Gaelen Foley - Knight 01
Kamine von Knight House geschickt, um sie sauber zu machen. Meine Köchin hat ihn auf dem Küchen- fußboden gefunden, völlig erschöpft und halb verhungert. Die Köchin und Mrs. Laverty – das ist die Haushälterin – haben ihn dabehalten und gesund gepflegt. Zuerst hat er als Küchenjun- ge gearbeitet, aber dann hat er sich als so geschickt im Umgang mit Pferden erwiesen, dass wir ihn in die Ställe versetzt haben. In zehn Jahren ist er vielleicht mal Oberkutscher.“
„Was für eine gute Tat“, meinte sie leise.
Er senkte das Kinn, ganz verlegen über dieses Lob. „Glauben Sie mir, es war ganz allein Mrs. Lavertys Verdienst.“ Unver- mittelt fuhr er fort: „Ich würde mich freuen, wenn Sie mich Ro- bert nennen würden.“
Sie lächelte ihn an. „Wie Sie wünschen.“
Beide sahen sie zu Boden, während sie nebeneinander her- gingen. Ab und zu streiften sich ihre Hände, ein subtiler Flirt, der ihn mehr erregte, als er sich eingestehen wollte.
Leicht zögernd lächelte sie ihn an, als sie hinter einer Baum- gruppe zum Stehen kamen. „Ich befürchte, nach der Spritz- tour durch den Hyde Park wird man Ihnen bei Almack’s den
Zutritt verwehren.“
„Almack’s“, schnaubte er und dachte mit Grauen an die langweiligen Quadrillen, die er dort mit den sittsamen, heirats- fähigen Töchtern seiner Parteifreunde absolviert hatte. Ver- mutlich würde er eine von ihnen binnen Jahresfrist heiraten.
Was für ein deprimierender Gedanke.
Höchstwahrscheinlich würde er am Ende Coldfells gehörlo- se Tochter nehmen, vor allem aus Mitleid und Ritterlichkeit. Lady Juliet schien ein liebes, gehorsames Kind zu sein, den we- nigen Malen nach zu urteilen, die er sie zu Gesicht bekommen hatte. Da sie wohl auf Grund ihrer Behinderung keinen ande- ren finden würde, schien es ihm das Richtige zu sein, wenn er sie heiratete.
„Als ich siebzehn war, wäre ich beinahe zu Almack’s gegan- gen“, meinte Miss Hamilton mit einem Seufzer und hängte sich bei ihm ein.
„Was ist geschehen?“
„Kurz vor meinem lang erwarteten ersten Besuch dort ist meine Mutter gestorben ...“
„Das tut mir sehr Leid.“
„Danke, schon gut.“ Sie lächelte ihn an. „Während des Trau- erjahres konnte ich natürlich nirgends hingehen.“
„Sie hätten gehen sollen, wenn das Ihre Stimmung gehoben hätte.“
„Was denken Sie, ob sie mich jetzt wohl reinlassen?“ fragte sie mit einem ironischen Lächeln.
„Na, na, meine Liebe.“ Er lachte leise und tätschelte ihre Hand. „Sie versäumen nicht viel. Das Essen ist schrecklich, der Punsch schwach, die Gesellschaft langweilig, und die Tanzflä- che ist so uneben, dass das gesamte Gebäude verboten gehört. Außerdem kann man dort nicht Vingt-et-un um einen Kuss spielen.“
„Na, dann tut es mir nicht Leid, dass ich dort nicht hindarf.“ Mit einem spitzbübischen Lächeln drückte sie seinen Arm und beugte sich vertraulich zu ihm. „Also, Robert, nun verraten Sie mir mal, wo ein Musterknabe wie Sie so küssen gelernt hat.“
Er zog die Augenbrauen hoch und sah sie an.
Sie ließ den Arm sinken und lachte. „Nun?“
„Ich bin in der Welt herumgekommen“, versicherte er ihr lä- chelnd.
„Oho, tatsächlich? Nun reden Sie schon, Hawkscliffe!“
Er lachte. „Das werde ich doch nicht verraten!“
„Ach, kommen Sie schon, mir können Sie es doch sagen!“
„Also gut“, erwiderte er und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Murmeln. „Wenn Sie es unbedingt wissen müssen: Es gab da eine Dame in meiner Bekanntschaft. Eine Witwe.“
„Eine lustige Witwe?“
„Sehr lustig“, wisperte er mit einem Grinsen. „Ich war jün- ger als Sie jetzt. Zwei, drei Jahre war ich ganz krank vor Lie- be“, erklärte er angewidert. „Ich hab sie sogar gebeten, mich zu heiraten.“
„Sie wollten dem Pfarrer in die Falle gehen, Robert? Schä- men Sie sich!“
„Ich weiß, ich weiß, aber ich wollte es eben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich halte nichts von müßigen Tändeleien.“ Sie lachte ihn an, als hätte sie so etwas schon einmal gehört. „Nein? Wovon halten Sie denn dann etwas?“
Er schaute auf das glitzernde Wasser, wollte eigentlich gar nicht antworten, doch das alberne Wort entschlüpfte ihm, be- vor er es verhindern konnte. „Hingabe.“
Sie starrte ihn an, als könnte sie nicht entscheiden, ob es ihm ernst damit war oder er sie nur aufzog, und rang sich dann ein munteres Lächeln ab und ging weiter, als hätte er nichts gesagt. Er merkte, dass
Weitere Kostenlose Bücher