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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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welli- ge Haar mit einem passenden lavendelblauen Band. Sie rieb sich etwas Rouge auf die Wangen und holte dann die paillettenbesetzten Satinschühchen unter dem Bett hervor. Allerdings zog sie sich die schweren Halbstiefel an, da sie noch einen weiten Weg vor sich hatte.
    Verdrießlich beobachtete Amy, wie Miranda den Mantel über das dünne lavendelblaue Kleidchen zog. Miranda schenkte dem Kind ein strahlendes Lächeln und hoffte, es wirke unerschrocken. Amy lächelte matt zurück und öff- nete das Fenster für sie. Jane stand schon auf einem Stuhl und legte das Seil, das Miranda sich als Strickleiterersatz besorgt hatte, über einen der frei liegenden Dachbalken. Prüfend schaute sie jetzt aus dem Fenster, stieg auf das Fensterbrett und ergriff das Seil. Kurz darauf glitt sie am Gebäude nach unten, und dann knirschte der Schnee unter ihren Füßen.
    Sie winkte den Mädchen, damit sie das Seil wieder auf- rollten; und dann warf Amy ihr die Tanzschläppchen nach. Unglücklich winkte ihr das Mädchen nach.
    „Vergiss nicht, mir später, wenn alle schlafen, die Kü- chentür aufzusperren“, flüsterte Miranda nach oben.
    Amy nickte und winkte. „Hals– und Beinbruch!“
    Miranda warf ihr noch eine Kusshand zu, hob ihre Schu- he auf und eilte davon. Der Wintermond schien auf das verschneite Dach der Schule, die drei Meilen außerhalb von Birmingham lag, in Sichtweite des River Cole und des Warwick-Kanals. Es war ein alter, weitläufiger Bauernhof aus grauem Stein mit Schieferdach und weiß gestrichenen Fensterläden. Und dann blieb die Schule mit all ihrem

Elend im Dunkeln zurück, während Miranda über die Fel- der hastete.
    Der Dezemberabend war so still, dass man das Gefühl hatte, als hielte die Welt den Atem an. Zwar war es sehr kalt, aber der Mond und die Sterne glitzerten ganz zauber- haft auf der weißen Schneedecke. Die einzigen Geräusche waren Mirandas Keuchen und ihre hastigen Schritte. Der weiße Hauch strömte wie ein Brautschleier hinter ihr her. Sie sah ein paar Rehe, die auf Futtersuche im Schnee he- rumscharrten. Dann lief ihr ein aufgescheuchter Hase über den Weg. Endlich erreichte sie die verlassene Landstraße und wandte sich nach links. Ein paar Minuten später schlitterte sie über die Brücke, die sich über den River Cole spannte. Sie hasste Brücken. Nachdem sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Eltern ertrunken waren, wollte sie nie mehr mit größeren Wasseransammlungen zu tun ha- ben. Jenseits der Brücke wurde ihr kleines Abenteuer wie üblich richtig gefährlich. Auf dem Anger flackerten die Feuer der Landstreicher. So rasch sie konnte, rannte sie daran vorbei. Das Lager hieß Mud City.
    Es war Birminghams Schandfleck – ein immer größer werdendes Elendsquartier voller Bettler, Taschendiebe, Räuber und jeder erdenklichen Sorte Schurken. Sie hatten ihr Lager einfach auf dem Anger aufgeschlagen und den Bürgermeister und die Stadtväter so eingeschüchtert, dass diese ihnen den Aufenthalt gestattet hatten. Die Soldaten waren nebenan kaserniert, um die Verbrechergestalten im Zaum zu halten. Miranda wusste, dass es unvorsichtig von ihr war, so nah an diesem Viertel vorbeizulaufen, aber sie war spät dran, und es war der schnellste Weg ins Theater. Und kalt war ihr auch. Außerdem wurde ihr nicht so schnell bange.
    Als sie sich dem Theater näherte, sah sie innen die Gas- lichter brennen. Ihr Herz schlug schneller vor Vorfreude. Vor dem Theater drängelten sich die Leute, größtenteils Männer, die Schlange standen, um ein Billett zu ergattern, oder vor dem Hineingehen noch ihre Zigarre zu Ende rauchten. Sie rannte an ihnen vorbei, wobei ihr zahllose anzügliche Blicke zugeworfen und diverse unsittliche An- träge gemacht wurden, was sie ihrem Publikum nicht wei- ter verübelte, da sie schließlich wusste, wie die meisten

Mädchen ihre Gage aufbesserten.
    Sie rannte die Holztreppe hinauf. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Dieser Abend war irgendwie etwas Besonde- res, das spürte sie. Kurz darauf betrat sie mit strahlendem Lächeln die Garderobe.
    „Miss White!“ begrüßten sie die Schauspieler, sie mit ih- rem Bühnennamen ansprechend. Ihren echten Namen wagte sie nicht zu benutzen, denn ihr Onkel Jason würde sie erwürgen, wenn er etwas von ihrer Schauspielerei er- fuhr.
    „Du kommst spät! Wir haben uns schon Sorgen ge- macht“, meinte der Clown.
    „Aber ich würde euch doch nie im Stich lassen, meine Lieben“, erwiderte sie munter und stupste seine rote Wachsnase.

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