Gaelen Foley - Amantea - 03
hinabglitt.
Mit lautem Brüllen riss Rafael Orlando von Daniela weg und stieß ihn gegen die Mauer. Er richtete erbarmungslos seinen Degen auf ihn.
„Du kannst mich nicht töten, Rafael“, keuchte der Herzog und wehrte die harten Degenhiebe ab.
Rafael erwiderte nichts, sondern drängte ihn nur noch weiter in eine Ecke.
Danielas Schrei hatte ihn auf seiner Suche durch die Zi- tadelle in die richtige Richtung gelotst. Er war an Elan in seiner Grube vorbeigekommen, und sein Freund hatte ihm in aller Eile das Notwendige berichtet.
Ihr Kampf um Leben oder Tod war gnadenlos. Jedes Mal, wenn Orlando versuchte, zu Danielas leblosem Körper zu gelangen, um ihn als Schild zu benutzen, schaffte Rafael es, ihn abzudrängen. Während Orlandos Verzweiflung sichtlich zunahm, verzerrte sich sein Gesicht immer mehr zu einer Fratze aus Schmerz, Hass und Zorn. Er blutete stark, focht jedoch mit der Kraft eines Todgeweihten. Plötzlich stieß Ra- fael ihm seinen Degen so tief ins Herz, dass die Spitze hinten wieder heraustrat.
Er zuckte nicht einmal zusammen, als Orlando starb.
Rafaels Empfindungen richteten sich ungleich stärker auf seine reglose schöne Frau auf dem Boden der Zelle. Er zog Orlando die Klinge aus der Brust und ließ sie auf den leblosen Körper seines Halbbruders fallen.
Dann eilte er zu Daniela, kniete sich neben sie und berührte sanft ihr Gesicht. Seine Stimme war kaum zu vernehmen. „Meine Liebste ...“
Sie bewegte sich nicht.
Er schluckte und berührte mit zitternden Fingern ih- ren Hals. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er ihren schwachen, aber regelmäßigen Puls spürte.
Behutsam hob er sie auf die Arme und drückte ihr einen innigen Kuss auf die Stirn. Los, meine Kämpferin. Du musst durchhalten. Verlass mich nicht, Daniela. Bleib bei mir. Er erhob sich und trug ihren reglosen Körper wie den größten Schatz der Welt aus dem Verlies. Immer wieder küsste er ihre schweißüberströmte Stirn und flüsterte ihren Namen.
Doch sie rührte sich nicht.
20. KAPITEL
„Mama, sie ist wach.“
Daniela vernahm eine leicht heisere weibliche Stimme in ihrer Nähe, dann hörte sie das Rascheln von Röcken.
„Lass sie in Ruhe, Serafina. Sie muss langsam zu sich kommen“, tadelte eine andere Frauenstimme.
Die erste Stimme erinnerte an einen fröhlich plätschern- den Bach, während die zweite gelassener klang und Daniela an einen warmen Herbsttag denken ließ.
„Oh, Mama, ist sie nicht wunderschön? Kein Wunder, dass Rafael so hingerissen von ihr ist. Sie ist wie eine entzückende kleine Puppe.“ Sie seufzte wehmütig. „Ich wollte schon immer eine Schwester haben.“
„Ich finde sie sehr jung“, sagte die ältere Frau. Es klang mütterlich besorgt. Daniela spürte eine weiche Hand, die sich auf ihren Unterarm legte.
„Ich wünschte, sie würde aufwachen.“
Die Hand streichelte sie sanft. „Sie hat Schreckliches durchgemacht, das arme, mutige Kind.“
Es klang so viel Zärtlichkeit aus diesen Worten, dass Da- niela die Kraft fand, die Augen zu öffnen. Die Welt um sie her war noch verschwommen und drehte sich etwas, aber sie konnte zwei ovale Gesichter erkennen, die sich über sie beugten.
Das Erste, was sie eindeutig ausmachen konnte, waren zwei unwirklich schöne veilchenblaue Augen, die sie aufmerksam betrachteten. Noch nie zuvor hatte sie eine solche Farbe gese- hen. Allmählich wurde ihr klar, dass sich die lachende Göttin aus dem Hochzeitsbild über sie beugte.
Im wirklichen Leben war Prinzessin Serafina noch atembe- raubender. Ihr strahlendes, offenes Lächeln weckte Daniela wie ein frischer Windhauch im Frühling.
Daniela drehte den Kopf leicht zur Seite und sah, dass die ältere Frau geduldig auf sie herabschaute. Ihre Augen unter den goldblonden Wimpern schimmerten sanft. Sie war dem
Anschein nach noch nicht fünfzig und hatte ihr goldbraunes Haar lose hochgesteckt.
Königin Allegra!
Als sie die Frau erkannte, war Daniela entsetzt, weil sie so hilflos im Bett lag.
„Majestät“, brachte sie mühsam hervor und versuchte sich aufzusetzen. Sie konnte sich nicht erinnern, warum oder wie lange sie eigentlich hier war. Sie wusste nur, dass sie sich in Gegenwart der Königin befand und sich dementsprechend zu benehmen hatte.
„Bleiben Sie liegen“, befahl Ihre Majestät und drückte sie in die Kissen zurück.
Daniela blickte sie entschuldigend an. In ihrem Kopf pochte es schmerzhaft.
„Serafina, hol ihr etwas Wasser.“
Daniela schloss die Augen und konnte sich
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