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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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Ich habe mich bemüht – so bemüht –, aus dir etwas Rechtes zu machen, aber aus dir wird nie etwas!“
    Trotzig hob Miranda den Kopf. Ihre grünen Augen blitz- ten. O doch! Vielleicht war sie ja böse, stolz und ungebär- dig, aber aus ihr würde doch etwas werden! Sie würden schon alle sehen. Sie wusste genau, was sie wollte, sie hat- te Träume, die sie sich nie nehmen ließe. Träume, die sie weit, weit fort von hier brachten.
    „Hör auf, mich so anzustarren, Mädchen“, warnte Miss Brocklehurst, doch Miranda war zu zornig, um ihr zu ge- horchen. Rebellisch starrte sie die Direktorin an.
    Klatsch!
    Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet. Ihr Kopf flog zur Seite, und Amy unterdrückte einen Schrei, indem sie sich beide Hände vor den Mund presste.
    Nachdem sie sich etwas erholt hatte, bot Miranda frech die andere Wange – wie eine wahre Christin.
    Finster schaute die Direktorin sie an, schlug sie aber nicht noch einmal. „Du freches Stück. Heute Abend be- kommst du kein Essen, und morgen und übermorgen Abend auch nicht. Ich krieg dich schon noch klein! Und dann wirst du die Nachttöpfe leeren – die nächsten zwei Wochen!“
    O nein! Angewidert verzog Miranda das Gesicht.
    „Miss Brocklehurst, gestatten Sie, dass ich mich einmi- sche“, ertönte eine näselnde Stimme von der Tür.
    Miranda versteifte sich und wurde blass. Aufgeblasen wie immer, kam Mr. Reed in den Schlafsaal geschlendert. Vermutlich freute sich der Geistliche über diese Gelegen- heit, die Mädchen im Hemd zu betrachten.
    Aufkeuchend griff Jane nach ihrem Kleid, und Sally

kroch eiligst unter die Decken, während er die Mädchen in Augenschein nahm. Schließlich blieb sein Blick an Amy hängen.
    Miranda gefror das Blut in den Adern. „Ich habe gesagt, dass es keine Absicht war“, rang sie sich ab, um die Auf- merksamkeit des Geistlichen auf sich zu lenken.
    Warnend schaute er sie an. „Was fällt dir ein, FitzHu- bert? Man spricht erst, wenn man gefragt wird.“
    Voll Verachtung hielt sie seinem Blick stand. Schlimmer noch als Miss Brocklehursts Bosheit und Tyrannei war Mr. Reeds Unfähigkeit, die Hände bei sich zu behalten. Und wenn jemand zu bestrafen war, griff er besonders gern zur Birkenrute. Es war schon wieder Wochen her, seit er zum letzten Mal Prügel ausgeteilt hatte. Miranda schluckte, da sie das Schlimmste befürchtete.
    „Diese Ausflüchte beweisen, dass deine moralische Ent- wicklung zu wünschen übrig lässt“, meinte er und schlen- derte lässig auf sie zu, die bleichen, langfingrigen Hände an der Seite. Er hatte schütteres Haar, eine knochige Nase und unruhige Augen, und seine große, magere Gestalt und die gebeugte Haltung verstärkten noch den Eindruck der Heimlichtuerei, den er erweckte. „Bist du vielleicht auch noch stolz auf diesen mutwilligen Akt der Zerstörung, FitzHubert?“
    „Stolz ist die doch schon von Haus aus“, sagte Miss Brocklehurst verächtlich.
    „Hm, ja, die Eitelkeit. Bist du etwa stolz darauf, weil die Männer dich für schön halten könnten?“ Sein Blick glitt über ihren Körper, ihr Gesicht. „Vielleicht hast du ja ver- gessen, dass Stolz zu den sieben Todsünden zählt? Der Stolz hat bereits einen der Erzengel zu Fall gebracht.“
    „Seit Jahren versuche ich schon, ihr dieses Laster auszu- treiben“, verkündete Miss Brocklehurst nickend.
    „Ich ebenfalls, Madam, ich ebenfalls. Leider muss ich feststellen, dass wir beide gescheitert sind“, erklärte er, während er Miranda mit lüsterner Bosheit musterte. „Zu- sätzlich zu Miss Brocklehursts Anordnungen wirst du mor- gen nach dem Elf-Uhr-Gottesdienst in mein Büro kom- men, wo ich dich ... bestrafen werde.“
    Miranda zuckte zurück und schloss die Augen, aber sie verzichtete auf jeden Einwand. Widerspruch würde es nur

noch schlimmer machen. Es ist nicht schlimm, redete sie sich ein. Sie hatte die Demütigung und die Schmerzen ei- ner Tracht Prügel schon öfter überstanden. Hauptsache, Amy war wieder gerettet – und sie kam rechtzeitig zur Vor- stellung. Wenn sie heute Abend ihren Traum ausleben konnte, würde sie die Sache morgen auch überstehen.
    Als sie Amy weinen hörte, befürchtete sie schon, das Mädchen könnte vor lauter schlechtem Gewissen gestehen. Sie warf dem Kind einen scharfen Blick zu. Halt den Mund.
    Sosehr sie Miss Brocklehurst verachtete, sosehr sie Mr. Reed verabscheute, verfluchte sie in diesem Augenblick doch vor allem ihren Onkel Jason, der sie einfach ihrem Schicksal überlassen hatte

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