Gaelen Foley - Knight 03
seine Schnelligkeit, aber mütterlicherseits stammt er von den Wüstenpferden der Scheichs ab. Die legen Wert auf Ausdauer. Alles, was er jetzt noch braucht, ist eine Stute. Oder einen Harem – wie bei den Scheichs“, fügte er mit einem jungenhaften Grin- sen hinzu.
Sie lachte leise. „Warum bist du nicht zur Kavallerie ge- gangen, wenn du so pferdenärrisch bist?“
„Genau aus diesem Grund. Es ist schlimm genug, wenn man mit ansehen muss, wie ein Mann zerfetzt wird, aber Pferde wissen nicht mal, worum es geht.“ Sein Lächeln er- losch.
Miranda setzte sich auf einen Heuballen und stützte die Wange in eine Hand, während er rasch die Pferdepflege ab- schloss. Als Zeus schließlich geräuschvoll seinen Hafer mampfte, hob Damien das Gepäck auf und bedeutete Mi- randa, ihm zu folgen. Sie eilte ihm hinterher, quer über den Hof und die paar Stufen zum Eingang empor. Im Gasthof ging es angenehm lebhaft zu. Links vom fröhlich gelb ge- strichenen Empfang befand sich ein dunkler, gemütlicher Schankraum, rechts ein eleganterer Speisesaal.
„Guten Abend, Sir, Madam! Hier entlang bitte“, grüßte sie ein höflicher kleiner Mann am Empfang.
Damien trat näher, während ein Träger die Tür hinter ih- nen schloss und die kalte Winterluft aussperrte. Miranda
zog die Handschuhe aus und folgte ihm zum Tresen.
Der Wirt reichte Damien das Gästebuch. „Sie können gleich für Ihre Gattin mit unterzeichnen, Sir.“
„Die junge Dame ist mein Mündel“, erklärte er barsch und warf dem Mann einen finsteren Blick zu, ehe er die Fe- der ins Tintenfass tauchte und unterschrieb. „Wir brau- chen zwei Zimmer und für morgen außerdem einen Platz in der Postkutsche nach London.“
„Äh, ja, natürlich, verzeihen Sie meinen Irrtum.“ Der Wirt wirkte nicht sonderlich überzeugt, was die Beziehung zwischen Damien und seiner jungen Begleiterin anging. Er spitzte die Lippen und nahm das Gästebuch in Empfang. „Also dann, zwei Zimmer und ein Billett nach London, Mr. ... äh – ja, du lieber Himmel!“ Der Wirt blickte von Da- miens Namen auf. „Colonel Lord Winterley! Was für eine Ehre, Sie hier bei uns begrüßen zu dürfen!“
„Danke“, murmelte er und zupfte sich verlegen am Hals- tuch.
Verschiedene Gäste hatten den Ausruf des Wirts gehört und reckten nun die Hälse.
Miranda zog eine Augenbraue hoch. Er betrachtete sie abwesend und schaute sich dann mit angespanntem Lä- cheln im Raum um, während sich die Gäste und das Perso- nal vor ihm verneigten.
„Guten Abend“, sagte er und nickte den Leuten höflich zu, die ihn mit offenem Mund anstarrten.
Miranda beobachtete die Szene amüsiert, während der Wirt vor Begeisterung kaum noch an sich halten konnte.
„Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – gut ge- macht, Mylord, ganz hervorragend!“
„Danke.“
Der Mann reichte ihm zwei nummerierte Zimmerschlüs- sel und gab ihm dann die Goldsovereigns zurück, mit de- nen er bezahlt hatte. „Also wirklich, Mylord, von Ihnen nehme ich keinen Penny! Ich wünschte bloß, ich könnte Ih- nen und der jungen Dame die besten Räume geben, aber die sind leider schon vergeben. Zurzeit ist viel los auf den Straßen, von wegen der Feiertage.“
„Das ist schon recht. Bitte, nehmen Sie doch.“ Er schob die Münzen wieder zurück.
Der kleine Mann grinste. „Kommt überhaupt nicht in
Frage, Colonel.“
Damien lachte. „Also gut. Dann servieren Sie den Jungs im Schankraum ein, zwei Runden, mit meinen besten Grü- ßen.“
„Mach ich, Sir“, entgegnete der Wirt vergnügt. „Bitte zö- gern Sie nicht, uns zu rufen, wenn etwas fehlt. Die Kutsche fährt morgen früh um Punkt sieben Uhr ab. Frühstück gibt es ab halb sieben, Miss.“
Miranda nickte dem Mann zu.
„Hungrig?“ erkundigte sich Damien, als sie, gefolgt von zwei Gepäckträgern mit ihren Taschen, auf die Treppe zu- gingen.
„Was für ein toller Bursche!“ – „Ein Prachtkerl von ei- nem Engländer!“ – „Adel verpflichtet eben“, tuschelten die Leute und ließen ihn nicht aus den Augen.
„Himmel, Damien, warum hast du mir nicht erzählt, dass du Napoleon ganz allein besiegt hast?“ flüsterte Miranda ihm zu, als sie den ersten Treppenabsatz erreicht hatten.
„Ich dachte, das weißt du schon“, gab er ironisch zurück.
„Katzbuckeln die Leute denn immer so vor dir?“
„Nein.“
„Doch, bestimmt. Du bist nur bescheiden“, schalt sie spielerisch und musterte ihn dabei aufmerksam. „Aber richtig wohl ist dir bei all dem
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