Gaelen Foley - Amantea - 03
ver zu. „Gott sei mit Ihnen, Principessa.“ Mit diesen Worten verschwand er.
Daniela flehte im Stillen, dass er und Leo es sicher aus Or- landos todbringender Falle schaffen würden. Dann lud sie mit zitternden Händen die Pistole. Sie würde nur einen Schuss haben, da ihr keine Zeit bliebe, um nachzuladen. Wenn die- ser Schuss ihn verfehlte? Ach, könnte sie ihn doch nur auf irgendeine Weise außer Gefecht setzen ...
Mit wild schlagendem Herzen dachte sie verzweifelt nach, während sie die Waffe entsicherte. Plötzlich kam ihr eine teuflische Idee.
Daniela sah zuerst den Lederbeutel in ihrer Hand und dann die Gittertür an.
Sie konnte selbst eine furchtbare Falle für Orlando stellen. Es bedeutete zwar ein großes Risiko, aber der Herzog war ge- radezu übernatürlich stark. Eine Kugel würde ihn vielleicht nicht aufhalten.
Es ist meine einzige Hoffnung.
Sie lief zur Tür, kniete sich hin und schüttete das Schieß- pulver in einem größeren Kreis auf den Boden. Sobald Or- lando die Tür öffnete, würde er in den Kreis treten. Dann wollte sie einen Schuss auf das Pulver abgeben und da- durch eine gefährliche Explosion auslösen. Er würde durch das Feuer lange genug außer Gefecht gesetzt sein, damit sie an ihm vorbeilaufen und ihn einsperren konnte. Dann soll- ten Rafael oder Lazar mit ihm das tun, was sie für richtig hielten.
Und wenn der Schuss nicht genügte?
Er musste es.
Feine Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, als sie daran dachte, dass ihr Leben von einem einzigen Schuss abhing.
Plötzlich vernahm sie Schritte, die auf die Zelle zukamen.
Sie ging in die am entferntesten liegende Ecke und wartete mit wild pochendem Herzen auf ihren Peiniger.
Er erschien vor der Gittertür. Seine Augen funkelten vor Triumph darüber, dass er die beiden Soldaten beseitigt hatte. Für einen Moment war sein Lächeln jedoch so strahlend, dass sie ihn beinahe mit Rafael verwechselte. Sie zögerte abzudrücken.
Mit rasendem Puls beobachtete sie, wie er die Tür auf- sperrte.
Als er sie öffnete, holte Daniela tief Luft. Dann trat er in die Zelle, und sie feuerte den Schuss ab.
Zu spät!
Er war bereits aus dem Kreis getreten, als die Flammen hin- ter ihm hochschlugen. Vor Schmerz schrie er auf und stürzte nach vorn. Daniela rannte an ihm vorbei, doch mit einem gurgelnden Laut packte er sie an den Beinen, so dass auch sie hinfiel. Sie schrie und wehrte sich wie eine Wahnsinnige, während ihr der beißende Rauch in die Lunge stieg.
In dem Nebel, der sich nun in der Zelle gebildet hatte, kniete Orlando über ihr. Sein Gesicht war verletzt, und er blutete heftig. Sein rabenschwarzes Haar und seine Kleidung waren angesengt. Und er war außer sich vor Wut.
Er bedachte sie mit den schlimmsten Schimpfnamen, die sie jemals vernommen hatte.
Mit seinen eisgrünen Augen sah er sie rachsüchtig an. Da wusste Daniela, dass sie weder den ersten Schrei ihres Kin- des noch einen weiteren Kuss von Rafaels Lippen erleben würde.
Orlando holte aus und schlug mit aller Kraft zu.
Daniela wurde durch die Zelle geschleudert und stürzte mit dem Gesicht nach unten zu Boden.
Er zerrte sie hoch, um sie wieder zu schlagen. Es folgten vier, fünf weitere Schläge, die sie am Kopf und am Körper trafen. Sie war so benommen, dass sie nicht einmal weinen konnte, geschweige denn sich wehren.
Er wird mein Kind umbringen, dachte Daniela und ver- suchte, seinen Schlag gegen ihren Bauch abzuwehren. Aber ihr war von den Hieben gegen den Kopf so schwindlig, dass sie nicht mehr klar sehen konnte. Sie wollte nur noch, dass es aufhörte. Sonst nichts mehr. In ihren Ohren dröhnte es, und sie schmeckte Blut auf ihren Lippen; ein Zahn saß locker. Sie war bereits halb bewusstlos, als sich Orlando auf sie setzte und ihr den Kragen ihres Hemds aufzureißen begann.
Plötzlich sah sie in dem Spalt, den der Soldat breiter gemacht hatte, eine Erscheinung. Ein goldener Engel war gekommen.
Schweigend glitt er in die Zelle und trat hinter Orlando. Sie atmete auf, unendlich froh, ihn zu sehen, denn sie wuss- te, dass er sie auf seinen Schwingen in den Himmel tragen würde.
Doch da erhaschte sie durch den Nebel vor ihren Augen einen Blick auf sein hartes, markantes Gesicht. Es war nicht der Engel der Gnade, der da erschienen war. Schöner denn je war er mit seinen goldgrünen Augen: der Engel der Rache und des Todes, der nun sein juwelenbesetztes Schwert hob.
Rafael, dachte sie, ehe sie das Bewusstsein verlor und in eine tiefe Dunkelheit
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