment ihrer Aufmerksamkeit und war dadurch tief berührt.
Bereits zu hören, wie sie seinen Namen durchs Haus rief, erfreute ihn.
Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie wurde noch schöner, je glücklicher sie sich fühlte. Von Zeit zu Zeit
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