Gaelen Foley - Amantea - 02
er- schütterte ihn der Gedanke, dass er, der Zigeuner, der Bas- tard, der Grund dafür sein könnte. Er ahnte, dass diese Frau die Antwort auf all seine Bedürfnisse war, selbst auf jene, die er schon vor Jahren als unerfüllbar angesehen hatte.
Serafina nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Bei ihrem Lachen, ihren Zärtlichkeiten, ihrer Liebe wurde ihm warm ums Herz. Ihre unschuldigen Küsse, die sich so oft in heiße, leidenschaftliche verwandelten, gaben ihm das Gefühl, dass ihre Beziehung etwas Heiliges und Reines war.
Sie dachten nicht an die Zukunft. Keiner der beiden wagte ernsthaft, über ihre törichten Wunschfantasien zu sprechen – dass sie für immer zusammen sein könnten. Dass diese gelbe Villa mit der abblätternden Farbe ihr Zuhause wäre.
Dass er ihr Mann wäre.
Und sie seine Frau.
Darius wusste, dass solche Gedanken lächerlich waren. Doch es kümmerte ihn nicht. Er wusste, dass der Schmerz später schrecklich sein würde. Aber auch das war ihm gleich. Sie spielten wie Kinder in einer Welt, die es so niemals ge- ben würde. Nur für den Moment war es leicht, zu vergessen, dass es eine vom Krieg zerrissene Welt außerhalb der Mauern ihres Reichs gab.
Die Arbeit, die er sich vorgenommen hatte, ließ er liegen. Er schrieb nur einen kurzen Brief an den Verwalter seines spanischen Guts. Tagelang übte er weder Fechten, noch warf er einen Blick auf das blitzblanke Gewehr, das er bald in Mailand benützen würde.
Er wollte nicht an den Tod denken, weil er eben erst zu lernen begann, was Leben bedeutete.
Serafina war die Freude seines Lebens. Am Vormittag blie- ben sie lange im Bett liegen und spielten ausgelassen mitei- nander. Am Nachmittag betrachteten sie die vorbeiziehenden Wolken, malten im Freien mit Wasserfarben oder sammel- ten Kräuter und Pflanzen. Sie wateten im Teich, genossen ihr Picknick und schafften es irgendwie – trotz der großen Versuchung – den Liebesakt nicht zu vollziehen.
In der vierten Nacht lagen sie nebeneinander im Bett, hiel- ten sich umschlungen und blickten sich lange in die Augen, während sie sich gegenseitig liebkosten.
Bald jedoch erhitzte sich die Haut Serafinas vor Erre- gung. Seine unschuldige Verführerin! Sie gab ihm einen sehn- süchtigen Kuss, und Darius erbebte, als er daran dachte, wie unglaublich einfach es wäre, in sie zu gleiten und sein unerträgliches Verlangen zu stillen.
Doch er schwor sich zu widerstehen. Er wollte sie nicht entehrt zurücklassen, während er sich in den Tod stürzte. Es würde bereits schlimm genug für sie sein, um ihn zu trauern.
Serafina flüsterte seinen Namen und streichelte seinen flachen Bauch.
Langsam wälzte Darius sich auf den Rücken und zog sie auf sich. Unter unaufhörlichen Küssen streichelte und massierte er ihren Körper. Als sie leise stöhnte, rollte er sie, verzweifelt vor Verlangen, auf den Rücken.
Die Vorhänge blähten sich vor dem offenen Fenster, wäh- rend die beiden miteinander spielten, sich liebkosten und einander verwöhnten. Unbarmherzig zerrann ihnen unter- dessen die Zeit wie Sand zwischen den Fingern.
Etwas stimmt nicht.
Darius setzte sich plötzlich mitten in der Nacht hellwach im Bett auf.
Das Zimmer war dunkel. Serafina schlief friedlich neben ihm. Er rührte sich nicht und lauschte.
Das Einzige, was er hörte, war das Zirpen der Zikaden und Serafinas ruhiges Atmen. Doch sein Herz hämmerte, und seine Nackenhaare sträubten sich.
Leise griff er nach Hose und Hemd, die neben dem Bett lagen. Er zog sie an und schlüpfte dann in seine Stiefel. Daraufhin schlich er zur Tür und horchte. Nichts.
Mit einem Blick auf Serafina öffnete er die Tür und trat in den Gang. Nahezu lautlos huschte er zur Treppe und ging ins Erdgeschoss hinunter. Dort schaute er als Erstes ins Speise- zimmer, wo er, wie überall, einen Mann am Fenster postiert hatte.
„Alles ruhig?“
„Ja, Captain“, erwiderte der Soldat.
„Wie spät ist es?“
„Drei, Captain.“
Darius nickte ihm zu. „Bleiben Sie auf dem Posten.“
Er kontrollierte auch die anderen Zimmer ohne Zwischen- fall. Doch ein Gefühl warnte ihn noch immer. Unruhig ging er in seine spartanische Kammer, die er kaum mehr betrat, und holte einen schwarzen kleinen Koffer heraus, in dem sich seine Waffen befanden.
Er nahm seinen Dolch heraus und fühlte sich sogleich bes- ser. Dann steckte er eine Pistole in den Bund seiner Hose, um ganz sicherzugehen.
Beunruhigt schritt er noch einmal durch das Haus und trat dann durch die
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