Gaelen Foley - Knight 02
zurückzuhalten. Aber Phillip hätte ihr zugestimmt, dass es jetzt vor allem auf Harry ankam. Und Harry brauchte seine Kinderfrau. Sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken und hob das Kinn. „Ich möchte mit dir über Peg Tate reden.“
„Wie grimmig du aussiehst, meine Liebe. Irgendetwas fehlt doch ... hmmm.“ Plötzlich legte sie in gespielter Überra- schung die Hand an die Wange. „O nein! Könnte es vielleicht deine Unschuld sein? Wo ist dein Heiligenschein geblieben?“
Alice starrte sie kalt an.
Caro lachte glockenhell und erhob sich anmutig. „Lass dich mal anschauen, meine Liebe. Unsere Miss Tugendsam ist gar nicht mehr so tugendhaft, was? Mach dir keine Sor- gen. Keiner weiß, was du getrieben hast – keiner außer mir natürlich. Ah, arme kleine Alice, nun bist du also auch auf die Erde gefallen, wie deine böse Schwägerin. Ich sehe es dir an, aber beunruhige dich nicht, ich werde es niemandem er- zählen. Das ist unser kleines Geheimnis, von dem nur wir Mädchen und Lucien Knight wissen. Verrat mir, wie es an- gefallen hat.“
„Was meinst du?“ fragte sie warnend.
„In seinem Bett“, flüsterte Caro.
Alice biss sich auf die Zunge, um zu verhindern, dass sie etwas sagte, was sie hinterher bereute.
„Ist er nicht wunderbar? Vor allem dieses Geräusch, das er macht, dieses Knurren, kurz bevor er ... na, du weißt schon“, murmelte sie spröde.
Alice hatte das Gefühl, als wäre sie gerade von einem De- gen durchbohrt worden, und starrte sie nur mit einem flam- menden Blick an.
„Na, na, was haben wir denn da? O ... wie dumm von dir“, wisperte sie. „Du hast dich doch nicht etwa in diesen Wolf verhebt?“
Alice brachte keinen Ton heraus und konnte sie nur voll Wut und Elend anstarren.
„Aber du hast es getan, nicht wahr? Ja, natürlich. Eigent- lich war von dir nichts anderes zu erwarten.“ Caro legte die Hände übereinander, warf den Kopf in den Nacken und lach- te in zierlichem Spott. „O Alice, du arme, arme Närrin.“
Alice blieben die Worte im Hals stecken, sie erstickte fast an ihnen. In Gedanken suchte sie fieberhaft nach einem an- deren Thema, denn sie konnte diese Tortur keine Sekunde länger durchstehen. „Wie ich höre, hast du Harry geschla- gen“, stieß sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ach ja? Hat dir das dieser alte Bullenbeißer erzählt? Nun, zerbrich dir nicht den Kopf über meinen Sohn – er ist mein Sohn. Es wird Zeit, dass man ihm ein wenig Disziplin bei- bringt.“
„Und ausgerechnet du, die selbst keine Disziplin kennt, willst ihn das lehren?“ erkundigte sie sich bitter.
Caro warf ihr einen warnenden Blick zu und stand auf, um
sich aus dem silbernen Service, das auf dem Tisch stand, ei- ne Tasse Tee einzugießen. „Jawohl, und dazu erhalte ich Un- terstützung von dem Mann, der vielleicht bald Harrys neuer Stiefpapa wird. Es gibt einen neuen Mann in meinem Leben – und was für einen! Ein großer, blonder preußischer Kerl. Vielleicht heirate ich ihn, wenn mir danach ist, und dann ge- hen Harry und ich mit von Dannecker nach Berlin.“
Alice wurde kreidebleich. „Das ist doch nicht dein Ernst! Du kannst Harry nicht wegbringen!“
„Keine Sorge, meine Liebe, du darfst auch mit, wenn du möchtest. Aber komm nicht auf die Idee, mir von Dannecker auszuspannen, so wie du es bei Lucien getan hast.“
Alice rang nach Fassung. Sie zwang sich, Caros wilde Plä- ne erst einmal zu ignorieren und sich dem ursprünglichen Grund für diese Konfrontation zuzuwenden. „Caro, du musst Peg Tate wieder einstellen. Wie konntest du sie nur entlassen? Sie ist seit fünfundzwanzig Jahren im Dienst un- serer Familie, ganz zu schweigen davon, dass Harry sie an- betet. Du kannst sie nicht einfach rauswerfen ...“
„Doch, das kann ich, und mit dir könnte ich dasselbe ma- chen, wenn ich es wollte. Nach allem, was du durchgemacht hast, weißt du jetzt bestimmt, wo dein Platz ist. Von deinem Sockel dürftest du jedenfalls heruntergepurzelt sein.“
Alices Nasenflügel bebten vor Zorn, doch sie beherrschte sich. Sie hob zwar das Kinn, verkniff sich aber jede Bemer- kung.
„Ich habe in deiner Abwesenheit ein paar Veränderungen durchgeführt“, fuhr Caro fort. „Es wird Zeit, dass du dich darauf einstellst.“ Die Teetasse in der Hand, wandte sich die Baronin um und sah sie kühl an. „Ich habe mein Leben und meinen Haushalt wieder selbst in die Hand genommen. Von jetzt an möchte ich mit dem Respekt behandelt werden, der mir zusteht. Du,
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