Gaelen Foley - Amantea - 03
plötzlich an al- les erinnern. Die Zitadelle – Orlando – Rafael, der sie rettete – und das Blut, das sie zwischen den Beinen gespürt hatte, als Orlando sie geschlagen hatte.
„Mein Kind!“ brachte sie hilflos hervor.
„Sie haben es nicht verloren“, beruhigte die Königin sie mit sanfter Stimme.
Daniela sah sie an und kämpfte gegen die Angst an.
„Es ist alles gut. Der Arzt sagt, dass Sie etwas Blut ver- loren haben, aber mit ein oder zwei Wochen Bettruhe solltet ihr beide wohlauf sein.“
Daniela zitterte plötzlich bei der Erinnerung an das, was geschehen war.
Prinzessin Serafina kam mit einem Glas Wasser zurück, setzte sich an den Bettrand und reichte es ihr.
„Danke, Hoheit“, sagte sie schwach, berührt von der Liebenswürdigkeit der beiden Frauen.
Als berüchtigte Verbrecherin, die den Goldjungen der Fa- milie geheiratet hatte, hatte sie eine kühle Begrüßung erwar- tet. Sie hatte sich vor ihrer Rückkehr sogar gefürchtet, da sie überzeugt war, dass sie abgelehnt werden würde. Sie hatte das Gefühl, als ob sie sich bei den Frauen für ihre Heirat entschuldigen sollte.
Mutter und Tochter beobachteten sie aufmerksam.
Daniela trank einen Schluck Wasser und blickte dann von einer zur anderen. „Vergeben Sie mir, ich bin noch nicht ganz bei mir. Ich kann nicht glauben, dass ich Sie in einem solchen Zustand kennen lerne.“
Serafina lachte amüsiert. „Es ist bereits ein besserer Zu- stand als in den letzten zwei Tagen. Sie haben uns allen große Sorgen gemacht. Ich bin so froh, dass Sie jetzt wach sind. Endlich bekomme ich eine Schwester! Wir sollten jetzt besser Rafael holen. Er hat fast die ganze Zeit neben Ihrem Bett gewacht, bis Mama ihn schließlich mit Papa auf einen Spaziergang geschickt hat.“
„Geht es ihm gut?“ fragte Daniela besorgt.
„Es wird ihm besser gehen, wenn er Sie sieht.“
„Komm, Serafina“, sagte die Königin und ging zur Tür. „Wir dürfen sie nicht überanstrengen. Ihr werdet noch viel Zeit miteinander haben, wenn es ihr wieder gut geht.“ Die Hand auf dem Türknauf, schaute sie Daniela an. „Junge Dame, Sie sollten schlafen.“
„Jawohl, Majestät“, erwiderte Daniela gehorsam.
Allegra hielt einen Moment inne und lächelte sie zärtlich an. „Sie müssen keine Furcht vor mir haben, Daniela. Ich gebe zu, dass ich zuerst wütend war, als ich erfuhr, dass Ra- fael unsere Wünsche missachtet hat. Aber als ich hörte, wie Sie Leo gerettet haben, und als ich mit Rafael sprach, der so verändert ist – da wusste ich, dass Sie alles sind, was ich mir jemals für meinen Sohn gewünscht habe ... Und für mein Volk.“
Diese Worte bewegten Daniela so sehr, dass sie kaum zu antworten vermochte. Sie errötete tief. „Danke, Majestät.“
„So müssen Sie mich nicht nennen, Daniela.“
Rasch sah sie auf. „Wie ... Wie soll ich Sie denn nennen, Madame?“
Allegra sah sie voll Wärme an. „Sie können mich Mutter nennen, wenn Sie wollen.“
Daniela traten vor Rührung Tränen in die Augen.
„Was ist dir, Daniela?“ fragte Serafina leise und strich ihrer Schwägerin eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Zunächst konnte Daniela nicht die richtigen Worte fin- den. Dann sagte sie stockend: „Ich ... habe nie eine Mutter gehabt.“
„Oh, mein armes Mädchen“, flüsterte Serafina und nahm sie in die Arme.
Dann kam auch die Königin zu ihr zurück, ging um das Bett und umarmte Daniela von der anderen Seite. „Jetzt hast du eine Mutter, mein Schatz“, flüsterte sie und drückte Da- nielas Kopf an ihre Schulter. Voll Glück und Erleichterung schloss Daniela die Augen und schluchzte.
Im Garten des Palazzo Reale war Leo gerade dabei, mit sei- nen spanischen Vettern und Basen zu spielen. Ihr Lachen er- füllte den Park, und die Kindermädchen und Gouvernanten blickten besorgt drein. Dabei wagten die Enkel des Königs es gar nicht, unter den wachsamen Augen ihres strengen Vaters allzu wild herumzutoben.
Conde Darius Santiago stand mit verschränkten Armen in ihrer Nähe und beobachtete sie aufmerksam. Von Zeit zu Zeit warf er einen ähnlich besorgten Blick auf den König und den Kronprinzen, die gemeinsam auf einer Steinbank unter einem großen Baum saßen.
Der arme Rafael wirkte völlig zerrüttet. Darius hatte sei- nen leichtsinnigen, draufgängerischen Schwager noch nie so erlebt. Aber auch Lazar war nicht viel munterer.
Obgleich sich die Gesundheit des Königs drastisch verbes- sert und er seine Kraft wieder ganz zurückerlangt hatte,
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