Gaelen Foley - Amantea - 03
Willen seines Vaters eine Braut gewählt hatte.
Die Minister waren empört und äußerten dies auch. Rafael schlug ihnen daraufhin vor, den Raum zu verlassen, wenn es ihnen nicht gefiel.
Nur Bischof Justinian hatte dies auch getan. Er war sogar so weit gegangen, ihnen anzudrohen, sie nicht zu verheiraten, bis der König seine Einwilligung gegeben hatte.
Contessa Daniela war beim Zornesausbruch des Bischofs zusammengezuckt. Sie schien sich ihrer Bedeutung nicht be- wusst zu sein und merkte nicht, dass der Prinz sie dazu be- nutzte, sich vor den anderen zu beweisen. Allerdings fühlte sich Daniela sichtlich unwohl. Aber Rafael ließ nicht von ihr ab und flüsterte ihr von Zeit zu Zeit etwas ins Ohr.
Mit ihren großen blauen Augen blickte sie ängstlich und unsicher drein. Orlando fiel jedoch auf, dass allmählich ein zorniger Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien, je länger die alten Männer Rafael ärgerten und verhöhnten. Schließ- lich schien sie sogar damit zufrieden zu sein, auf dem Schoß des Kronprinzen zu sitzen, um ihm auf diese Weise Rückendeckung zu geben.
Der Liebhaber und die Kämpferin, dachte Orlando und schüttelte den Kopf.
Rafaels zarte Berührung schien das Einzige zu sein, was die hübsche Raubkatze davon abhielt, über den Tisch zu springen und die Männer anzufauchen, die es wagten, Amanteas zu- künftigen König nicht gebührlich zu behandeln. Rafaels und Danielas gemeinsame Front brachte die Minister schließlich zum Schweigen.
Die jüngeren Männer – vor allem Adriano und Niccolo – , die ebenfalls anwesend waren, wechselten angewiderte Blicke mit Orlando, wagten es aber nicht, sich offen gegen Rafael zu stellen.
Einen kurzen Moment lang blickte Orlando Adriano fest in die Augen. Dann wandte sich der schöne junge Mann be- schämt ab. Orlando freute sich insgeheim. Er wusste, dass die Schwachstelle des Prinzen bei seinen Freunden lag. Adriano war eifersüchtig, flammte rasch auf und war kei- neswegs zuverlässig. Es überraschte den Vetter des Kron- prinzen nicht, dass Adriano so feindselig Contessa Daniela gegenüberstand.
Die Signorina lauschte aufmerksam dem, was um sie herum
besprochen wurde. Gelegentlich lehnte sie sich zu Rafael und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jedermann sah, dass er ihren Worten volle Aufmerksamkeit schenkte, doch selbst die mutige Contessa Daniela war nicht tollkühn genug, ihre Gedanken im Kabinett des Königs laut auszusprechen.
Die Zusammenkunft zog sich hin. Don Arturo war, wie so oft, äußerst einschläfernd und nahm keine von Rafaels Anre- gungen auf. Der Kronprinz blieb ruhig, rückte aber nicht von seinem Veto ab, das er gegen die neu vorgeschlagene Steuer des Premierministers einlegte.
Immer wieder streichelte Rafael seine Braut, als ob sie eine Katze wäre, die auf seinem Schoß saß.
Es war für Orlando schier unerträglich, beobachten zu müssen, wie Rafael langsam und besitzergreifend über Da- nielas Arm strich. Ohne es zu wollen, stellte sich der Vetter vor, wie die beiden einander liebten. Eine solche Frau, dachte er, gibt sich nur einem glücklichen Mann ganz und gar hin. Und vor seinem inneren Auge sah er, wie er es war, dem ihre Liebe galt.
Das Paar schien sich auch ohne Worte zu verstehen, und die gegenseitige Anziehung war für alle Anwesenden deutlich zu spüren. Die meisten fühlten sich unbehaglich und hatten das Gefühl, dass Rafael sie mehr duldete, aber nicht wirklich brauchte.
Er schien nur noch Daniela und vielleicht ein Bett zu benötigen.
Als die Herren um halb elf eine kurze Pause einlegten, stellten sich einige von ihnen am Ende der Halle zusammen und echauffierten sich über den Prinzen. Orlando war jedoch nicht davon überzeugt, dass es nur körperliches Verlangen war, das seinen Verwandten dazu brachte, die junge Dame bei sich zu behalten.
Daniela und Rafael sprachen leise miteinander, nachdem die alten Männer den Raum verlassen hatten. Verstohlen be- obachtete Orlando die beiden. Er sah, wie sie ihm sanft über die Wange strich und einen zärtlichen Kuss gab.
Vielleicht war Orlando der Einzige, der wirklich bemerkte, wie Rafael sich unter dem Einfluss der Contessa Daniela ver- änderte. Eines war jedenfalls sicher: Was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war bereits schlimm genug, dass die Öffentlichkeit sich allmählich hinter Rafael zu stellen be- gann, nachdem er den beliebten maskierten Reiter gerettet hatte. Nun sah es auch ganz so aus, als ob die Contessa sei-
nen Retter verteidigen wollte,
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