Gaelen Foley - Knight 02
darf – Sie müssen al- so mit mir vorlieb nehmen, mon cheri!“
„Lady Glenwood“, ließ sich Stafford vernehmen. „Mein Freund hier kommt aus Preußen ...“
„Aus Preußen, was?“ Die angetrunkenen Herren stimmten ein großes Hallo an. „Ein Toast auf General Blücher!“
„Danke, meine Herren“, erwiderte Bardou steif. Sein Lä- cheln wurde nur ein wenig starr, doch innerlich tobte er vor Zorn auf diese fröhlichen Narren, die ihr Glas auf den ver-
maledeiten Preußengeneral erhoben.
Stafford lachte nur und nickte Lady Glenwood zu. „Was ich sagen wollte, der Baron ist zum ersten Mal in unserem Land, und ich möchte ihm unsere schönsten englischen Ro- sen vorführen. Mir ist keine eingefallen, die ihn mehr bezau- bern könnte als Sie. Darf ich Sie miteinander bekannt ma- chen?“
„Was für ein Schmeichler Sie doch sind, Stafford. Natür- lich.“ Die Frau richtete ihr strahlendes Lächeln auf Bardou. So abgehärtet er auch war, für einen kurzen Augenblick war er bezaubert.
Sie mochte eine verhasste Anglaise sein, aber sie war ge- nau sein Typ. Außerdem würde sie sich als sehr nützlich er- weisen.
„Lady Glenwood, darf ich Ihnen Baron Karl von Dann- ecker aus Berlin vorstellen“, sagte er förmlich. „Von Dann- ecker, die schöne Lady Glenwood.“
„Guten Tag, Mylord. Willkommen in England“, meinte sie fröhlich. „Ich weiß nicht, ob ich Sie bezaubern kann, wie Stafford mir befiehlt, aber ich werde auf alle Fälle einen Ver- such wagen.“
„Lady Glenwood, es ist Ihnen bereits gelungen“, antwor- tete Bardou und beugte sich über ihre Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen.
„Reizend“, murmelte sie. Er hatte ihr Interesse geweckt. Dreist musterte sie ihn von Kopf bis Fuß und begegnete dann seinem Blick, der in diesem kurzen Moment ebenso viel Lust verriet wie der ihre. „Ich habe die Preußen immer sehr be- wundert“, schnurrte sie. „Sie sind so ... groß. So ... stark.“ Der dünne Dandy neben ihr kicherte über ihren flirtenden Tonfall. Caro verdrehte die Augen. „Baron von Dannecker, gestatten Sie, dass ich Ihnen meinen kleinen Bruder vorstel- le, Viscount Weymouth. Niles, der Baron von Dannecker.“ Bardou nickte dem sehnigen, ungepflegten Kerl zu, der schwankend vor ihm stand. Weymouths Teint war krankhaft bleich, und seine kleinen braunen Augen sahen ganz glasig aus. „Guten Tag“, murmelte er und kicherte dann in sein Weinglas.
Opium, dachte Bardou und verkniff sich ein höhnisches Grinsen.
„Niles, benimm dich. Achten Sie nicht auf ihn, Baron, er
ist vollkommen betrunken“, verkündete Caro und kniff ih- ren Bruder liebevoll ins Kinn, als wäre er ein kleines Kind. „Lassen Sie sich nicht auf ihn ein, er bittet Sie sonst nur um ein Darlehen.“ Sie rümpfte angeekelt die Nase, als Wey- mouth sich weltvergessen am Kopf kratzte und seine Finger- nägel dann genau unter die Lupe nahm.
Selbst Bardou war angewidert. „Lady Glenwood, würden Sie mir einen Tanz gewähren?“
„Aber ja, gern.“
„Tu lieber, was er sagt, Schwesterherz“, flüsterte Wey- mouth. „Diese Preußen lassen nicht mit sich spaßen.“
Bardou schaute ihn warnend an und bot ihr den Arm. Lä- chelnd legte sie die Hand darauf. Weymouths wieherndes Lachen folgte ihnen, als Bardou sie zur Tanzfläche geleitete. Als sie sein leichtes Hinken bemerkte, betrachtete sie ihn neugierig und blieb stehen.
„Wir brauchen nicht zu tanzen, wenn Sie das nicht möch- ten“, meinte sie höflich.
„Aber ich möchte Sie nicht enttäuschen“, entgegnete er leise.
Anzüglich blickte sie zu ihm auf. „Aber mein lieber von Dannecker, ich glaube nicht, dass das möglich wäre.“
10. KAPITEL
Drei Tage vergingen. Wunderbare Tage. Lucien und Alice wurden unzertrennlich. Die beiden interessierte nicht, ob die Welt jenseits der Kalksteinfelsen, die das Tal umgaben, über- haupt noch existierte. Sie respektierte seine Bitte, keine Fra- gen zu stellen, er versuchte nicht, sie zu verführen, und so er- richteten sie eine vorläufige Gemeinschaft, die einfach, keusch und voller Freuden war. Ihre Tage waren erfüllt vom milden Herbstlicht und ländlichen Vergnügungen: angeln, reiten, Hasen und Fasane jagen. Sie ernährten sich von den Früchten des Feldes, lebten im Überfluss der Ernte wie die Könige, tranken Wein und redeten sich vor dem Kaminfeuer bis in die frühen Morgenstunden heiser. Manchmal spielten sie Schach, manchmal lasen sie Gedichte. Am Dienstag reg- nete es, da spielten sie in dem
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