Gaelen Foley - Amantea - 03
hast du mit meinem Bruder gemacht?“
„Halt!“ brüllte ihn der Anführer an, während die anderen näher kamen.
Orlando verschränkte die Arme und sah Rafael selbstzu- frieden an.
Der Kronprinz fluchte und versuchte erneut, den Herzog in die Hände zu bekommen. Doch die Ganoven, die nun in Uniformen der königlichen Leibgarde gekleidet waren, stell- ten sich ihm in den Weg. Er schwang den Degen und brüllte nach seinen Soldaten, die in den Saal gerannt kamen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Doch leider waren sie in der Minder- heit. Ein paar von ihnen wurden niedergemetzelt, während Rafael, der wie ein Löwe kämpfte, von den Handlangern des Herzogs zu Boden gerungen wurde. Als sie ihn schließlich entwaffnet hatten und auf ein Knie zwangen, bogen sie ihm die Arme hinter den Rücken und legten ihm Fesseln an.
Orlando beugte sich über ihn und sagte gelassen: „Im Na- men des Königs und mit der Autorität des Premierministers verhafte ich Sie, Prinz Rafael di Fiore, wegen Mordes an Bischof Justinian Vasari und wegen Hochverrats.“
„Wo ist mein Bruder?“
Orlando lächelte nur, während seine eisgrünen Augen vor Bosheit funkelten. Dann nickte er kurz seinen Männern zu, und sie zerrten Rafael mit sich aus dem Saal. Vor dem Palast stießen sie ihn in eine wartende Kutsche und brachten ihn vor das Gericht seiner Feinde.
Daniela war machtlos, als die königliche Leibgarde Mateo ergriff und ihn, Rafaels Befehl befolgend, verhaftete.
Bevor sie ihn wegbrachten, vermochte Mateo Daniela noch den Beweis zu übergeben, der Orlando entlarvte. Dafür hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt.
Sie musste Rafael einholen und ihm alles erklären.
Als ihre Kutsche rasch in Richtung Stadt fuhr, wagte Da- niela kaum daran zu denken, welche Folgerungen er aus dem Anblick, der sich ihm geboten hatte, ziehen würde. Er war nicht geblieben, um sie anzuhören. Woher sollte er also wissen, dass der Grund für die Umarmung der gewesen war, dass sie ihrem Freund gerade mitgeteilt hatte, dass sie bald Mutter werden würde. Mateo hatte sie mit einer brüderlichen Umarmung dazu beglückwünscht.
Rafaels kalter Zorn ließ sie vermuten, dass der Anblick bei
ihm seine ganze untergründige Angst, in der Liebe betrogen zu werden, bestätigt hatte. Es quälte sie zutiefst, ihn auf diese Weise unabsichtlich verletzt zu haben. Gleichzeitig hatte es sie geschmerzt, wie er sie sogleich von sich gestoßen hatte.
Sein Verhalten war beinahe genug, um sie verzweifeln zu lassen. Würde er ihr denn niemals vertrauen? Wusste er denn nicht, dass sie ihm hoffnungslos verfallen war? Wann würde er es endlich glauben?
Nun war eine halbe Stunde vergangen und sein Ärger viel- leicht verflogen. Das hoffte sie wenigstens. Vielleicht würde ihre glückliche Neuigkeit dazu beitragen, ihn wieder sanfter werden zu lassen.
Endlich traf sie am Palazzo Reale ein. Gerade als sie ins Foyer trat und sich die Handschuhe auszog, stürzte Elan auf sie zu.
„Principessa!“
„Was gibt es denn so Wichtiges?“
Elan umfasste ihren Ellbogen. Sein Gesicht war kreide- weiß.
„Ist etwas Schlimmes geschehen?“
„Bleiben Sie in der Nähe Ihrer Wachen, Hoheit. Orlando hat zugeschlagen.“
„Wo ist mein Gemahl?“
„Don Arturo hat Orlando in die Hände gespielt. Sie ha- ben ... Mein Gott, sie haben Rafael für den Mord an Bi- schof Justinian verhaftet, und Prinz Leo ist verschwunden. Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Ich muss sofort von hier weg.“
„Was? Der Bischof ist tot? Und Rafael ist ... ist verhaftet?“ Daniela starrte ihn fassungslos an. „Wie ist das möglich? Er ist der Kronprinz!“
„Das ist alles auf Orlando und den alten Groll des Pre- mierministers zurückzuführen.“
„Ich komme mit Ihnen! Gehen wir!“
„Nein, Hoheit. Sie müssen hier bleiben. Hier sind Sie in Sicherheit.“
„Rafael braucht mich. Außerdem habe ich das hier“, sagte sie und hielt zwei zusammengefaltete Dokumente hoch.
„Was ist das?“
„Ich erkläre es Ihnen in der Kutsche ...“
„Erklären Sie es mir jetzt, oder Rafael bringt mich um, wenn ich Sie in die Sache mit hineinziehe.“
„Orlando ist nicht der Erbe der di Cambio-Linie der kö-
niglichen Familie, Elan“, sagte Daniela rasch, wobei sie die Stimme senkte. „Er hat diese Identität nur angenommen, um seine Ähnlichkeit mit dem König zu erklären. Sein wahrer Vater ist König Lazar. Er ist die Frucht einer kurzen – sehr kurzen – Liaison zwischen dem König und einer Florentiner
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