Gaelen Foley - Knight 01
Farm in die Straße nach Haverstock Hill. Fahren Sie bis zur Adelaide-Kreuzung und dann noch eine Meile geradeaus. Am rechten Stra- ßenrand, ein Stück zurückgesetzt, steht ein Cottage mit Strohdach. Dort erwarte ich Sie. Neun Uhr abends ist mir recht. Bringen Sie Miss Hamilton mit. D. B.
Juwelengeschmückt und von Verehrern umgeben, saß Bel in ihrer sündhaft teuren Loge im Royal Theatre am Haymarket und starrte in tiefstem Elend auf die Bühne.
Nachdem sie die Sache mit Hawkscliffe ruiniert und außer- dem noch die goldene Regel der Kurtisanenzunft gebrochen hatte, war es wohl an der Zeit, sich nach einem neuen Gönner umzusehen. Harriette hatte ihr geraten, immer nach dem nächsten reichen Liebhaber Ausschau zu halten. Vielleicht war es an der Zeit, diesen Ratschlag zu befolgen.
Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie ihn ins Gesicht ge- schlagen hatte. Ob er wirklich glaubte, dass sie nur auf sein
Geld aus war? Voller Verzweiflung erkannte sie, dass sie den Bruch nur wieder kitten konnte, wenn sie ihm die Wahrheit sagte.
Den Liebesakt hatte sie wirklich genossen und sich mit ei- nem Eifer daran beteiligt, dass ihr jetzt die Röte in die Wangen stieg. Wie sollte sie ihm die tief sitzenden Ängste erklären, die von einem einfachen Klirren ausgelöst worden waren? Es wie- der gutzumachen bedeutete, ihm von dem Gefängnisaufseher zu erzählen, und sie brachte es einfach nicht fertig, ihm ihre Schande zu offenbaren. Robert hatte den widerwärtigen Un- hold selbst gesehen. Am Ende dachte er noch, sie hätte es ir- gendwie herausgefordert. Am Ende dachte er, sie hätte den Aufseher trickreich bezirzt, um für ihren Vater besondere Pri- vilegien zu erwirken. Sie ertrug die Vorstellung einfach nicht, dass sie ihm ihren Schmerz anvertraute und er sie dann noch schlimmer demütigte, indem er die Fakten falsch interpretier- te.
Schließlich war sie in seinen Augen nur eine Hure, eine Frau, die mit Hilfe ihres Körpers ihre Ziele durchsetzte. Und das war sie ja auch. Aber damals nicht.
Er würde es nicht verstehen.
Verstohlen betrachtete sie die Männer, die neben ihr in der Loge saßen. Wie sollte sie denn mit ihnen zurechtkommen, wenn sie nicht mal mit dem Mann, den sie anbetete, ins Bett gehen konnte?
Als sie nach der Oper zurückfuhr und vor dem Knight Hou- se aus ihrem vis-à-vis stieg, wappnete sie sich innerlich für das Zusammentreffen. Was Hawkscliffe wohl davon hielt, dass sie allein ausgegangen war? Hatte er es überhaupt bemerkt?
Mit einem tiefen Seufzer hob sie ihre Röcke, um die große ge- schwungene Treppe zu erklimmen. Sie hatte sich damit abge- funden, ihn heute nicht mehr zu sehen, doch auf halbem Weg hörte sie das Klicken seiner Stiefel auf dem Marmorboden und kurz darauf seinen kultivierten Bariton.
„Einen Moment, bitte.“
Sie hielt den Atem an und wandte sich um. Er stand in der Eingangshalle, groß, weltgewandt und ganz in Schwarz, mit dem Rücken zu ihr. Seine ganze Haltung strahlte Hochmut aus. „Ja?“ fragte sie atemlos.
Er musterte die Eingangstür. „Morgen Abend um neun tref- fen wir auf Dolph Breckinridge. Was deine Rolle betrifft, habe
ich noch einige Anweisungen für dich.“
„Ist gut“, erwiderte sie schwach, von seinem kühlen Ton ver- schreckt.
„Danach darfst du gehen, sobald und wohin es dir behebt.“ Als sie das hörte, starb etwas in ihr.
Wieso schockierte sie die Nachricht, dass er sie so bald wie möglich loswerden wollte? Sie blickte zu der fernen, finsteren Gestalt, während ihr von neuem das Herz brach. Sie wollte ihn anflehen, brachte jedoch nur ein gezwungenes „Ich verstehe“ heraus.
„Gute Nacht ... Miss Hamilton. “ Er starrte auf den Fußbo- den, und das Kerzenlicht schimmerte in seinem schwarzen Haar.
Sie konnte nicht antworten, ihr blieb jedes Wort in der Keh- le stecken. Sie hatte das Gefühl, als löste sie sich auf, doch nachdem nichts mehr zu tun, nichts mehr zu sagen war, nahm sie sich zusammen, hob blind das Kinn und ging starr in ihr Schlafzimmer.
15. KAPITEL
Der nächste Abend rückte nur zu schnell heran.
Als sie und Robert Richtung Hampstead Heath trabten, hät- te Bel am liebsten den grauen Wallach herumgerissen, um nach London zurückzureiten, wusste sie doch, dass ihr verhasster Feind Dolph darauf wartete, sie zu der Seinen zu machen, doch sie wollte Robert nicht im Stich lassen. Wenn sie ihre Rolle heute Nacht mutig spielte, wenn sie ihm half, seine geliebte Lady Coldfell zu rächen, fand sie vielleicht wieder Gnade
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