Gaelen Foley - Amantea - 03
erschreckende Bild seiner Frau in den Armen eines anderen Mannes und trieb seinen Schimmel zur Eile an.
Es war Markttag, und auf den Straßen von Belfort wim- melte es von Menschen. Die ganze Welt hat etwas feilzubie- ten, dachte Rafael bitter. Der Palast des Bischofs lag nicht fern vom Dom. Die königliche Leibgarde rief den Leuten zu, den Weg für Seine Hoheit, den Kronprinzen, freizumachen, während sie sich durch die stickig heißen Gassen kämpften.
Rafael verspürte Übelkeit in sich aufsteigen, wenn er an Daniela dachte. Immer wieder erlebte er von neuem seine völlige Fassungslosigkeit ob ihres Verrats; es war, als hätte sie ihm mitten ins Gesicht gespien.
Er hatte Mateo Gabbiano verbannt. Ganz gleich, was sie ihm sagen würde – das konnte sie nicht leugnen. Genauso wenig, wie sie abstreiten konnte, dass er die beiden eng um- schlungen vorgefunden hatte, als er unangekündigt den Sa- lon betrat. Was wäre noch geschehen, wenn er nicht in diesem Moment gekommen wäre?
Zum unzähligsten Mal drängte er diese Gedanken beiseite. Er brachte das Pferd vor dem riesigen Bischofspalast mit seinen verspielten Gärten zum Stehen.
Die Männer saßen ab. Rafael ging als Erster die Stufen zur Eingangspforte hinauf. Er schlug an die gewaltige Tür und erstarrte, als sie sich bei seinem Klopfen knarrend öffnete.
Er warf den Soldaten einen warnenden Blick über die Schulter zu und griff nach seinem Degen. Vorsichtig zog er ihn aus der Scheide und stieß die schwere Tür auf.
Kein Diener erschien, um ihn zu begrüßen. Auch das Lachen seines frechen Bruders war nirgends zu hören.
Wachsam schlich er in das Foyer. Er sah nach rechts und nach links und warf einen Blick auf die große geschwungene Treppe, wo er jedoch niemand entdeckte. Langsam ging er weiter.
„Exzellenz?“ rief er. Er nickte den Männern zu, die herein- geeilt kamen und sich in allen Räumen im Erdgeschoss zu verteilen begannen. „Leo? Ich bin es, Rafael! Bist du hier?“
„Hoheit!“ rief plötzlich einer der Soldaten aus einem entfernt liegenden Zimmer. „Hierher!“
Rafael folgte dem Ruf. Rasch eilte er durch eine ganze Reihe von üppig ausgestatteten Räumen.
„Hier, Hoheit!“ rief ein anderer Soldat und wies in einen Saal, der zur Linken des Foyers lag.
Rafael schritt in den Speisesaal und sah, dass sich seine Männer in der Mitte über etwas beugten.
„Hoheit, es ist Seine Exzellenz!“
Rafael fluchte, während es ihm kalt über den Rücken lief. Er drängte sich an den Männern vorbei und beugte sich über den Bischof, der in einer Blutlache auf dem Boden lag. „Steht hier nicht untätig herum! Findet Leo!“ rief er entsetzt. „Du!“ befahl er einem der Soldaten. „Reite zum Palazzo Reale zurück, um Verstärkung zu holen. Sofort!“
„Ja, Herr!“
Rafael drehte den alten Mann auf den Rücken. Er zuckte zusammen, als er die Stichwunde in der gewaltigen Brust von Bischof Justinian sah. Das Blut war durch seine Roben gedrungen, und Rafael beschmierte sich damit die Hand, als er nach dem Puls des Mannes fühlte. Als er keinen fand, legte er den kahlen Kopf des Bischofs vorsichtig nieder. Ein rascher Blick zeigte ihm, dass der Mann an den Händen und den Unterarmen mehrere Schnitte hatte, was darauf hinwies, dass er sich verteidigt hatte.
Orlando hat es getan. Rafael zweifelte nicht daran. Der Herzog war hier eingebrochen, hatte den Bischof angegriffen und dann Leo entführt.
Rafael blickte starr auf den Ermordeten und spürte erneut, wie Wut in ihm aufstieg. In diesem Moment vernahm er eine tiefe Stimme mit einem ihm nicht bekannten Akzent.
„Hoheit, bewegen Sie sich nicht.“
Empört blickte der Kronprinz auf, um zu sehen, wer es wagte, ihn so anzusprechen.
Er entdeckte eine Schar von Soldaten in den Uniformen der Leibgarde, die ihm alle fremd waren. Langsam und vorsich- tig umzingelten sie ihn, wobei jeder seinen Degen gezogen hatte.
„Hoheit, senken Sie Ihre Waffe.“
„Wovon redet ihr? Was habt ihr vor?“ verlangte er zu wis- sen. „Kehrt auf eure Posten zurück!“ Er sah die Männer an und erkannte auch jetzt kein einziges Gesicht.
Einer, der ihr Anführer zu sein schien, trat ein paar Schritte näher – mit gezückter Pistole.
„Was, zum Teufel, tust du da?“ fragte Rafael scharf, ohne seinen Degen zu senken.
„Genau das, was ich ihm befohlen habe“, sagte jetzt eine bekannte Stimme. Orlando trat durch die Tür. „Äußeres kann täuschen, nicht wahr?“
Rafael stürzte sich auf ihn. „Was
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